Starker Euro hilft Aktienmärkten nicht

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Starker Euro hilft Aktienmärkten nicht Wolkenstein

Starker Euro hilft Aktienmärkten nicht

 
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Gemeinschaftswährung im AufwindVertrauenskrise an den Börsen lässt Kurse in Europa und USA weiter fallen / Experten rechnen mit anhaltender Dollar-Schwäche
Der Euro steht so hoch im Kurs wie lange nicht. Am Montag kostete die er zwischenzeitlich mehr als 0,98 Dollar und damit so viel wie zuletzt im Februar 2000. An den Aktienmärkten sackten die Kurse dagegen weiter ab. Nach fünf verlustreichen Wochen in Folge verlor der Dax abermals mehr als vier Prozent.

Seit Anfang des Jahres ist der Wert der europäischen Einheitswährung im Vergleich zum Dollar um knapp 15 Prozent gestiegen. Am Montagabend kostete der Euro bis 18.45 Uhr 0,9771/79. Zwischenzeitlich war der Kurs zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren über die Marke von 0,98 Dollar bis auf 0,9816 Dollar je Euro geklettert. „Wir haben derzeit einen sehr stabilen Aufwärtstrend ohne Rückschläge und nur mit kleinen Verschnaufpausen“, kommentiert Andreas Rüger, Leiter des Devisenhandels bei der Commerzbank das Marktgeschehen. Zum ersten Mal seit langem trauten die Marktteilnehmer dem Euro offenbar längerfristig wieder etwas zu.

Ganz anders dagegen lautet die Perspektive für die Aktienbörsen. Schlechte Ergebnisprognosen von Unternehmen, moderate Konjunkturaussichten und die anhaltende Vertrauenskrise der Anleger wegen der Bilanzierungspraktiken einiger Firmen belasteten auch am Montag die Kurse. Nach fünf Wochen sinkender Notierungen in Folge lagen die wichtigen US-Aktienbarometer am Montag bis zum frühen Abend abermals um mehr als ein Prozent im Minus. Zu einem regelrechten Ausverkauf kam es teilweise an den europäischen Börsen. So lag der Dax bis 18. 45 Uhr mit 4,31 Prozent im Minus bei 4050 Punkten. Der Euro Stoxx 50 sackte um 3,93 Prozent auf 2916 Zähler ab. Zu den größten Verlierern gehörten Telekommunikationsaktien wie Deutsche Telekom (-7,07 Prozent) und France Télécom (-16,20 Prozent).

Anleger schichten um

Während am Aktienmarkt pessimistische Stimmen überwogen, rechnen Volkswirte beim Euro mit weiteren Kursgewinnen. Die Einheitswährung könne schon im dritten Quartal den Dollar im Wert einholen, hieß es. Bei der jährlichen Experten-Umfrage der SZ im Dezember hatte der erwartete Höchstkurs für 2002 noch bei 0,96 Dollar je Euro gelegen. Ein Sprecher des EU- Kommissars Pedro Solbes nennt den Höhenflug „willkommen“. Solbes hatte jedoch am Wochenende auf dem EU-Gipfel in Sevilla vor einer zu raschen Entwicklung gewarnt, weil dies das internationale ökonomische Gleichgewicht gefährden könnte. „Der Gemeinschaftswährung kommt nach wie vor die allgemeine Dollar- Schwäche zugute“, sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der HypoVereinsbank. An der konjunkturellen und politischen Lage Eurolands im Vergleich zu den USA habe sich in den vergangenen Wochen nichts Wesentliches geändert, was explizit für den Euro sprechen würde. Die US-Währung hat seit Jahresanfang auch zum Yen trotz anhaltender Markteingriffe der japanischen Notenbank zugunsten des Dollar stark an Wert verloren. Zum Franken gab die US-Devise ebenfalls nach, während sie zum Pfund gewann.

„Immer mehr Investoren stellen offensichtlich fest, dass sie zu viel Geld in Dollar-Anlagen gesteckt haben und orientieren sich jetzt zunehmend in Richtung Euroland und Japan um“, erklärt Rüger von der Commerzbank. Schon seit ein paar Wochen empfehlen große Geldhäuser, auch aus den Vereinigten Staaten, ihren Geldanlagen besser über den Globus zu verteilen. Entgegen den Erwartungen konnten die europäischen Aktienmärkte jedoch bisher nicht von den Umschichtungen profitieren. „Die Gelder werden vorwiegend in kurzfristige Geldmarktpapiere gesteckt“, hieß es am Markt. Auch der Euro-Anleihenmarkt profitierte.

„Die Richtung des Euro wird auch weiterhin von den US-Börsen angegeben werden, weil sie die bedeutendsten auf der Welt sind“, so Hüfner von der HypoVereinsbank. So liege der Börsenwert aller notierten Unternehmen in Euroland gerade einmal bei 39 Prozent der Marktkapitalisierung der US-Börsen, der deutsche Aktienmarkt komme gar nur auf acht Prozent des US-Volumens. Ungeachtet der Tiefstände an den Aktienmärkten begrüßen die meisten Experten die anhaltende Euro-Stärke. So sieht der Bundesverband deutscher Banken etwa bisher „keine größere Belastung“ für die Export getriebene hiesige Konjunktur. Auch in den Vereinigten Staaten konzentriert sich die Diskussion immer mehr auf die Vorteile der Dollar-Schwäche für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der US-Firmen. Je mehr die Amerikaner exportieren können, desto schneller schrumpft das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA. Mit Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed rechnen Experten frühestens im September. Deren Offenmarktausschuss tagt am Dienstag und Mittwoch.

dpa


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