Dass die großen Versorger die letzten Jahre der Energiewende komplett verschlafen haben, steht glaube ich kaum zur Debatte. Ebensowenig, dass die Politik an der aktuellen Misere eine gehörige Mitschuld trägt.
Trotzdem bedeutet dies meiner Meinung nach nicht, dass e.on und rwe keine Zukunftschancen haben. Im Gegenteil:
1.) Ich bezweifel stark, dass die Politik wie sie derzeit betrieben wird fortgesetzt wird. Ich vermute und hoffe, dass es hier zu einem Einlenken der verantwortlichen kommt und erkannt wird, dass man einem Nichtschwimmer auch noch den Rettungsring wegnimmt (1 ins Phrasenschwein)
2.) Entscheidender aber: Auch mit EE lässt sich Geld verdienen. Die Ressourcen gibt es zwar umsonst und in unbegrenzter Menge, dennoch ergeben sich daraus auch eine Vielzahl neuer Geschäftsfelder. Auch Nokia hat einst Reifen produziert, wurde dann zum weltweit größten Mobiltelefonhersteller und betreibt heute Netze. Das wichtige ist, dass jetzt die Weichen auf Zukunft gestellt werden und da sehe ich insb. die beiden Versorgern auf einem gar nicht allzuschlechten Weg. Zum einen spricht nichts dagegen selbst Windparks zu betreiben. Auch hier gilt immer noch das Grundgesetz der Skaleneffekte, dass es günstiger ist einen großen Windpark mit 100 WEA zu betreiben, als dass sich jeder Haushalt eine kleine Windmühle aufs Dach stellt. Aktuell ist dies zugegebenermaßen schwierig, da Investitionen im aktuellen Umfeld kaum durchführbar sind. Ein weiterer Wirtschaftszweig ergibt sich aus der naturgemäßen Volatilität der EE. Insb. e.on sehe ich hier mit dem smart grid auf einem guten Weg. Ferner wurde zuletzt erfolglich die erste Power to Gas-Anlage in Betrieb genommen. Dabei werden -vereinfacht ausgedrückt- aus Energie (in diesem Fall aus EE) und CO2 langkettige Kohlenwasserstoffe also Gas und Treibstoffe umgewandelt. Momentan ist die Effizienz noch sehr gering, aber ich glaube die unglaubliche Entwicklungsgeschwindigkeit in solchen Technologiebereichen müssen nicht näher erleutert werden. Jedenfalls werden solche Power to Liquid und Power to Gas Anlagen essentieller Bestandteil der zukünftigen Energiewende und der insb. der Energiespeicherung sein. Momentan mögen die Gaskraftwerke defizitär arbeiten, aber was ist wenn deren Grundstoff quasi aus zwei kostenlosen Grundstoffen (CO2 aus Verbrennungsanlagen oder durch Rückführung aus der Atmosphäre und Energie aus Sonne/Wind) erzeugt werden kann? Durch diese Art der Speicherung kann die Energiewende gelingen und die Versorger werden immer noch Gewinne erwirtschaften. Immer wenn kein Wind weht/keine Sonne scheint, können Gaskraftwerke im Gegensatz zu Kohlekraftwerken kurzfristig hochgefahren und genau so schnell wieder abgeschaltet werden. Eine Speicherung mittels Batterien sehe ich in naher Zukunft nicht. Dafür ist die Kapazität viel zu gering und der Leistungsabfall zu hoch. Für Autos mag es reichen, aber nicht für die Stromversorgung ganzer Städte.
Und jetzt noch ein wenig utopischer Gedankengang: Angenommen es könnte über dieses Verfahren mehr Gas/Benzin hergestellt werden als zur Deckung einer Reserve benötigt wird, dann kann dieser immer noch verkauft werden. Zum Beispiel an PKW-Fahrer. Aktuelle Berechnungen zeigen, dass diese deutlich günstiger wären als die Herstellung aus fossilen Energieträgern. Und erste PKWs vertragen die so hergestellten Treibstoffe problemlos.
Aus dieser einfachen Überlegung heraus bin ich jedenfalls eingestiegen. Leider bei 9 und wie sich damit gezeigt hat zu früh. In der aktuellen Marktsituation werde ich mit dem Nachkaufen auch noch ein bisschen warten. Gut möglich, dass es nochmal abwärts geht. Als Langfristinvestor stehe ich den aktuellen Turbulenzen aber relativ gelassen gegenüber. Wer schnelles Geld verdienen will, der ist sicherlich nicht falsch beraten short zu gehen. Aber alles wie immer keine Handlungsempfelung.