DAX: Die nächste Aufwärtswelle muss sitzen
A. Wolf
DaxDaily
Was dem DAX aus Timing-Gründen vorgestern noch zum Vorteil gereichte, wurde ihm gestern ein wenig zum Verhängnis. Statt einer starken Handelsphase erwischte er zum Handelsschluss eine kurze Abwärtswelle in New York. Dennoch lagen Handelshoch (4.611 Punkte) und Handelstief (4.524 Punkte) über den jeweiligen Werten des Vortages. Damit bleibt den Bullen heute die Chance, das Hoch vom vergangenen Freitag bei 4.676 Punkten nicht nur zu erreichen, sondern auch dynamisch zu übertreffen. Neben dem ifo-Geschäftsklimaindex werden auch die Auftragseingänge in der US-Industrie aus dem März am Nachmittag für Bewegung an den Märkten sorgen. Die seit Montag zu beobachtende, tägliche Verringerung der DAX-Handelsspanne, die auch wieder zu einer rückläufigen Volatilität geführt hat, dürfte heute zu ihrem Ende kommen. Für de Bullen steht damit die kurzfristige Entscheidung über weitere, bedeutende Terraingewinne an. Die positiven Vorgaben aus den USA bilden zumindest eine brauchbare Voraussetzung, das nächste Etappenziel in der Erholungsbewegung in Angriff zu nehmen, das starke Schwanken der US-Futures dürfte eine stabile Aufwärtsentwicklung aber zunächst verhindern.
Dividendenabschläge bremsen die Auftriebskräfte
Wenn Schwergewichte wie RWE und die Münchner Rück ihre Dividenden an die Aktionäre ausschütten, wird es für den DAX schwer, deutliche Zugewinne zu erwirtschaften. Beide Titel konnten sich den Vormittag über aber dennoch relativ gut im Markt halten und ohne Berücksichtigung des Dividendenabschlags sogar kurzzeitig etwas zulegen. Da in der nächsten Woche immerhin vier weitere Standardwerte ihre Hauptversammlung abhalten werden, könnte dies den Markt vorübergehend etwas belasten. Gleichzeitig berichten allerdings auch 13 DAX-Unternehmen über den Geschäftsverlauf des ersten Quartals. Ähneln die Reaktionen der Investoren auf die Berichte jenen in Amerika, könnte das den Bullen den erhofften Auftrieb geben. Realwirtschaftliche Hiobsbotschaften über steigende Arbeitslosenzahlen und einen Rekordrückgang des Bruttoinlandsprodukts nimmt der Markt nur noch beiläufig zur Kenntnis. Diese Entwicklung spiegelt sich in dem Verfall der Aktienkurse im vergangenen Jahr wieder. Aktuell rechnet die Börse mit einer moderaten Erholung der Realwirtschaft im Spätherbst 2009, in den USA wohl schon einen Tick früher.
Unveränderte Ausgangslage
Technisch hat sich an der Ausganglage für beide Parteien, Bullen wie Bären, nichts geändert. Den Bullen fehlen viel weniger Zutaten, um ihre Rally mit neuem Leben zu füllen. Der Schlusskurs in der Nähe der Tagestiefs bringt den Bären kaum einen Vorteil. Sie müssen den DAX deutlich unter 4.400 Punkte drücken, um eine nachhaltige Trendwende einzuleiten. Allerdings finden sich hierzu auch keine fundamentalen Begleitumstände, die ihnen den notwendigen Schub verleihen würden. Selbst die in der Vergangenheit so Bärensichere Bilanzsaison verschafft den Bullen mehr Punktsiege. Zudem scheint es so, dass zu viele unterinvestierte Marktteilnehmer auf einen größeren Rückschlag warten, um noch einmal günstigere Kaufkurse zu erhalten. Genau das wurde aber auch schon am Terminmarkt antizipiert, wo Anleger zurzeit kaum auf fallende Kurse wetten. Der Stresstest für die Banken in den USA könnte deshalb in der nächsten Woche zum Stresstest für die Bären werden.
ifo-Geschäftsklimaindex sendet Lebenszeichen
Während die Wirtschaftsweisen mit ihrer Wachstumsprognose (!) für 2009 noch mehr Pessimismus verbreiten als ohnehin schon vorhanden ist, wird der ifo-Geschäftsklimaindex heute ein eindrucksvolles Lebenszeichen senden. Ohne die individuelle Kompetenz der Mitglieder des Rats der Wirtschaftsweisen in Frage zu stellen, aber viele der „Expertenprognosen" waren in der Rückschau während ökonomischen Extremsituationen kaum ernst zu nehmen. Es wird sich zeigen, ob der Patient Weltwirtschaft die deutsche Wirtschaft soweit in den Abgrund ziehen wird, dass auf Sicht von 18 Monaten kaum an eine Trendwende zu denken ist. Zumindest die Erwartungskomponente beim Index zieht seit November kontinuierlich an, eine deutlichere Erholung im Geschäftsklima-Index dürfte deshalb nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die imposante Erholung an den Aktienmärkten dürfte auch beim Geschäftsklima Auswirkungen hinterlassen haben. Zudem schafft die Abwrackprämie für Altfahrzeuge in Teilbereichen der deutschen Wirtschaft einen positiven Sondereffekt, der nicht zu unterschätzen sein dürfte. Die Konsensprognose der Volkswirte geht nur von einem leichten Anstieg von 82,1 auf 82,4 Punkte aus. Das dürfte, wie beim ZEW-Indikator, deutlich zu niedrig sein. Möglicherweise reicht das Anstieg-Potenzial im April bis 84 oder 85 Punkte. Ein derartig starker Anstieg würde wohl auch die Investoren beeindrucken und dem DAX die Chance auf stärkere Zugewinne eröffnen.
Konjunkturdaten: DE: 10.00 Uhr: ifo-Geschäftsklimaindex April; 14.30 Uhr: USA: Auftragseingänge langlebiger Güter.
Unternehmenszahlen: Q1: Schlumberger, 3M; HV: Deutsche Lufthansa
Wichtige Marken:
Unterstützungen: 4.409; 4.457; 4.531
Widerstände: 4.636; 4.657; 4.676
(Verkleinert auf 96%)