Im Nachgang zu den TUI-Zahlen: als TUI-Kursskeptiker muss ich zugegen, dass die Zahlen im Prinzip besser hereingekommen sind als erwartet, u.a. auch der Cash Outflow.
Aber meine Hauptsorge in Bezug auf die Aktie wurde dennoch bestätigt: und zwar die enorme Schuldenlast, mit der TUI nach Covid-19 konfrontiert sein wird. Wenn ich das richtig überblickt habe bzw. schätze, dann wird TUI zum 1. Juli mit rund 5,4 Mrd. neuen Schulden belastet sein. Nehme ich die Wandlung des 0,4 Mrd. Hybrids des Bundes an und addiere aber die ca. 1,0 Mrd. Nettoverschuldung, die TUI bereits zum Ende des Fiskaljahres 2019 auf der Bilanz hatte, dann steht TUI Mitte des Jahres mit 6 Mrd. Euro Nettoverschuldung da (wohlgemerkt: ohne Leasingverbindlichkeiten, die kämen noch dazu). Bei den durchschnittlichen 0,2 Mrd. Free Cash Flow der Jahre 2015-19 bräuchte man ca. 30 Jahre zur Tilgung (ist natürlich nicht die komplette Geschichte).
D.h. unabhängig davon, dass die Leute wieder fliegen wollen und wieviel TUI ab 2022 ggsf wieder verdienen kann, wäre diese Schuldenlast für mich ein Grund, an der Seitenlinie zu bleiben. Zum einen belasten die Zinskosten die GuV und zum anderen gibt es i) wenig Spielraum für notwendige Investitionen, ii) gar keinen Spielraum für Dividenden und iii) notwendige Verkäufe von Tafelsilber bzw. Sale-and-lease-back-Transaktionen, die die GuV zusätzlich belasten könnten.
Basis für meine Schätzung:
Movement in net debt 2020: -3,647m (S. 12 Quelle 1)
Movement in net debt 1Q21: - 756m (S. 20 Quelle 2)
FY21 März-Quartal Schätzung für fixed cost: -275m x 3 = -825m (S. 21 Quelle 2)
FY 21 Juni-Quartal Schätzung: „ moving towards cash break-even“, daraus mache ich mal -200m
Dazu kommt noch die Nettoverschuldung per Ende 2019 von 910m (S. 12 Quelle 1)
Quelle 1: www.tuigroup.com/damfiles/default/...ba0f35ea926a0774aeaf.pdf
Quelle 2: www.tuigroup.com/damfiles/default/...7c5c32805dd751f659e3.pdf