Mathias Kiep, vergangenen Freitag hat die TUI angekündigt, dass wir eine weitere Kapitalerhöhung durchführen. Was genau heißt das?
Am 24. März haben wir die vollständig gezeichnete Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten in Höhe von 1,8 Milliarden Euro beschlossen. Das heißt, dass Aktionärinnen und Aktionäre die Möglichkeit haben neue Aktien zu einem geringeren Bezugspreis zu erwerben. So fließt uns als Unternehmen neues Grundkapital zu.
Wieso ist der Aktienkurs nun so niedrig?
Für die vollständig gezeichnete Kapitalerhöhung werden 328.910.448 neue Aktien in einem Bezugsverhältnis von 8:3, also 8 neue Aktien für je 3 bestehende Aktien, und zu einem Bezugspreis von 5,55 Euro angeboten. Da also neue Aktien in den Markt gegeben werden, verringert sich der Aktienwert, das Grundkapital des Unternehmens aber steigt.
Der sehr deutliche Abschlag am Dienstag ist nichts Ungewöhnliches, die Aktien werden ab dem 28. März "ex-Bezugsrechte" gehandelt. Was heißt das konkret? Die Bezugsrechte werden von den Aktien getrennt und können von den bisherigen Aktionären gehandelt werden. Daher gibt es jetzt quasi zwei Teile: die Aktie ohne das Bezugsrecht und das Bezugsrecht selbst, das ebenfalls gehandelt wird und nicht mehr im Aktienkurs eingepreist ist. Um auf den tatsächlichen Wert der Aktie zu kommen, muss man beides wieder zusammenaddieren: den aktuellen Aktienkurs und den Wert des Bezugsrechts. Dieser kann übrigens errechnet werden, ergibt sich aber aus Angebot und Nachfrage an der Börse. Dem bisherigen Aktienkurs ist daher die Summe aus Aktienkurs ex-Bezugsrecht und dem Bezugsrecht gegenüber zu stellen.
Wieso ist diese Maßnahme notwendig?
Während der Pandemie waren wir eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das Staatshilfen erhalten hat. Diese waren notwendig, um den Konzern in einer schwierigen Zeit zu finanzieren. Diese Hilfen waren aber kein Geschenk und müssen natürlich zuzüglich Zinsen zurückgezahlt werden. Bereits im Juli vergangenen Jahres konnten wir einige dieser Staatshilfen und Kreditlinien zurückführen. Nun planen wir mit dem Erlös aus der aktuellen Kapitalerhöhung die vollständige Rückzahlung der WSF-Hilfen sowie eine signifikante Reduzierung der KfW-Kreditlinie, um die Zinskosten und Verschuldung zu senken. Wir erwarten, dass sich im Zuge einer erfolgreichen Umsetzung der Kapitalerhöhung und der angekündigten Rückzahlung der Staatshilfen, die Nettoverschuldung von 3,4 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2022 auf 2,4 Milliarden Euro deutlich verbessern würde. Es wird davon ausgegangen, dass der Bruttoverschuldungsgrad des Konzerns damit für das Gesamtjahr 2023 bereits wieder das Vorkrisenniveau erreichen und auf rund 3,0x sinken würde. Außerdem wird das bisherige Hybridkapital des Bundes vollständig mit echtem Eigenkapital ersetzt. Die Kapitalerhöhung ist also ein wichtiger Meilenstein um in Zukunft profitabel wachsen zu können.
Wer kann an der Kapitalerhöhung teilnehmen und wie lange?
Alle Aktionärinnen und Aktionäre der TUI haben die Möglichkeit ihre Bezugsrechte auszuüben. Informationen dazu erhalten Sie von Ihrer Depotbank. Von der Ausübung der Bezugsrechte sind sanktionierte Aktionäre weiterhin ausgeschlossen. Die Bezugsfrist endet am 17. April 2023. Danach endet auch der Handel mit den Bezugsrechten. Aktionärinnen und Aktionäre, die nicht an der Kapitalerhöhung teilnehmen wollen, müssen nicht tätig werden. Ihre Bezugsrechte werden nach Ablauf der Frist automatisch verkauft.