Trading: Wie wichtig es ist in Wahrscheinlichkeiten zu denken
// August 19th, 2010 // Psychologie
Es ist wahrscheinlich jedem, oder zumindest den meisten, bekannt, dass Emotionen beim Traden nichts zu suchen haben, dennoch fällt es der großen Mehrheit sehr schwer sich daran zu halten. Denn nur, weil ein Trader weiß, dass er nicht emotional handeln darf, bedeutet das noch lange nicht, dass er es auch tut.
Die Ursache dafür ist, dass der Markt anders funktioniert, als unsere gewohnte Umgebung. Wenn in unserer Umgebung etwas nicht funktioniert, wie wir es wollen, so können wir unmittelbar auf diese „Umgebung“ Einfluss nehmen und sie verändern oder anpassen. Wenn uns beispielsweise eine Person verletzt (physisch oder emotional), so ist die darauf logisch folgende Reaktion Wut und Rache.
Angenommen man überträgt dieses Szenario auf einen Trade. Dieser wurde, mit der festen Erwartungshaltung, einen Gewinn zu machen, gesetzt. Nachdem die Order durchgegangen ist, bewegt sich der Kurs aber gegen seine Position. Im schlimmsten Fall versucht nun der Trader alle Zeichen, die ihm eindeutig sagen, dass er die Position schließen soll, zu ignorieren und weg zu rationalisieren (wenn nicht bewusst, dann unbewusst). Letztendlich ist der Verlust so groß, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als den Trade zu schließen. Deutlich wird dieser Denkprozess in einem Experiment beim dem eine Ratte eine Gruppe von Studenten geschlagen hat.
Dieser Trader empfindet den Verlust nun (bewusst oder unbewusst) als Beleidigung und fühlt sich vom Markt verletzt. Die Reaktion darauf ist wie oben erwähnt Wut und Rache, was zu noch größeren Verlusten führt.
Dass der Markt ihn verletzt hat, ist natürlich Schwachsinn, dennoch kann ein Mensch nicht einfach seine Emotionen ausschalten, vor allem, wenn es um tief verankerte Instinkte geht (in diesem Fall „pain avoidance mechanism“).
Der eigentliche Fehler in dem Beispiel hat nicht bei der Sturheit des Traders, die Position direkt mit einem kleinen, statt mit einem sehr großen Verlust zu schließen, angefangen, sondern weit früher. Er hatte die feste Erwartung einen Gewinn zu machen und somit ist alles, was von dieser Erwartung an die Zukunft abweicht, schmerzhaft für den Trader. Tatsache ist, dass er nicht mit 100%iger Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass der nächste Trade ein Gewinn wird, dennoch hat er das erwartet.
“In fact, the degree by which you think you know, assume you know, or in any way need to
know what is going to happen next, is equal to the degree to which you will fail as a trader. Trader who have learned to think in probabilities are confident of their overall success, because they commit themselves to taking every trade that conforms to their definition of an edge.”
Mark Douglas
Beim Black Jack hat die Bank eine 4,5%ig höhere Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, als die Teilnehmer. Das Casino ist sich dessen bewusst und macht damit jeden Tag sehr viel Geld. Es würde daher keinen Sinn machen, jedes Spiel zu kontrollieren und zu versuchen bei jeder neuen Runde einen Gewinner vorher zusagen, weil es einfach nicht möglich ist.
Das Ergebnis eines EINZELNEN Trades / einer Runde Roulette / eines Münzwurfes ist immer zufällig. Niemand kann das Ergebnis vorhersagen, egal wie gut seine Vorbereitungen waren. Das einzige was mit Gewissheit angenommen werden kann ist das Ergebnis einer Reihe von Ereignissen. Auf Dauer gewinnt nämlich immer das Ereignis, welches die höhere Quote des Gewinnens hat. Durch diese einfache Quoten-Ungleichheit verdienen Casinos und Top-Trader Milliarden.
Wenn ein Trader nun mit der Einstellung „Alles kann passieren. Ich weiß nicht in welche Richtung der Kurs gehen wird“ eine Position öffnet, wird er keinen Schmerz erfahren, wenn der Kurs gegen ihn geht. Natürlich sollte er den Trade nur machen, wenn der Markt ihm signalisiert, dass er gerade eine „erhöhte Quote des Gewinnens“ hat, nur sich nicht darauf festlegen, dass gerade dieser Trade ein Gewinner sein wird.