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FTD: Hedge-Fonds patzen wie die WestLB
Der raketengleiche Kursanstieg der VW-Aktie ist nach FTD-Berechnungen zu großen Teilen auf gescheiterte Wetten auf die Kursunterschiede zwischen Stamm- und Vorzugsaktien zurückzuführen.
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Im Zuge dieser sogenannten Spread-Wetten setzen Spekulanten zugleich auf steigende Kurse der Vorzugsaktien und fallende Kurse der Stammaktien von Volkswagen.
So weist die Umsatzentwicklung der beiden Aktiengattungen seit Anfang September klare Parallelen auf, obwohl sich die Aktien vollkommen unterschiedlich entwickelten. Die Stammaktien von Volkswagen legten seit Anfang September um 150 Prozent zu, die Vorzugsaktien brachen hingegen um 60 Prozent ein. Die Kursdifferenz zwischen den Papieren sank aber nicht wie von Spekulanten erwartet sondern stieg und verzehnfachte sich zwischenzeitlich.
Das zwang die Spekulanten ab Montag zum Auflösen ihrer Positionen, als sich die VW-Aktie mehr als verdoppelte. "Die Volkswagen-Vorzüge folgten Montag zunächst dem starken Anstieg der Stämme, brachen dann jedoch ein. Das ist ein klares Indiz, dass Spekulanten die Wetten auf die Verengung der Kursdifferenz in Panik auflösten", sagt Marc-René Tonn, Analyst von M.M. Warburg.
Die nunmehr gescheiterte Strategie schien für viele Hedge-Fonds aus zwei Gründen in den vergangenen Monaten lukrativ: Die Kursdifferenz zwischen den beiden VW-Aktiengattung war bereits vor den jüngsten Kapriolen extrem hoch. Zudem verlor das nur mit den Stammaktien verbundene Stimmrecht relativ an Gewicht für Investoren, da das Aktienpaket aus dem Anteil Porsches und des Landes Niedersachsen eine Mehrheitsübernahme von Volkswagen ohnehin unmöglich machte.
Mit der identischen Strategie auf Volkswagen-Aktien hatten sich im Frühjahr 2007 bereits Händler der WestLB verzockt. Auch sie setzten auf sinkende Kurse der Stämme und steigende Kurse der Vorzüge und mussten am Ende einen Verlust von 100 Mio. Euro hinnehmen.
Nach FTD-Informationen hat die WestLB ihr damaliges Aktienpaket von zehn Prozent der VW-Vorzugsaktien und fünf Prozent der Stammaktien seinerzeit aber nicht etwa liquidiert, sondern an eine andere Bank verkauft, um die Position schnellstmöglich aus den Handelsbüchern zu bekommen.
In Finanzkreisen hält sich derzeit hartnäckig das Gerücht, dass Teile dieser Wette noch immer nicht aufgelöst seien und seinen aktuellen Halter Milliarden kosten könnten. Insgesamt verfügt Volkswagen über 291 Millionen Stamm- und 105 Millionen Vorzugsaktien. Die Vorzüge kommen damit aktuell lediglich auf eine Börsenkapitalisierung von rund 4 Mrd. Euro, die Stammaktien hingegen auf eine 40-mal höhere von derzeit 165 Mrd. Euro.
Eine wichtige Rolle im Kursanstieg von Volkswagen schreiben Händler auch den Banken zu, die Porsche die Cash-Settlement-Optionen auf 31,5 Prozent der VW-Stammaktien verkauft haben. Durch die heftigen Kursschwankungen und den starken Kursanstieg seien die Verkäufer der Option an Porsche in der Bredouille, da bei solchen Geschäften zunächst lediglich eine Teilabsicherung der verkauften Optionen durch den Kauf von Aktien üblich sei.
Der Verkäufer der Optionen kauft dann bei einem Kursanstieg selbst Aktien nach, um das eigene Risiko zu begrenzen. "Genau das war aber diese Woche bei der VW-Kursrally in einem engen Markt entweder unmöglich oder teuer", sagt der Chefhändler einer Wertpapierhandelsbank.
Nun gäbe es zwei Möglichkeiten, hieß es in Finanzkreisen: Entweder hätten die Banken die Cash-Settlement-Optionen nicht vollständig abgesichert und damit ein Milliardenrisiko in der Bilanz. Oder aber sie sitzen nunmehr im Falle einer Vollabsicherung der Optionsgeschäfte auf einem an der Börse aufgepumpten Aktienpaket von 91 Millionen Stammaktien im Wert von 52 Mrd. Euro.
Porsche wiederum habe kein Interesse, dass die Gegenpartei seiner Optionsgeschäfte am Ende zahlungsunfähig ist. Auch dies sei ein Grund, warum Porsche derzeit versuche, Druck vom Kessel zu nehmen. Damit gibt Porsche seinen Optionspartnern die Gelegenheit zum Durchatmen, hieß es.
Autor/Autoren: Christian Kirchner und Nina Luttmer (Frankfurt)
(c) FTD 31.10.2008