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Folker Hellmeyer
Der russische Präsident Medvedev sagte in Jekatarinenburg auf dem Treffen der „Shanghai Cooperation Organization“ (Rußland, China, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan, Beobachterstatus für Indien, Pakistan und Iran; Gegengewicht zu den USA in der asiatischen/arabischen Region), daß die Welt neben dem USD neue Leitwährungen brauche.
Diese Position ist absolut verständlich. Die vollzogene Machtachsenverschiebung im Finanz- und Wirtschaftssektor bedarf einer Umsetzung im ordnungspolitischen Rahmen des internationalen politischen Systems. Das gilt dann nicht nur für Währungsaspekte. Es gilt vor allen Dingen auch für die Institutionen des Systems, beispielsweise den IWF.
Brasilien, Rußland, Indien und China (BRIC-Länder) erwägen gegenseitige Engagements auf Basis nationaler Kapitalmarkttitel und Devisenswapvereinbarungen, um damit die Abhängigkeit von dem USD zu vermindern. Präsident Medvedev betonte, daß es kein globales erfolgreiches
Währungssystem geben kann, wenn die Finanzinstrumente nur in einer nationalen Währung genutzt würden. Das sei heute mit dem USD der Fall.
Die Taktik der BRIC-Länder Fakten zu schaffen, indem das gegenwärtige Finanzsystem in wesentlichen Funktionen und damit auch Kontrollen unterlaufen wird, ist Ausdruck eines politischen Ansatzes, der Beleg eines veränderten Machtbewußtseins in diesen teilnehmenden Ländern ist.
Bei beiden Veranstaltungen wird deutlich, daß die aufstrebenden Nationen den gegenwärtigen „Status Quo“ als ein Relikt der Vergangenheit interpretieren. Evolutionäre Anpassungen stehen auf der Agenda.
Losgelöst von Tagesbewertungen des USD stellen die Ergebnisse aus Jekatarinenburg klar, daß die Rolle des USD von „gestern“ nicht mehr die Rolle des USD von „morgen“ sein wird.
Die Rolle von „morgen“ wird bescheidener ausfallen. Zu einer bescheideneren Rolle paßt strukturell keine festere Währung, zumal da entsprechende Positionsanpassungen der Marktteilnehmer nicht im angemessenem Rahmen stattgefunden haben und die notwendigen
Strukturanpassungen in der US-Wirtschaft keine festere Währung vertragen.
Fraglos ist das ein langfristige Betrachtung, die kurzfristige technische Korrekturen zu Gunsten des USD nicht notwendig ausschließen. Es sind jedoch eben nur technische Korrekturen …
US-Präsident Obama wird heute Pläne eines Systems einer neuen US-Finanzregulierung bekannt geben, das der US-Zentralbank (Fed-System) eine primäre Verantwortung für das Vermeiden zukünftiger Finanzkrisen zuschanzt.
Wir nehmen diese geplante Vermehrung des Machtpotentials der Fed mit einem Hauch Erstaunen zur Kenntnis.
An dieser Stelle muß die Verantwortlichkeit für die US-Finanzkrise gestellt werden. Dabei kommt die US-Zentralbank nicht gut weg. Sie war sogar wesentlichst verantwortlich.
Der Meister der neuen Paradigmen, Herr Alan Greenspan, der von den „kritischen“ Medien als Magier abgefeiert wurde und gegen den nur vereinzelt zu seiner Amtszeit von der Analystenzunft kritische Töne zu vernehmen waren, spielte dabei die prominenteste Rolle.
Zentralbanken, deren Unabhängigkeitsstatus ein Papiertiger ist, die Erfüllungsgehilfen der Politik und wesentlicher Lobbygruppen sind, eignen sich nicht notwendig als Hüter der Nachhaltigkeit, die für die angedachte Funktion unentbehrliche Voraussetzung darstellt!