[18:10, 29.11.06]
Von Stefan Riedel
Auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt/Main trifft sich das "Who is Who" der deutschen Finanzszene. Für Stratec Biomedical eine ideale Plattform, um die Investoren für das Geschäftsmodell als Nischenanbieter für die medizinische Diagnostik zu begeistern.
Stratec
Das Unternehmen entwickelt Analysegeräte für die medizinische Forschung. Dazu zählen Instrumente, mit denen Blutbanken Serologie wie auch Infektionen identifizieren können. Bei den Auftraggebern handelt es sich Branchengrößen aus der Medizintechnik. Abbott Diagnostics zählt dazu, aber auch Johnson&Johnson oder Biomerieux. Für diese ist es kostengünstiger, die Entwicklung der Geräte in Auftrag zu geben. Im Gegenzug kann Stratec damit Skaleneffekte für die Margen entwickeln.
Die Aufgebenstellung ist klar: Stratec entwickelt die Prototypen und behält dabei die Schutzrechte. Um die Entwicklungskosten teilweise zu decken, gibt es in der bis zu dreijährigen Entwicklungsphase Anzahlungen der Partner. Nach der Fertigstellung verpflichten sich diese zur Abnahme von Mindestmengen. Dazu kommt für Stratec der so genannte Razor Blade Effect. Will heißen: Wiederkehrende margenstarke Umsätze durch Ersatzteile und Verbrauchsmatialien, die genau auf die Gerätetypen zugeschnitten sind.
Die Zahlen sprechen für sich. Auf Neunmonatsbasis hat Stratec den Umsatz von 22,7 Millionen Euro im Jahr 2003 auf 51,9 Millionen Euro im laufenden Jahr mehr als verdoppelt. Im selben Zeitraum ging es mit der Vorsteuermarge im Schnitt um 30 Prozent nach oben. Auch auf der Bilanzseite hat die Firma kontinuierlich an Stärke gewonnen. Der Free-Cash-Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit liegt trotz deutlich gestiegenem Personal- und Materialaufwand erstmals über fünf Millionen Euro. Die zunehmende Margenstärke zeigt sich auch darin, dass die Reinvestitionen im Verhältnis zum Rohertrag kontinuierlich rückläufig sind. Zuletzt lagen sie bei 37,7 Prozent.
Zu den Stärken des Geschäftsmodells steht die langfristige Planbarkeit der Umsatz- und Gewinnentwicklung. Für 2006 rechnet Wolfinger mit Einnahmen von 65 bis 68 Millionen Euro. Bis 2010 soll die 100-Millionen-Euro-Marke getoppt werden. Vor allem die Molekulare Diagnostik soll in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass die Gewinndynamik anhält. Auf Vorsteuerbasis (EBT) will Stratec die Gewinne von 10,5 Millionen Euro auf Sicht der kommenden vier Jahre auf 21,9 Millionen Euro mehr als verdoppeln.
Bei Stratec ist das vierte Quartal traditionell das umsatzstärkste. Für zusätzlichen Schwung sorgt die 2006 begonnene Auslieferung des ADVIA Centaur an Bayer Diagnostics. Dass die Bayer-Sparte mittlerweile an Siemens verkauft wurde, hat Wolfinger zufolge keine Auswirkungen auf künftige Lieferungen. Sicher ist: Stratec hat eine kritische Größe erreicht, um für die meisten Diagnostikahersteller als Outsourcing-Partner in Frage zu kommen. Das 2007er-KGV von 20 lässt der Aktie noch Spielraum. Deshalb bietet sich die aktuelle Seitwärtsbewegung zum Einstieg an.
Empfehlung: KAUFEN
Kurs am 29. November: 20,90 Euro
Stoppkurs: 17,50 Euro