Neuer Markt - Ein Jammertal

9. Juli 2001 Langsam überschreitet die Baisse die Grenze des guten Geschmacks. Auch zu Beginn der neuen Woche setzt vor allem der Neue Markt seinen Absturz ungebremst fort und Nemax All Share (12.15 Uhr: minus 3,1 Prozent auf 1.266 Punkte) und Nemax 50 (minus 3,6 Prozent auf 1.155 Punkte) markieren neue Jahrestiefs.

Charttechnisch sieht es dabei vor allem für den Nemax 50 düster aus: Nach dem Bruch der 1.250-Punkte-Marke lassen sich keine direkten Unterstützungen mehr herleiten, und der Index steuert scheinbar unaufhaltsam auf die 1.000er-Marke zu.

Begriff „Allzeittief“ etwas irreführend

Der Begriff „Allzeittief“ beim Nemax 50 ist dabei etwas willkürlich, da der Index zwar erstmals am 1.7.1999 mit 4.401,81 Punkten berechnet wurde, seine Basis jedoch wie beim Nemax All Share auf den 30.12.97 mit 1.000 Punkten bezogen ist. Der Nemax All Share, der am 16.1.1998 mit 979,34 Punkten startete, ist deswegen noch deutlich von seinem „Allzeittief“ entfernt.

Kapitulation rückt näher

„Es gibt viele, viele kleine Verkäufe“, sagt ein Händler einer Privatbank. „Die meisten Privatanleger wollen nur noch noch raus aus den früheren Wachstumswerten, egal zu welchem Kurs.“ Weitere negative Nachrichten über große börsennotierte Unternehmen würden die gegenwärtige Verunsicherung noch vergrößern, deshalb sei ein weiteres Abrutschen wahrscheinlich.

Etwas Tröstliches hat der anhaltende Ausverkauf doch: Die nach wie vor hohen Bewertungen bei den High Tech-Titeln werden weiter reduziert, und die vollständige „Kapitulation“ der Anleger, die von vielen Experten als Grundvoraussetzung eines nachhaltigen Aufschwungs gesehen wird, rückt ohne Zweifel näher.

   
 

Mit erheblichen Veränderungen am Neuen Markt ist in Kürze zu rechnen. Wie der Sprecher bestätigt, sind bereits verschärfte Änderungen und Erweiterungen des Regelwerkes im Gespräch.

Diese sollen drastischere Strafen bei Regelwerksverletzungen und die Möglichkeit zu rechtlich fundierten Delistingverfahren enthalten. Nach derzeitiger Rechtsgrundlage müssen die gelisteten Unternehmen einer nachträglichen Vertragsänderung zustimmen, da in den geltenden Verträgen ein Delisting nicht verankert ist.

DerVertrauensverlust in den Neuen Markt weitet sich immer mehr aus. Er beschränkt sich zwischenzeitlich nicht mehr auf die Anleger, sonder greift bereits auf dort gelistete Unternehmen über. Insolvenzverfahren, Regelverstöße, Pennystocks sind die wesentlichen Faktoren für den Niveauverlust. Darin begründet sich auch die Anlegerflucht mit den damit verbundenen Kursverlusten, in deren Sog auch positive Unternehmen geraten.

Inzwischen denken bereits neben Singulus, wir berichteten darüber, 6 weitere Unternehmen wie Pandatel, Primacom, Mobilcom, Highlight, CE Consumer und D.Logistics über einen Ausstieg aus dem Neuen Markt nach. Diese Unternehmen finden sich neben inzwischen 29 Pennystocks, davon mit Fantastic einer bereits im Nemax50, deplaziert.

Diese Umstände werden mit Sicherheit dazu beitragen, dass die Deutsche Börse relativ schnell reagieren und die geplanten Änderungen einführen wird. –KMR-

PS: Im TV wurde angekündigt, dass ein Jurist jetzt eingesetzt wird, um dem NM ein wenig auf den Zahn zu fühlen !!
BK Schröder wurde eine Ausarbeitung zu diesem Thema bereits übergeben...
Versteht Schröder von der Börse überhaupt etwas ???
Egal, er wird schon die richtigen Leute (hoffentlich) damit beauftragen.

Noch etwas: Wenn die Politik einmal eingreift, dann ist wirklich schon Feuer am Dach...

Ciao
Ein hoffender KAWAMAN


Quelle: Finance Online 11.07.2001 07:47

 

NEUER MARKT
Zockerwerte fliegen raus

Die Deutsche Börse verschärft das Regelwerk für den Neuen Markt. Zahlreichen Unternehmen droht das Aus. Der Handelsplatz Frankfurt will so das ramponierte Image des Wachstumssegments wieder herstellen und das Vertrauen der Anleger zurück gewinnen.
 
Deutsche Börse
 
Hamburg/Frankfurt - "Wir erhoffen uns von den neuen Regeln, dass Werte mit einem geringen Börsenwert, die für Zocker zum Spielball geworden sind, dann nicht mehr am Markt sind", sagte ein Sprecher. Eine neue Delisting-Regel helfe sicherlich, das Vertrauen in den Neuen Markt zu stärken, könne aber nicht allein daran fest gemacht werden.
Aktionärsschützer hatten in der Vergangenheit immer wieder schärfere Regeln für den Neuen Markt und den Ausschluss von so genannten Pennystocks gefordert. "Es ist unser ureigenstes Interesse, den Neuen Markt so zu gestalten, dass er sowohl für die Investoren als auch die Emittenten hochattraktiv ist", sagte der Sprecher.
Spekulationen, dass Aktien, die über einen bestimmten Zeitraum unter einem Euro notierten, von dem Wachstumsmarkt ausgeschlossen würden, wollte der Sprecher nicht bestätigen. "Wir denken an ein Delisting für Aktien, die einen geringen Börsenwert haben oder eine bestimmte Marktkapitalisierung unterschreiten. Wir werden das präzisieren, wenn wir den letzten Schritt der Abstimmung mit den Marktteilnehmern getan haben", erklärte der Sprecher weiter.
Die Börse in Frankfurt könne derzeit weder Angaben über den Börsenwert machen, der zu einem möglichen Ausschluss von Unternehmen am Neuen Markt führt. Noch wollte der Sprecher eine Schätzung darüber abgeben, wie viele Unternehmen von der Regelung betroffen sein werden. Die Delisting-Regeln sollten aber auch für insolvente Unternehmen überarbeitet werden.
Analysten hatten zur Krise des Neuen Marktes unlängst ausgeführt, dass der Nemax 50 von seiner Bedeutung her "kein Nemax 50 mehr, sondern vielleicht ein Nemax 10 oder 20", sei.

Lutz Reiche, manager-magazin.de

Raus mit dem Schrott !


Gruß

catweezel

hier nochmal der dazugehörige artikel von Financial Times Deutschland:

blau.ariva.de/board/thread.m?a=all&search=&nr=73267&762

... wünsche trotzdem allen (für heute)...viel glück!

gruss sv.Spielkind

Politisch gesehen sind wir in einer Phase grösstmöglicher Verwirrung,jeder gegen jeden,eine Linie nicht erkennbar (wunderbar z.Zt.im Berliner Komödiantenstadel focussiert zu beobachten...)und auch keine mentalen Krückstöcke mehr an die man sich klammern kann,da weder Wort noch Tat heute länger als ein paar Tage oder Wochen Bestand haben.
Daraus resultierend befinden wir uns in einem heutigen gesellschaftlichen Zustand grosser Verwirrung,schwelender Wut und Orientierungslosigkeit.Kaum einer ist so richtig zufrieden mit seiner Situation aber niemand weiß wie man diese ändern und wer das tun könnte,Politik hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt,Polemik und schauspielerische Fähigkeiten sind wichtiger als wirkliche Konzepte...
Die ganzen Negativszenarien dann auch noch entsprechend medial aufbereitet und in permanenten Dosen verabreicht (leider aber auch zu Zeit unvermeidlich,denn so furchtbar viele good News gibt es ja nun wirklich nicht zu vermelden)
Kurzum,im augenblicklichen psychologischen Umfeld welches die potentiellen Anleger masssgeblich in ihren Handlungen und Empfindungen beeinflusst ist einfach "der Wurm drin",die vielen Skandale der Börse tun ihr übriges dazu....
Trotz allem ist es mit der Emotion aber auch immer ein Wechselspiel.Eine Verbesserung der Situation ist jederzeit möglich,es bedarf allerdings der positiven Impulse dafür.Ein solcher könnte zum Jahresende hin die IFA werden.Ausserdem ist es jetzt wichtig zu erkennen welche Branche zu welchem Zeitpunkt ein reelle Chance zu einem Aufwärtstrend hat (ich tippe für 2002 auf Teilsegmente der  Telekommunikations-und für 2003 auf die Biotechbranche in erster Linie,langfristig werden sicherlich auch alternative Energien eine grosse Rolle spielen).Ferner muss man sicherlich jetzt mehr denn je durch fundierte Analyse für sich eruieren ,welche Einzelaktien zu unrecht mit in die Tiefe gerissen wurden und hier den richtigen Zeitpunkt zum Invest treffen...
Dies alles gilt natürlich nur sehr bedingt für Zocker,hier sind die momentanten Indikatoren ja eigentlich gar nicht so schlecht,aber das Zocken zur Zeit gleicht ja wirklich fast dem Glücksspiel,aber das ist immer so und ein bisschen Adrenalinkick ist ja auch nicht schlecht.....

eh nix. Wir wissen eh alle das der NM im eck ist. Aber wie bei allem im Leben
gibt es immer höhen und tiefen und irgendwann (ich rechne mit Herbst) geht es
wieder bergauf und dann werdet ihr wieder gut verdienen.

Kopf hoch Euer
Sir Charles