Gewinnmitnahmen drücken Dax ins Minus
26. Juni 2009 Nach freundlichen amerikanischen Konjunkturdaten, aber im Sog einer schwächeren Wall Street, hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag uneinheitlich geschlossen. Der Leitindex Dax fiel um 0,50 Prozent auf 4.776,47 Zähler und behauptete sich damit gut 20 Punkte über seinem Tagestief. Für die abgelaufene Woche bedeutete dies per saldo ein Minus von 1,30 Prozent. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel am Freitag um 0,54 Prozent auf 612,57 Punkte. Dagegen konnte der MDax der mittelgroßen Werte Gewinne von 0,96 Prozent auf 5.675,82 Zähler ins Ziel retten. „Außer Spesen nix gewesen“, lautete das Urteil von Christoph Schmidt, Händler bei der N.M.F. AG. Angesichts nur weniger Akteure am Markt sei das Börsengeschehen recht lustlos verlaufen.
Bankenwerte gehörten vor dem Wochenende zu den Gewinnern. „Die Investoren finden langsam wieder Zutrauen zu den Finanzwerten“, sagte Aktienhändler Stefan de Schutter. Gestützt werde dies aktuell von einem positiven Kommentar der UBS zur Deutschen Bank. Die Schweizer Großbank hatte die Titel von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 42,00 auf 52,00 Euro angehoben. Der Finanzkonzern dürfte unter anderem von der Erholung an den Anleihemärkten und einem vorteilhafteren regulatorischen Umfeld profitieren, hieß es. Zudem sei die Bewertung im Vergleich zu ähnlich positionierten europäischen Banken wie der Credit Suisse oder Barclays niedrig, obwohl die Abhängigkeit vom Investmentbanking nicht höher sei. Aktien der Deutschen Bank stiegen um 0,96 Prozent auf 43,505 Euro. Auch andere Titel der Branche - wie Commerzbank und Postbank - legten zu.
Titel des VW-Großaktionärs Porsche verbilligten sich
Stammaktien von Volkswagen (VW) erholten sich von ihren deutlichen Vortagsverlusten und setzten sich mit plus 2,85 Prozent auf 249,40 Euro an die Dax-Spitze. Ein Händler sah vor allem die Hoffnung auf einen Einstieg des Emirats Katar als Kurstreiber. Mit dem Thema vertraute Personen sagten der Deutschen Presse-Agentur dpa, Gespräche zwischen Niedersachsen und Katar hätten „ganz große Übereinstimmungen“ deutlich gemacht. Ein anderer Börsianer verwies auf einen Bericht im „manager magazin“ vom Donnerstag, wonach VW sich am japanischen Konkurrenten Suzuki Motor beteiligen wolle. Die Marke Suzuki wäre eine gute Ergänzung für VW, sagte er.
Die Titel des VW-Großaktionärs Porsche verbilligten sich hingegen um 1,83 Prozent auf 45,50 Euro. Die Verhandlungen über den Einstieg von Katar bei dem Sportwagenbauer sind kurz vor dem Abschluss: „Die Buchprüfung wurde positiv abgeschlossen“, sagte ein Porsche-Sprecher. „Eine Entscheidung noch vor dem Wochenende war schon vorher kommuniziert worden - jetzt sehen wir Gewinnmitnahmen“, sagte ein Händler. Unterdessen teilte Konkurrent Daimler mit, nicht an einer Beteiligung an Porsche interessiert zu sein. Die Aktie gewann 1,60. Prozent auf 25,790 Euro.
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Die Papiere von K+S trotzen nur zu Beginn den schlechten Nachrichten vom amerikanischen Wettbewerber Potash. Sie sanken nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und schlossen 2,41 Prozent niedriger bei 40,01 Euro. Potash strich in der Nacht seine Gewinnerwartungen für das zweite Quartal wegen deutlich gesunkener Umsätze. Ein Händler sagte indes, K+S habe bereits vor einigen Tagen gewarnt und ebenfalls das schwächere Düngemittelgeschäft dafür angegeben.
Im TecDax fielen Anteilsscheine von Phoenix Solar nach dem vortäglichen Kurseinbruch um weitere 4,70 Prozent auf 82,83 Euro. Analysten zeigten sich von der Gewinnwarnung des Solarunternehmens vom Donnerstag überrascht. Commerzbank-Analyst Robert Schramm will seine Gewinnschätzungen je Aktie (EPS) für 2009 und 2010 senken. Das bisherige Kursziel von 50,00 Euro dürfte „in den unteren 40-er Bereich“ fallen, heißt es weiter. Allerdings bleibe der langfristig positive Investmentansatz für Phoenix Solar intakt und sein Anlagevotum „Buy“ daher bestehen.
Titel von Infineon Technologies profitierten von positiven Analystenkommentaren und stiegen um 1,61 Prozent auf 2,530 Euro. Nach einer Belebung auf dem Halbleiter-Markt hatte der angeschlagene Chipkonzern am Vortag seine Erwartungen für das dritte Geschäftsquartal leicht angehoben. Die Auswirkungen der Kostensenkungen zeigten sich schneller als zuvor angenommen, schrieb etwa Analyst Nicolas Gaudois von der UBS.
Wall Street mit Abschlägen
Trotz positiver Konjunkturdaten haben sich die amerikanischen Aktienbörsen zum Wochenschluss mit Abschlägen präsentiert. Nach den deutlichen Kursaufschlägen auf breiter Front hätten die Börsianer am Freitag die Gewinne eingestrichen, sagten Händler. Zu schaffen machte der Wall Street auch der sinkende Ölpreis, der die Dividendenpapiere der Branchengiganten Chevron und Exxon Mobil in die Tiefe zog.
Neue Konjunkturdaten zeigten zwar einen leichten Anstieg der amerikanischen Konsumausgaben. Eine unerwartet starke Zunahme beim Privateinkommen der Amerikaner wurde vom Markt jedoch negativ bewertet. „Wir brauchen Leute, die ihr Geld auch ausgeben, um die Konjunktur am Laufen zu halten“, erklärte Joe Kinahan vom Online-Broker thinkorswim den Abwärtstrend.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab bis zum Mittag um 0,6 Prozent auf 8422 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 verringerte sich um 0,5 Prozent auf 915 Zähler. Die Analysten von JP Morgan gaben für den Index eine frische Prognose ab: Demnach wird der S&P bis Ende September voraussichtlich auf eine Spanne von 830 bis 875 Zähler zurücksinken, nachdem er seit seinem Zwölfjahrestief im März um bis zu 40 Prozent zugelegt hat. Der Technologie-Index Nasdaq zeigte sich unverändert bei 1829 Punkten.
Boeing-Aktienkurs unter Druck
Bei den Einzelwerten gerieten die Aktien des Airbus-Konkurrenten Boeing unter Druck. Der amerikanischen Flugzeugbauer erlitt einen weiteren Rückschlag beim Prestigeprojekt 787: Nachdem der Konzern zuletzt den Erstflug zum fünften Mal verschoben hat, stornierte die australische Fluglinie Qantas am Freitag 15 Maschinen des Typs. Die Abnahme 15 weiterer Dreamliner stellten die Australier um vier Jahre zurück. Die Boeing-Aktie fiel daraufhin um 1,2 Prozent.
Der Baukonzern KB Home verbuchte einen unerwartet großen Verlust. Zugleich sieht das Unternehmen aber Anzeichen, dass sich der Negativtrend auf dem Häusermarkt abschwächt. KB-Home-Aktien verloren mehr als acht Prozent.
Nach dem Tod von Popstar Michael Jackson setzte ein Ansturm auf seine Alben ein. Davon profitierte der Internet-Versender Amazon. Auf seiner Website belegten Jackson-Alben wie „Thriller“ binnen Stunden die ersten 15 Plätze. Die Amazon-Aktie notierte 1,6 Prozent im Plus.
Das Smartphone Pre macht dem unter Verlusten leidenden amerikanischen Konzern Palm Hoffnung. Die Nachfrage nach dem neuen High-Tech-Gerät übertreffe die Erwartungen, teilte das Unternehmen mit. Der Quartalsverlust fiel deutlich geringer aus als von Experten erwartet, der Umsatz lag höher. Palm-Aktien schossen um über 16 Prozent nach oben.
Die Aktien der beiden Ölriesen Chevron und Exxon Mobil standen indes auf den Verkaufslisten der Börsianer, nachdem der Ölpreis unter 70 Dollar je Fass gefallen war. Chevron-Anteilsscheine verbilligten sich um 1,2 Prozent, Exxon-Papiere um 1,3 Prozent.