Ich weiß nicht, wer von Euch einen account bei WSJ, politico oder einen Morningstaranschluss hat;
ich stelle mal die wesentlichen Dinge, die seit Freitagabend dort durchgespült worden sind, hier rein.
A)
Insgesamt - kommen seit letzter Woche wieder Anleger zurück, es wurden knapp 13 Mrd. USD über Fonds, Etfs usw. in den Markt gebracht, wenngleich vorher ein vielfaches abgeflossen ist, zeigt das aber schonmal einen Vorboten für – naja ein turn around ist es noch nicht – für die Rückkehr einzelner, d. h. den Tiefstpunkt des Bangemach-Indexes haben wir wohl hinter uns.
Sowas ist natürlich nicht konform mit der Marktwirtschaft oder der Konjunktur.
Bei der Konjunktur muss es nach oben gehen, bei den Aktionären ist eher die Suche nach dem Tiefstpunkt oder den ersten Trendsignalen.
B)
Die Fed verlängert ausgelaufene Anleiheprogramme nicht, das ist natürlich auch dem Wegfall der Covidfinanzierung geschuldet, aber sie geben auch keine Hypotheken mehr raus, allein das waren letzten Monat 95 Mrd. Bilanzausgleich.
Bei dem Handelsdefizit, das die US haben, ist der hohe Dollarkurs technisch gar nicht so übel, wenngleich das zu Lasten der Schwellenländer geht. Sie lassen den Ausgleich also erstmal weiter so laufen.
C) Die Fed ist zinstechnisch ihrer Einschätzung in der neutralen Zone der Kerninflation angekommen, d. h. was jetzt on top kommt, soll die Inflation runterholen
In diesem Zusammenhang interessantester Kommentar (diesmal nicht von El Erian, den ich in diesem Zyklus für einen der wichtigsten Beobachter halte) :
übersetzt
"Die Märkte unterschätzen, wie stark die Fed straffen muss und wie hoch die Zinsen bleiben müssen, um die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Markt muss sich damit abfinden, wie stark die Fed hier straffen muss. Ein Teil dessen, was wir von Jackson Hole erwarten, ist, dass Powell ziemlich stark herauskommt und sagt, dass die Fed straffen wird, selbst wenn sie eine Rezession riskiert. Es ist eine ernüchternde Botschaft, die zu weiteren risikoscheuen Bewegungen führen könnte."
Das ist von einem Ceo bei Glenmede, der offensichtlich dieselben Analysequellen wie Herr Sewing von der DB nutzt, beide verorten eine neuralgische Situation im 2. HJ 2023. Dann wenn die höheren Zinsen beginnen sich faktisch bei den Unternehmen auszuwirken; man schätzt ein Rezessionsrisiko, das sich global auswirken könnte, auf 50% .
Zum Vergl.
bei uns in D sind die Hypothekenzinsen um 220 -230% p. a. gestiegen. Das basiert auf der Annahme, dass die EZB nur wenig gg. die exogenen Einflüsse der Inflation tun kann und die Kerninflation bei nur 3,5 % läge. So zumindest hat sich inhaltlich Herr Joachim Nagel noch vor exakt 2 Monaten geäußert. Seine aktuelle Einschätzung kann man im HB nachlesen – köstliche Mutation oder?
Das sollte man nicht unterschätzen.
Für Europa und insbesondere Deutschland rechne ich mit einem Aktienmarkt, der an die Zeit von 1989 – 1997 erinnert. Nur damals ohne Krieg. Aber grundsätzlich gar nicht abwegig, denn mit China wird man weiter handeln, nur halt nicht mehr in dem sorglosen Umfang, d. h. wir werden wieder in normale Märkte zurückkommen, in denen Bundesbanken nicht stützen, es Zinsen gibt, Inflation gibt usw. ziemlich genau wie in dem oben beschriebenen Zeitraum.
Also nicht in den Markt in dem es zwanzig Jahre Geschenke gab. Von diesem Wohlstand müssen wir wieder etwas abgeben.
Die USA stehen deutlich besser da, nicht ganz so gut wie der asiatische Pazifik, aber nicht so schlecht wie Europa und insbesondere Deutschland, das von den Sanktionen, die übrigens 80% der Weltbevölkerung nicht mittragen, am stärksten getroffen wird.
Ich schreibe das nur, damit man besser versteht, was ich da oben geschrieben habe. Wenn also die Insignien irgendwann sagen, jetzt ist die K[]cke erstmal vorbei, so bewegen wir uns nicht mehr in einem Umfeld wie 2009 – 2019 auch nicht in einem seit 2001.
Also für viele eine neue – für mich eine normale Welt. Kein vollständiger Rollback der Globalisierung mit China als billige Werkbank, aber ein sorgloses weiterwuchern wird es aus geostrategischen Gründen nicht mehr geben.
Was heißt das ganze jetzt?
Aktuell eingeschätzt würde ich sagen, der Boden von Plug zeigt sich noch vor dem nächsten Sommer, und wenn es danach tatsächlich zu einer globalen Rezession käme, ist die Frage, wie tief war der Tiefstand, ggf. wird der nicht mehr erreicht. Gegen ein rauschartige Hochlaufen sprechen Inflationsraten, wegen denen aber auch wegen der Zinsen man die Unternehmensbewertungen reduzieren wird.