Ich denke, man muss klar differenzieren zwischen den Fahrzeugen die Tesla produziert, und einer Investition in das Unternehmen Tesla.
Dass das Unternehmen Tesla Fahrzeuge mit E-Antrieb bauen kann, die auch zuverlässig funktionieren dürfte ohne Zweifel sein - dass das Pricing diverser Features (FSD) und die Nichteinhaltung von Versprechungen jedoch ebenso fragwürdig sind aber wohl ebenfalls.
Manches mal habe ich den Eindruck, TSLA Investoren sind regelrecht befangen und ignorieren gekonnt die Realität, wenn sich Diskussionen um die Marke Tesla drehen.
Die einen sagen, Tesla sei gar kein Autobauer, sondern >>viel, viel mehr als das<< nur habe das der Markt mal wieder nicht verstanden.
Andere wiederum sind der Meinung dass ein Weggang von Elon dem Aktienkurs von TSLA nicht schaden könne... obwohl man wohl konstatieren muss, dass die Bewertung von TSLA in erster Linie seinem verkäuferischen Talent und den sprühenden Visionen zu verdanken sein dürfte.
Und zuletzt überschlugen sich auf Yahoo sowie auch hier Beiträge zu Produktionssteigerungen, die in einem gesättigten Markt praktisch keine Relevanz haben.
Es interessiert doch auch niemanden, wie viele Autos VW, Mercedes, BMW, GM oder Ford bauen kann - wieso sollte es auch? Aktuell können vielmehr die Hersteller die Verkaufspreise hochhalten, die noch auf prall gefüllte Auftragsbücher blicken können um die Dürreperiode zu überstehen.
Tesla hatte Mitte Dezember noch ein Order Backlog von 144.000 Fahrzeugen (sofern Troy's Prognose zutrifft, also ein kontinuierlicher Rückgang seit den Sommermonaten 2022). D.h. man könnte das Backlog problemlos zur Hälfte mit bereits produzierten Fahrzeugen bedienen. Wooow! Aber was passiert danach, zumal ein max. Output von 1,8 oder gar 2 Mio Fahrzeugen p.a. möglich wäre - also sehr spannend, wie sich die Nachfragesituation in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.
Wie man es jedoch dreht und wendet, hierzulande gibt es dieses Jahr so manchen Gegenwind für den Absatz von Tesla Fahrzeugen zu den aktuellen Preisen:
- sinkende Treibstoffpreise (da Ölpreise aufgrund der erwarteten Rezession unter Druck stehen)
- Reduzierung der Umweltprämien in D (von 5.000 auf 3.000 EUR) für E-Autos mit Nettolistenpreis zwischen 40.000 und 65.000 Euro
- massiv gestiegene Strompreise (Faktor 2 oder sogar mehr)
- Deckelung des Strompreises für 80% des Stromverbrauchs (allerdings bemisst sich dieser gedeckelte Preis auf Vergangenheitswerten)
In USA ist lediglich das Model Y in der 7-Sitzer Ausführung Teil des IRA - ob sich die Käufer bis zu 7.500 USD entgehen lassen und sich trotzdem einen Tesla ordern?
In 2022 war wohl jeder 3. verkaufte gebrauchte Tesla ein 2022er Modell - kann also bedeuten, dass sich so manche den schnellen Dollar verdient haben und ihr neues Modell nach wenigen Monaten zum gleichen Preis weiterverkauft haben. Ich gehe nicht davon aus, dass sich eine derartige Situation dieses Jahr wiederholen wird.
Autokredite, die wohl 10% der Verschuldung der US Amerikaner ausmachen, haben zwischenzeitlich gar einen Zinssatz von 6% und mehr erklommen. Da muss die US Wirtschaft und Arbeitsmarkt schon gut brummen, dass man bereit ist sich zu dem Neuwagenpreis von 50k USD und mehr noch 6% Zinsen ans Bein zu binden.