Eine faire Bewertung bedeutet für mich, daß Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Unternehmens angemessen im Kurs berücksichtigt sind, wobei sie m.E. als angemessen gilt, wenn man für vergleichbar attraktive Unternehmen ebensoviel an der Börse bezahlt. Eine faire Bewertung ergibt sich also aus dem Unternehmenswert und Angebot und Nachfrage an der Börse.
Eine Gewinnwarnung bedeutet demnach, daß möglicherweise Vergangenheit und Gegenwart noch OK waren, aber die Zukunftsaussichten schlechter sind. Nun wird versucht dies irgendwie mit anderen Werten einzuordnen und demgemäß werden hoffentlich an der Börse die Kurse gemacht.
MaMoe natürlich hast Du recht, daß schlechtere Gewinnausichten zunächst mal das KGV in die Höhe schnellen lassen. M.E. sind es zwar viele Companys die über schlechtere Zahlen berichten oder diese in Aussicht stellen, aber bei weitem nicht alle. Es gibt m.E. auch einige Werte am NM die sich in ihrer Wachstums- und Gewinndynamik weiterhin ungebrochen entwickeln und dennoch haben sich auch deren Kurse von den Höchstständen halbiert oder gedrittelt. Eigentlich sind solche Werte verglichen zum Niveau von März 2000 tatsächlich sehr billig geworden. Man kann's aber auch so sehen, daß diese soliden Kandidaten (es gibt m.E. immer noch welche am NM) von einem sehr teuren Bewertungsniveau gemessen am KGV nun vielleicht erst ein angemessenes, tieferes KGV erreichen. Bei manchen könnte man sich aber schon fragen, ob diese Werte nun bereits unterbewertet sind.
Das Umfeld macht's aber auch dann und zwar in zweifacher Hinsicht. Einerseits wird bei einer Gewinnwarnung von Oracle automatisch mit einem ebenfalls schlechterem Geschäft bei SAP und Siebel gerechnet. Es spielt dann keine Rolle ob Oracle in den Produkten daneben gegriffen hatte oder z.B. die Personalfluktuation doch nicht so ohne weiteres wegstecken konnte, SAP und Siebel werden automatisch mitabgestraft. Eigentlich ergibt sich dadurch eine ggf ungerechtfertigte KGV Verlagerung: Oracle ist trotz Kurssturz immer noch teuer und SAP und Siebel werden wegen des Kurssturzes billiger. Andererseits spielt die Stimmung, das Sentiment natürlich auch eine Rolle, die aber ebenfalls zu einer ungerechtfertigten breiten Verbilligung von Aktien führen kann.
Ich sehe also derzeit beides, sehr billige und immer noch teure Wachstumswerte, wobei man sich natürlich fragen lassen muß, ob man den Maßstab einer Börseneuphorie oder den einer Börsendepression anlegt. Ich fürchte/hoffe eine Börseneuphorie wie zuletzt werden wir erst in ein paar Jahren wieder haben. Zuviele dürften zu sehr massiv Kapital verloren haben. Die Aktie und der NM im besonderen dürften erheblich mittelfristig an Attraktivität eingebüßt haben. Deshalb könnte ich mir vorstellen, daß es an der Börse diesmal länger als 18 Monate dauert.
Im übrigen schließe ich mich Levke, NobodyII, Prosseco und Allenstein ganz an.
Das Greenspan es egal was er macht, niemanden Recht machen kann sehe ich auch so.
Gruß furby