Die Diskussionen über Abfindung, Strafen, Refinanzierung, etc. schießen hier inzwischen ganz schön ins Blaue.
Wir sollten uns erstmal klar werden, was wir wollen. Sehr vereinfacht gibt es hier zwei Fraktionen:
1. Abfindung - ich will jetzt Geld und dann nie wieder was von Steinhoff hören
2. Rettung - bei maximal möglicher Tilgung und Schuldenschnitt kann Steinhoff noch gerettet werden
Abfindung/Aufkaufangebot
Bei der Diskussion um Abfindung bin ich raus, vor allem bei der Schätzung wie hoch die liegen könnte. Die Gläubiger haben es vergeblich versucht mit einem vermutlich wertlosen CVR, der bestenfalls für einen Toilettengang gereicht hätte. Utopisch zu glauben, dass dann jetzt sofort ein "gutes" Angebot kommt. Der erste Wurf dürfte nicht viel mehr sein als ein Almosen knapp über dem Wert des CVR-Toilettenpapiers, in der Hoffnung genügend Unwillige umzustimmen. Viele haben inzwischen einen Durchschnitts-EK von unter 0,05€. Wenn die Gläubiger jetzt also 0,06€ böten, würden vielleicht schon die ersten schwach und unser Widerstand bröckelt. Nur wenn wir hier eine oder zwei Nachbesserungen entschlossen verhandeln, werden wir Werte von 0, 10€, 0,20€ oder ein bisschen mehr sehen können.
Rettung der Steinhoff Holding
Tatsächlich sieht das schwierig aus, aber ich denke es ist durchaus machbar. Wenn man sich mal von der EK Einschätzung von Steinhoff mit -3,5 Mrd € distanziert, ist der realistischere Wert der Assets ca. 10 Mrd €. Demnach wären Schulden gleichhoch dem Asset-Wert und aufgrund der hohen Zinsen würde es sehr lange dauern, bis eine signifikante Verbesserung erzielt werden kann. Es gäbe einen ganzen Blumenstrauss an Optionen, die jede für sich nicht ausreichen, aber als Gesamtkonzept sehr erfolgversprechend sind:
1. Kassensturz - alle Barmittel - auch die der Töchter durch Sonderdividende - zur sofortigen Tilgung einsetzen
2. IPOs und Verkäufe
3. Ausgabe Anleihe in Höhe von 1 Mrd. zu 6% Zinsen
4. Schuldenschnitt - die Gläubiger müssen einen Teil der Schulden oder des PIK erlassen
5. Zinssenkung für die verbleibenden Schulden aufgrund geringeren Risikos auf 7,5%
6. Debt/Equity Swap als Entschädigung für den Schuldenschnitt mit ca. 2,1 Mrd Aktien zu 0 €
7. Kapitalerhöhung auf Basis von 0,25 - 0,35€ pro Aktie - Ziel 1 Mrd. € (umgerechnet ca. 3,5 Mrd neue Aktien). Auch diese Mrd. wird sofort zur Tilgung eingesetzt.
Zu jedem einzelnen dieser Punkte könnte man argumentieren, dass es nicht reichen würde oder nicht realistisch ist, aber in Summe macht auf einmal jeder Punkt Sinn.
Auch wenn bei Kassensturz, IPOs und Verkäufen nur 2 Mrd. rumkämen und durch die Anleihe 1 Mrd., dann wäre man aber schon einen erheblichen Schritt weiter. Die Gläubiger auch, denn die bekämen die ersten 3 Mrd. zur Tilgung schon mal cash auf die Hand. Mit diesem Rückenwind würde es den Gläubigern leichter fallen, sagen wir mal 2 Mrd. Schulden zu erlassen, und den Rest für 7,5% zu verzinsen, wenn sie dafür im Gegenzug 2,1 Mrd Aktien bekämen, denn die sind ja voraussichtlich einiges wert, wenn durch das gesamte Maßnahmenpaket die Rettung gelingt. Plötzlich macht auch eine Kapitalerhöhung zu einem Kurs von 0,25 - 0,35€ Sinn, denn soviel wäre die Aktie über Nacht locker wert.
Resultat wäre eine Holding, mit
- ca. 4 Mrd € Schulden, zu 7,5% und einer Anleihe von 1 Mrd. zu 6%
- ein Asset-Wert von ca. 9 Mrd. € (sofortiger Überschuss mit EK = +4 Mrd €)
- EBITDA von anfänglich ca. 1,3 Mrd vermutlich stetig steigend (Pepco, Pepkor und MF mit Wachstum über 10%)
- realistischer Marktwert mind. 4 Mrd. €, stetig steigend auf bis zu 9 - 10 Mrd. und mehr
- bei ca. 10 Mrd. Aktien im Umlauf ein Preis pro Aktie von anfänglich 0,40 € steigend auf 0,90 - 1,00 € und mehr
Es ist für mich offensichtlich, dass die Rettung ein wesentlich höheres Potential hat als eine Abfindung. Was wäre jetzt der nächste Schritt? Ich habe bereits geschrieben, dass man einen derartigen WHOA initiieren sollte. Da dies auch nichts anderes ist als ein Privatvergleich, der dann gerichtlich bestätigt wird, schlage ich vor diesen Ansatz in Gänze erst einmal direkt mit den Gläubigern zu verhandeln. Das kann sofort passieren und kommt zunächst ohne eine Unternehmensbewertung und der Vorbereitung rechtlicher Schritte aus. Erst wenn die Gläubiger nicht verhandlungsbereit sind, startet man auf gleicher Basis einen WHOA in Zusammenarbeit mit Steinhoff (hoffentlich mit ausgetauschtem Personal) oder ohne.
Ich wünsche mir daher, dass die SdK in sofortige Verhandlungen über die Rettung der Holding einsteigt und NICHT über eine Entschädigung verhandelt. All denen, die lieber sofort Geld sehen würden, sei gesagt, dass bei Einigung auf dieses Rettungspaket vermutlich sehr schnell Kurse größer als den realistischen Abfindungswerten auf den Börsentickern erscheinen. Dann hat man auch sein Geld "sofort" und kann weiter ziehen. Das für mich Schöne daran ist, dass wir alle mit allen Aktien davon profitieren. Dieses Rumgenörgle, wer es hier verdient hat seinen/ihren Einsatz retten oder vervielfachen zu können, ist beschämend. Ich gönne hier jedem, auch denen die nichts bezahlt haben, die nicht SdK Mitglieder geworden sind, die uninteressiert waren oder sich eine Unterstützung nicht leisten konnten (denen sogar ganz besonders) nur das Allerbeste. Ich würde mich sehr schlecht fühlen, wenn ich aus dem abstürzenden Flugzeug einer derer wäre, die einen Fallschirm bekommen, und den anderen beim Absturz zuschauen müsste. Ohne Solidarität schaffen wir nichts, und wenn wir alle gerettet werden, ist bei mir die Freude darüber um ein Vielfaches höher.