Eine funktionierende, skalierbare, preiswerte und robuste Stromversorgung war in Deutschland bereits vorhanden, basierend auf fossilen Energieträgern und der Wasserkraft. Große Investitionen in eine neue, weitgehend unerprobte Technologie schienen aus Sicht der Zielgruppe nicht erforderlich. Erneut hatte die öffentliche Hand lenkend einzugreifen und die Stromversorger durch umfassende Subventionierung zu Kauf und Betrieb von Leistungsreaktoren zu tragen. So wurden die ersten deutschen Kernkraftwerke (beispielsweise Gundremmingen und Obrigheim) mittels staatlicher Zuschüsse oder günstigen staatlichen Krediten finanziert.
Die Grünen wollen sogar die kernphysikalische Forschung von den Universitäten verbannen. In der Energiepolitik ist mit der Übernahme der Deutungshoheit durch ideologisierte Fanatiker die Inquisition wieder auferstanden. War es vor Jahrhunderten das Verbot, menschliche Körper zu öffnen, das den medizinischen Fortschritt behinderte, so gilt heute jede Manipulation von Atomkernen als verwerflich. In einer solchen Atmosphäre kann sich selbst FDP-Chef Lindner mit dem Ausruf In einem liberalen Paradies hätte es die Kernenergie nie gegeben! des Beifalls der Zuhörer sicher sein.
Diese Geschichte der Kernenergie in Deutschland ist ein Paradebeispiel für die zwangsläufige Folgen staatlicher Lenkung der technischen Entwicklung. Innovationsprozesse verlangsamen sich oder stoppen ganz. Monokulturen mit geringer Stressresistenz verbleiben, deren Überleben nur unter idealen Rahmenbedingungen gesichert ist. Jeder Wandel der äußeren Umstände wird zu einer existentiellen Bedrohung.
Masse und Energie sind einander äquivalent und daraus kann man nicht aussteigen. Nicht auf Dauer und nicht in einer globalisierten Welt, in der Ideen keine Grenzen kennen. Fukushima hat uns ins Mittelalter katapultiert. Mit fünf Jahren Abstand sollten wir beginnen, diesen Zustand als vorübergehend zu erkennen.