© ZEIT ONLINE, dpa, Reuters 28.4.2009 - 18:44 Uhr
Die lädierten US-Institute Citigroup und Bank of America brauchen laut einem Zeitungsbericht erneut Milliarden an frischem Kapital. Citigroup verhandelt mit dem Staat.
Die US-Regierung hält die Großbanken Bank of America und Citigroup demnach nicht für krisenfest und drängt sie zur Kapital-Aufstockung. Die Stress-Tests der Aufsichtsbehörden hätten bei der Bank of America eine potenzielle Finanzierungslücke von mehreren Milliarden Dollar ergeben, berichtete das Wall Street Journal am Dienstag unter Berufung auf Personen, "die mit der Situation vertraut" seien. Die Regierung werde zudem wohl auch anderen Banken Kapitalerhöhungen nahe legen.
An den Finanzmärkten weltweit löste der Bericht Kursverluste aus. Anleger fürchteten, es stehe schlechter um den US-Finanzsektor als zuletzt angenommen. Anfänglich fielen im New Yorker Handel die Aktien der Bank of America um sieben und die Titel der Citigroup um sechs Prozent. Branchenexperten zufolge könnte es den Instituten unter den gegenwärtigen Bedingungen schwer fallen, sich das Geld an den Finanzmärkten zu beschaffen.
Insider bestätigten der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Citigroup mit der Regierung über ihre Kapitalausstattung spricht. Die einst weltgrößte Bank hatte die vorläufigen Ergebnisse der Tests wie die anderen Institute bereits am Freitag erhalten. Die Citigroup gehe aber nicht davon aus, weitere Staatshilfen zu bekommen, falls eine Stärkung der Kapitaldecke nötig sein sollte. Stattdessen könnte sich die Bank das Geld beschaffen, indem sie die Konditionen für den Tausch von Vorzugsaktien ändert oder den Tausch aufstockt, hieß es.
Weder die betroffenen Banken noch die US-Behörden wollten sich zunächst zu dem Bericht äußern. Die Zeitung schrieb zudem, die beiden Banken hätten die Resultate der für die Aufsicht zuständigen US-Notenbank Fed allerdings in einer ersten Reaktion zurückgewiesen. Die zwei Häuser gehören zu den von der US-Regierung bisher am stärksten gestützten Finanzinstituten.
Bank of America erhielt bereits 45 Milliarden Dollar vom Staat. Konzernchef Kenneth Lewis steht bei der Hauptversammlung an diesem Mittwoch wegen massiver Kritik von Aktionären schwer unter Druck. Die Citigroup ist einer der größten Verlierer der Finanzkrise. Ihre enormen Staatshilfen und Garantien summieren sich bereits auf fast 350 Milliarden Dollar. Der Staat ist dadurch größter Aktionär mit einem auf bis zu 36 Prozent steigenden Anteil.
Bisher hatte an den Märkten die Zuversicht überwogen, dass die Banken die Stress-Tests allesamt bestehen werden. Nach bisherigen Plänen wollte die US-Notenbank Fed einzelne Testergebnisse am Montag veröffentlichen. Dies könnte nun bereits vor dem Wochenende geschehen, so die Zeitung. Mit den Tests will die Regierung von Barack Obama das Vertrauen in die US-Finanzbranche wiederherstellen.
Der Kollaps des US-Immobilienmarktes, wachsende Kreditausfälle und die tiefe Rezession haben den Banken schwer zugesetzt. Mit den Tests simulieren die Behörden mit bestimmten Annahmen etwa, wie es den Banken bei einer Verschlimmerung der Rezession ergehen würde.
Auch die Deutsche Bank kam in einem eigenen Stresstest von US-Banken zu dem Ergebnis, dass die Bank of America möglicherweise ihr Kapital aufstocken muss. Der deutsche Branchenprimus unterwarf 16 US-Institute der Simulation und kam zu dem Ergebnis, dass zehn der Institute unter widrigen Umständen möglicherweise nicht über ausreichend Kapital verfügen.