Ich bin eigentlich ein stiller Mitleser dieses Forums und nicht investiert. Ich verstehe trotzdem ein wenig von Unternehmen und Aktien, investiere jedoch größtenteils einfach in Indizes – setze also auf den Gesamtmarkt, da ich schon so einiges gesehen habe in meinem Leben, was Einzelaktien betrifft und ich ehrlich gesagt nicht die Zeit habe, mich eingehender mit Einzelwerten auseinander zu setzen.
Es geht mir nicht um Häme und ich empfinde Null Schadenfreude, wenn ich hier die tragischen Schicksale so mancher Foristen zu lesen bekomme.
Trotzdem möchte ich einiges anmerken, in der Hoffnung, einigen einen neuen Denkanstoß zu geben. Die Überlegungen mancher Anhänger dieses Unternehmens sind doch teilweise extrem rosarot gefärbt und man verliert sich in einer Parallelwelt, aus welcher heraus der nüchterne Blick sehr schwer fällt.
Ich verstehe die Psychologie dahinter, Buchverluste wieder ausgleichen zu wollen. Man sollte sich jedoch immer von bestimmten Grundregeln leiten lassen. Die Aktie kennt euch nicht: Ihr ist es egal, wie ihr euch fühlt.
Es gibt drei Szenarien, bei denen bei allen Investoren sofort die Alarmglocken schrillen sollten:
1. Erste Anzeichen für Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung. Was klein anfängt, kann ganz schnell richtig schlimm werden und nicht selten steckt ein Betrug dahinter (und keine bösen Hedgefonds usw.)
2. Exorbitante Schulden (vor allem nach einem überstandenen Insolvenzverfahren)
3. Schlechte bzw. zurückhaltende Kommunikation der Unternehmensführung in kritischen Zeiten
Der letzte Punkt ist nicht unwichtig und definitiv auch für Steinhoff relevant. Punkt Nummer zwei jedoch ist hier schon lange der Knackpunkt. Den Gläubigern geht es nur insoweit um das Unternehmen Steinhoff, als dass sie ihren Schnitt machen und Geld verdienen, ohne dass die Kuh, die sie melken, verreckt. Ich weiß, die Umsätze von Steinhoff sind durchaus solide aber die gegenüberstehenden Schulden und die Rendite getriebenen Gläubiger waren und sind heute umso mehr eine stete Gefahr für das Unternehmen bzw. vor allem für ein gesundes Wachstum. Gerade in dem jetzigen Umfeld, in dem auch wieder Anleihen viel risikoärmerer Unternehmen immer höhere Renditen abwerfen, steigt die Nervosität und dann passieren solche Sachen, wie letzte Woche.
Was bleibt ist nun vor allem Unsicherheit für die Aktionäre. Keiner weiß doch wirklich, was nun kommt (Siehe Punkt 3 - Kommunikation). Unsicherheit spiegelt sich ganz schnell am Aktienkurs wieder. Da sind keine Manipulatoren am Werk oder irgendwelche bösen Mächte. (Klar wird es Insiderhandel geben, aber der wird den Kurs nicht massiv beeinflussen). Dies ist schlichtweg das Vertrauen bzw. Misstrauen, welches die verbliebenen Aktionäre noch verspüren.
Ihr solltet euch nun fragen: Wie lange wollt ihr das noch durchstehen? Mir jedenfalls fehlt die Fantasie für ein Happy End.