Es ist erfreulich, dass Du immerhin zugibst, dass Wells Fargo kein Angebot, und schon gar kein Angebot mit einem positiven Kaufpreis, für Wamu abgegeben hat. Viele sind noch nicht mal so weit.
Danach bedienst Du Dich einer Technik, die mir in der Wamuwelt schon oft begegnet ist: man muss zähneknirschend akzeptieren, dass der Kritiker recht hatte, führt aber sofort die Diskussion auf eine neue Ebene, um erneut die eigene Theorie (im Wesentlichen, dass alles Beschiss war) zu stützen.
Und mehr noch. Man führt einfach eine Behauptung ins Feld, welche der Kritiker unmöglich widerlegen kann. In diesem Fall die Behauptung, dass Wells Fargo eben deshalb nicht geboten hätte, bzw. höchstens vorgeschlagen hätte, ein Negativgebot abzugeben, weil die FDIC bzw. Bair eben darauf hingearbeitet hätten.
Kann Pfandbrief nun beweisen, dass es nicht so war?
Nein, natürlich nicht. Ich war ja nicht dabei, und falls FDIC bzw. Bair so korrupt sind, derartiges zu tun, würden sie es wohl kaum öffentlich machen.
Das ist eine sehr einfache Methode, eine Diskussion zu führen. Sie ist aber nicht zielführend, wenn das Ziel darin besteht, die Wahrheit herauszuarbeiten. Positionen müssen falsifizierbar sein, sonst kann man einfach jede BELIEBIGE Verschwörung behaupten.
Ich kann also lediglich darauf aufmerksam machen, dass das Abhalten von potenziellen Mitbietern nicht im Interesse der FDIC sein kann. Die FDIC konnte zu dem Zeitpunkt, als sie die Auktionsbedingungen an potenzielle Käufer (wie JPM, aber eben auch wie Wells Fargo) verschickte, ja gar nicht wissen, ob IRGENDWER ein positives Gebot abgeben würde. Im Falle, dass niemand ein solches Gebot abgegeben hätte, wäre man natürlich gezwungen gewesen, die Struktur der Auktion dergestalt zu ändern, dass auch Negativgebote möglich gewesen wären. Das wäre SCHLECHT für die FDIC gewesen. Nicht gut. Dann hätten sie -- wie bei fast allen anderen bank seizures der letzten Jahre -- drauflegen müssen, um die Transaktion zu ermöglichen.
Du kannst Dich jetzt selber fragen, was realistischer ist. Dass JPM der einzige Bieter im Rahmen der FDIC-Auktionsstruktur war, einfach weil ihnen zum damaligen Zeitpunkt Wamu mehr wert war als allen anderen (wie Wells Fargo, TD, Citigroup, Santander, usw.) -- zum Beispiel deswegen, weil die West Coast Filialen für JPM eine exzellente Ergänzung waren. ODER dass die FDIC alles darangesetzt hätte, möglichst viele potenzielle Bieter zu vergraulen, um ein möglichst schlechtes Resultat zu erzielen.
Man muss einfach IRGENDWANN mal akzeptieren, dass eine Grundeinstellung, die man sich vielleicht mal vor Monaten zugelegt hat, und das aufgrund nicht ausreichender und/oder einseitiger Information, eventuell einfach nicht richtig war. Nach dieser Erkenntnis kann man die Dinge dann aus einem neuen Blickwinkel sehen.
Aber niemand wird dazu gezwungen.