Scharade: Tränen und Bedauern

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Scharade: Tränen und Bedauern

 
26.11.03 20:58
#1
Traenen und Bedauern
von unserem Korrespondenten Bill Bonner

Riesige Leistungsbilanzdefizite sind nichts, ueber das man sich Sorgen
machen muss, so Alan Greenspan.

Er haette sich diesen Satz auch sparen koennen. Denn in Amerika macht
sich darueber ohnehin niemand Sorgen. Der Handel und die
Handelsbilanzdefizite steigen seit Jahren. Die Leute haben begonnen,
zu glauben, dass diese Entwicklung immer in diese Richtung
weiterlaufen wird. Wenn man sich die letzten paar Jahre ansieht, dann
wird ein oberflaechlicher Volkswirt tatsaechlich kaum etwas finden,
dass folgender Hypothese widerspricht: Leistungsbilanzdefizite sind
kein Problem.

Und die Investoren denken das ohnehin. Sie haben die Aktienkurse auf
Bewertungen getrieben, die wir im 20. Jahrhundert erst 4 Mal gesehen
haben: 1929, 1972, 1987 und 2000. Nur im Jahr 2000 waren die
Bewertungen noch hoeher als heute.
Und niemals gab es danach keine
Korrektur.

"Im letzten Jahr oder so wurde die Finanzierung unseres externen
Defizits durch die riesige Dollar-Akkumulation der auslaendischen
Zentralbanken erleichtert", so Alan Greenspan, der auf das Positive
verweist.

Was fuer eine wunderbare Welt, das stelle ich immer wieder fest. Die
Amerikaner geben mehr aus als sie einnehmen. Und dann leihen den
Amerikanern nette Leute, die sie nie getroffen haben, Geld, damit sie
noch mehr ausgeben koennen. Und wenn die Dinge trotzdem etwas
problematisch werden ... dann senken die US-Finanzautoritaeten einfach
die Zinsen.

Nun - es stimmt schon, ein Leistungsbilanzdefizit alleine ist fuer
sich gesehen nicht zwangslaeufig eine schlechte Sache. Schnell
wachsende Volkswirtschaften tendieren dazu, Leistungsbilanzdefizite zu

haben; sie brauchen Kapital aus dem Ausland, um neue Fabriken und
Infrastruktur aufzubauen. Aber die Investments der Auslaender muessen
produktiv sein.

Amerikas Leistungsbilanzdefizit ist anders. Wenn man sich ansieht,
wofuer das Geld investiert wird, dann sieht man Neubauten nur im
Bereich Einfamilienhaeuser bzw. Einzehandel; selten sieht man eine
Fabrik, die neu gebaut wird.

Wenn die Auslaender Amerikas Defizite finanzieren, dann tragen sie
damit nicht dazu bei, dass in den USA die Produktion oder die Gewinne
oder die Zahl der Arbeitsplaetze wachsen. Das Leistungsbilanzdefizit
erlaubt den Amerikanern nur, mehr auszugeben, als sie sich leisten
koennen. Und das stimuliert die Produktion und die Gewinne im Ausland,
nicht in den USA.

70 % der US-Wirtschaft haengen von Konsumausgaben ab. Wenn Alan
Greenspan sagt, dass sich die US-Wirtschaft "erholt", bedeutet das,
dass die Amerikaner reicher werden? Bedeutet das, dass die Wirtschaft
gesuender wird?

Vorsicht. Das Ganze ist auf beiden Seiten der Transaktion eine
Scharade. Die Amerikaner geben Geld aus ... und denken, dass sie
reicher werden. Die Auslaender leihen das Geld, und sie denken, dass
sie das Geld zurueckbekommen werden. Ich weiss nicht genau, wie das
ausgeben wird. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der finale Akt
von Traenen und Bedauern begleitet sein wird.




Grüße

NL  Scharade: Tränen und Bedauern 1281391  
Scharade: Tränen und Bedauern Müder Joe

In einem muß ich das korrigieren, NextLevel

 
#2
die Ausländer glauben nicht mehr, daß sie das Geld jemals wiederbekommen.

Beispiel:

Saudi-Arabien hatte vor Golfkrieg 1 Reserven von 100 Milliarden Dollar, jetzt haben sie 200 Milliarden Staatsschulden.

Das ganze Geld ging in US-Anleihen und Rüstung.

Und m. W. konnten sie sich nicht wehren gegen den "Investmentzwang".


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