Schickedanz irritiert mit Aktienkauf
von Katja Wilke (Hamburg)
Jo-Jo-Effekt bei Madeleine Schickedanz: Die Quelle-Erbin hat Aktien des angeschlagenen Touristik- und Handelskonzerns Arcandor zugekauft - zum ersten Mal seit drei Jahren.
Die Großaktionärin hatte in der vergangenen Woche knapp 614.000 Papiere für insgesamt 1,15 Mio. Euro erworben, teilte Arcandor (früher KarstadtQuelle) mit. Ein relativ kleiner Zukauf - der Branchenexperten dennoch verblüffte. Erst vor wenigen Wochen hatte Schickedanz Arcandor-Aktien im großen Stil abgestoßen: Ende September verkaufte der Schickedanz-Pool 19,5 Prozent seiner Anteile an die Privatbank Sal. Oppenheim. Die Bank hatte zudem eine Kapitalerhöhung von Arcandor gezeichnet und für rund 59 Mio. Euro 23 Millionen Aktien des Essener Unternehmens erworben. Auf Basis der Kapitalerhöhung kam eine von Arcandor dringend benötigte Kreditfinanzierung für das Weihnachtsgeschäft der defizitären Karstadt-Warenhäuser zustande.
Den aktuellen Zukauf werten Unternehmenskenner als demonstrativen Vertrauensbeweis in das Unternehmen. Schickedanz habe bereits in der letzten schweren Krise des Unternehmens zugekauft und damit "Signale an den Markt gesendet", sagte ein Analyst. Zudem sei der Zeitpunkt für einen Kauf günstig: Der Kurs ist seit Monaten auf Talfahrt. Am Montag schloss die Aktie bei 1,79 Euro - ein Plus von 1,7 Prozent.
Madeleine SchickedanzSchickedanz hat mit dem aktuellen Zukauf ihren Anteil um 0,2 Prozentpunkte auf 26,61 Prozent aufgestockt. Die verschwiegene Quelle-Erbin hatte im vergangenen Jahr durch das Absacken der Arcandor-Aktie herbe Verluste hinnehmen müssen. Anfang Januar dieses Jahres war ihr damaliges 53-Prozent-Paket noch rund 1,9 Mrd. Euro wert - kurz vor dem Teilverkauf im September lag der Wert nur noch bei rund 230 Mio. Euro.
Finanzierung durch Sal. Oppenheim
Branchenkenner gehen davon aus, dass der aktuelle Zukauf erneut von Schickedanz' Hausbank Sal. Oppenheim finanziert wurde - wie angeblich auch schon ein Großteil des früheren Kaufs. Für Oppenheim zogen erst Anfang November zwei Vertreter in den Aufsichtsrat von Arcandor ein: Friedrich Carl Janssen löste Hero Brahms ab, für Jürgen Schneider kam der Rechtsanwalt Hans-Jochem Lüer.
Arcandor kommt Schickedanz' Vertrauensbeweis sehr gelegen. Nachdem sich die Spekulationen um die Zukunft des Konzerns nach der gesicherten Refinanzierung zunächst gelegt hatten, sorgten vor Kurzem Gerüchte über Probleme bei der Zusammenarbeit mit dem Hongkonger Handelshaus Li & Fung für Unsicherheit unter den Aktionären. Li & Fung organisiert für Arcandor den Einkauf in Asien. Die Unternehmen hatten die Spekulationen dementiert. Zudem warten die Aktionäre mit Spannung auf den 15. Dezember, wenn Arcandor den Bericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorlegt.