Honigbrot, ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ein eigentlich so einfacher Vorgang wie die Kapitalherabsetzung zu so vielen Diskussionen, Wirbel und Unverständnis führt. Die Sache an sich ist doch ganz einfach: wenn Du ein deutsches Unternehmen bist, darfst Du neue Aktien nicht unter Nennwert emittieren. D.h. wenn der Nennwert Deiner Aktie 1 Euro beträgt, Dein Kurs aber nur bei 1,x Euro steht, und du weißt, dass bei einer Bezugsrechtsemission die neuen Aktien mit einem Abschlag angeboten werden („TERP Discount“, vllt 30-40% Discount zum Ex-Bezugsrechtspreis im Februar?), dann besteht die Gefahr, dass du zum Schluss die Kapitalerhöhung nicht durchziehen kannst. D.h. wenn TUI eine KE durchziehen will, dann war dieser Schritt technisch NOTWENDIG. Und das hat rein gar nichts mit „windowdressing“, „Taschenspielertrick“, „Entwertung“ oder „Enteignung“ zu tun, sonderlich schlichte Notwendigkeit. Und deshalb hat es das auch bei anderen Aktiengesellschaften gegeben, wie Commerzbank, Paion, Epigenomics, Singulus – auch bei der Lufthansa war er im Gespräch, aber der Bund ist dann zun Nennwert rein.
Das zweite Thema, an dem Du Dich störst, ist scheinbar die Tatsache, dass es überhaupt schon wieder eine Kapitalerhöhung gibt. Und auch dieser Punkt ist schwer nachzuvollziehen, insbesondere deshalb weil man es antizipieren konnte.
Sicherlich war TUIs „asset heavy“ Strategie vor Corona nicht richtig, aber TUI war in den Jahren 2016-19 jedes Jahr profitabel. Dann kommt eine Jahrhundert-Pandemie und die Regierungen sämtlicher Länder sagen Dir, dass sie gerade Dein Geschäftsmodell stoppen und die Leute die Häuser nicht mehr verlassen dürfen, Schiffe in den Häfen und Flieger unten bleiben, etc. Ist das TUIs Schuld, hätte hier ein von Dir angesprochener „Plan mit Fernsicht“ das verhindern können? Antwort überlasse ich Dir.
Im Ergebnis hat TUI dann in den 11 Quartalen der Pandemie rund 6,7 Mrd. Euro Nettoverlust (über 10 Netto-Jahresgewinne) zu verzeichnen gehabt und musste daher über 4 Mrd. an staatlicher Unterstützung aufnehmen. Um das zurückzuführen, macht TUI nun schon die vierte KE in Folge (0,5 Mrd Dez 2020 / 1,1 Mrd Okt 2021 / 0,5 Mrd Mai 2022 / ca. 0,8 Mrd. in Feb 2023 = 2,9 Mrd insgesamt) und hat damit trotzdem noch nicht mal die Hälfte der aufgelaufenen Verluste kompensiert. Ich gehe davon aus, dass TUIs EK per März 2023 wieder verschwunden sein wird, so dass ich auch ab Ende 2023 und in 2024 mind. eine weitere KE erwarte. Starten wir dann die gleiche Diskussion?
Aber was wirfst Du TUI vor, was sollte/könnte TUI in der jetztigen Situation anders machen und warum ist man überrascht darüber, dass die nächste KE kommt?
TUI Verluste
2020: -3139,1 Mio
2021: -2480,9 Mio
9m 2022: -1039,1 Mio
Summe: 6.659,1 Mio
P.S. Deinen UBS Kommentar sehe ich ganz genauso.