Milzbrand-Grußkarte per E-Mail

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Milzbrand-Grußkarte per E-Mail Happy End
Happy End:

Milzbrand-Grußkarte per E-Mail

 
23.10.01 22:32
#1
Humor in den Zeiten des Krieges:
Neuerdings kann man weißes Pulver auch per E-Mail verschicken


Unsere Geheimdienste haben es schon immer gewusst: Islamische Terroristen ist das Internet vertraut wie das eigene afghanische Ausbildungslager. Eine schmerzhafte Erkenntnis für alle Technikgläubigen: Auch wahnsinnige Massenmörder nutzen die Möglichkeiten der modernen Kommunikation. Das sah auch ein Leipziger Unternehmen ein und machte aus der Not eine Tugend. Die sächsischen Witzbolde brachten unlängst die erste elektronische Milzbrand-Grußkarte heraus, eine "Innovation aus dem terroristischen Bereich, die sich vor allem an Trittbrettfahrer und Möchtegernterroristen wendet".

Auf dem Monitor des Empfängers erscheint ein Häufchen weißes Pulver, während das Bild größer wird, ertönt das gepresste Atmen durch eine Gasmaske. Unter dem Motto "Tun sie etwas für die Hysterie in Deutschland" wird bereits über Erweiterungen des Angebots wie Autobomben, Messersets und Wecker für die "Sleeper" nachgedacht. In der Unternehmenszentrale hofft man so "noch mehr Menschen von den Vorteilen einer Panik überzeugen zu können".

Nun mag man darüber sinnieren, ob die Macher der Zorn treffen sollte, oder ob wir hier Zeugen der einzig angemessenen Reaktion auf die Hysterie vor terroristischen Biowaffen-Attacken werden.

Das Problem hinter solchen Jokes ist indes ein heikles. Ab wann darf man über die allgemeine Betroffenheit hinweg Witze machen. Eine Antwort darauf schient die sonst von nichts haltmachende deutsche Comedy-Gemeinde noch nicht zu haben. Das lässt jedenfalls ihr vehementes Ausklammern der aktuellen politischen Geschehnisse vermuten.

Einzig Komiker Ingo Appelt verstieß mal wieder gegen das kollektive Schweigen und scheute sich bisher nicht, Grenzen des allgemein guten Geschmacks zu überschreiten. "Komiker sind Grenzgänger" sagt er. Es gebe wohl keine Peinlichkeit, so sein Geständnis, die er ausgelassen habe. Letztes Jahr wurde die Ingo-Appelt-Show bei Pro 7 kurzfristig aus dem Programm genommen, weil Kinderpuppen von Erwachsenen wie ein Fußball durch das Studio gekickt wurden. Das ging dem Sender zu weit. Und auch nach dem 11. September dauerte es nicht lange, bis Appelt den brennenden Wunsch erklärte, in ein Flugzeug zu steigen und bei der Stewardess einen Flug in den 72. Stock zu bestellen.

Solche Ausfälle täuschen aber nicht über die Sprachlosigkeit hinweg, in der auch über Appelt kaum ernsthaft gelacht werden kann, weil er eher wie der ewige Hofnarr wirkt. Tatsache ist, dass die Comedy-Macher ihren Anspruch in Kriegssituationen lieber gestern als heute vergessen. Diese Erfahrung war schließlich schon beim ersten Einsatz deutscher Soldaten im Kosovo zu machen. Erst Wochen später meldete sich Nationalkomiker Harald Schmidt in einem Spalteninterview im "Spiegel" zu Wort. Allerdings nur, um der Nation mitzuteilen, dass auch er gerne mal vor "unseren Jungs da unten" auftreten wolle.

Schwache Leistung, denkt man sich da, denn die deutsche Satire war selbst in stürmischeren Zeiten schon mal besser. Zwar ohne formuliertes politisches Programm, aber als demokratisches Kampfblatt erschien ab 1896 unter der Leitung von Albert Langen in München die satirische Wochenzeitschrift "Simplicissimus" (lat. "der Einfältigste"). Seinen großen Erfolg verdankte der "Simplicissimus" sowohl seiner geistvoll streitbaren politischen Aktualität als auch der künstlerischen Qualität seiner Zeichnungen und Literaturbeiträge. Thomas Theodor Heine gehörte mit zu den besten Zeichnern: Seine angriffslustige und ihre Ketten sprengende rote Bulldogge war das Wappentier und Symbol des "Simplicissimus". Sie war das Zeichen des Protestes gegen Kaiser und Junker, Militär und Klerus, Imperialismus und Preußentum. Auch die Auseinandersetzungen mit der Zensur und Justiz, Gerichtstermine, Geld- und Haftstrafen erhöhten die Popularität.

Doch auch hier nahm die gleiche Entwicklung ihren Lauf. Nachdem der Erste Weltkrieg ausbrach, macht die Redaktion eine Drehung um Einhundertachtzig Grad und fiel dem allgemein verordneten Chauvinismus anheim. Ein verheerender Fehler, denn die innerhalb von sieben Jahren von 15000 auf 85000 Exemplare gestiegene Auflage brach in sich zusammen. Die Mehrheit der derzeitigen deutschen Satiriker sollte das zu denken geben.

Gruß
Happy End
Milzbrand-Grußkarte per E-Mail Diplomat
Diplomat:

@Happy

 
23.10.01 22:49
#2
selber erdacht oder abgeschrieben? Falls letzteres - wo?
Immer über alle Grenzen geht die Titanic, Kehrtwende nicht zu befürchten.

Grüße
Diplomat
Milzbrand-Grußkarte per E-Mail Happy End
Happy End:

Per Mail von einem Bekannten!

 
23.10.01 22:53
#3
Das mit der Titanic stimmt aber...

Gruß
Happy End
Milzbrand-Grußkarte per E-Mail Happy End
Happy End:

Wär das nichts für Dich, DarkSchmug? o.T.

 
28.10.01 00:58
#4
Milzbrand-Grußkarte per E-Mail schmuggler
schmuggler:

Der Gag hat ja schon nen Bart o.T.

 
28.10.01 01:07
#5
Milzbrand-Grußkarte per E-Mail Happy End
Happy End:

Bart macht Dich in diesen Zeiten verdächtig ;-) o.T.

 
28.10.01 01:09
#6
Milzbrand-Grußkarte per E-Mail Aufwind

"g" o.T.

 
#7


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