In der Tat ist die Solarindustrie arg zersplittert. Allein in Deutschland tummeln sich mehr als 80 Hersteller in der Teilbranche Fotovoltaik, die sich mit der Umwandlung von Sonnenlicht in Strom beschäftigt. Dennoch eilt die Fotovoltaikindustrie von Rekord zu Rekord. 2007 stiegen die Umsätze um 23 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro. Die Unternehmen investierten 1,5 Milliarden und schufen damit 10?000 Arbeitsplätze hierzulande. Für 2008 rechnet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) ebenfalls mit zweistelligem Wachstum. "Bleiben auch die politischen Anreize zur Markteinführung verlässlich, werden wir unsere Technologieführerschaft weiter ausbauen und Deutschland zum stärksten Exporteur und Profiteur des weltweiten Solarbooms machen", verspricht BSW-Chef Carsten Körnig.
Doch genau da hakt es. Die "politischen Anreize", sprich: Subventionen sollen kräftig verringert werden. Bislang wird Solarstrom mit 46 Cent pro Kilowattstunde gefördert. Das bezahlen die Kunden indirekt mit der Stromrechnung. Die Bundesregierung will die Förderung, die nach geltendem Recht jährlich um fünf Prozent sinkt, nun um acht Prozent pro Jahr reduzieren. Künftig lohnt sich die Einspeisung von Sonnenstrom ins Netz also nur, wenn die Anlagen viel effizienter arbeiten.
Mit einem zweiten Problem hat die Branche obendrein zu kämpfen: Silizium, der Grundstoff für Solaranlagen, ist so knapp wie noch nie. Eine Entspannung erwarten die Experten frühestens in zwei Jahren. "Die Siliziumpreise spielen verrückt", sagt Professor Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Mit Hochdruck arbeiten die Forscher an neuen Technologien, mit denen sich die Knappheit mildern lässt.
Bereits einsatzreif ist das Dünnschichtverfahren, bei dem Silizium hauchdünn auf Glas, Stahl oder Kunststoff aufgetragen wird. Leider ist dabei aber nicht nur der Materialverbrauch erheblich geringer, sondern auch die Stromausbeute. So arbeitet das ISE in Freiburg an Alternativen, die mindestens ebenso effizient sind wie die herkömmlichen Verfahren, aber deutlich billiger kommen. Recht nah am kommerziellen Einsatz ist die Verwendung von dicken Linsen, die das einfallende Sonnenlicht gebündelt auf die Solarzellen lenken. Damit kann der Wirkungsgrad erheblich gesteigert werden. Um das neue Verfahren zu vermarkten, hat das ISE eigens ein Unternehmen gegründet, die Firma Concentrix. An dem Spin-off ist Good Energies wesentlich beteiligt.
Noch vor wenigen Jahren lieferten die deutschen Solarfirmen nicht einmal zehn Prozent ihrer Produktion ins Ausland. 2007 betrugen die Ausfuhren bereits 38 Prozent der gesamten Umsätze. "Langfristig strebt unsere Industrie einen Exportanteil von 70 Prozent an, wie er heute bei Windanlagen und im Maschinenbau üblich ist", sagt Verbandschef Körnig. Auch in anderen Ländern wird die Sonnenenergie mittlerweile großzügig gefördert – etwa in Spanien oder in Fernost, wo die jungen Industrienationen unabhängiger vom Luxusprodukt Öl werden wollen. Um die neuen Solarmärkte zu erobern, müssen die Hersteller nicht nur mit Vertriebsbüros präsent sein. Wirklich Fuß fassen können sie nur, wenn sie vor Ort auch Fertigung betreiben. Pionier ist der Berliner Modulhersteller Solon, der bereits in Österreich, Italien und den USA produziert. Auch Solarworld betreibt ein erstes Werk in Amerika und baut eine Fabrik in Korea. Q-Cells siedelt seine jüngste Fertigungslinie in Malaysia an. Selbst der junge Modulhersteller Aleo strebt ins Ausland. Nach einem Werk in Spanien will er auch in China eine Produktion aufbauen.
So aggressiv die deutschen Solarhersteller auf neue Märkte drängen – bei der überfälligen Konsolidierung halten sie sich zurück. Fusionen und Übernahmen sind in der Branche rar. Behutsam drängt Großinvestor Good Energies jetzt die Solarfirmen zur Bündelung ihrer Kräfte. Den Auftakt machte 2007 die Anbindung des norwegischen Solarkonzerns REC an den Bitterfelder Solarzellenhersteller Q-Cells. Good Energies übertrug ein Aktienpaket, das die Gesellschaft an REC hielten, an ihr deutsches Beteiligungsunternehmen. Q-Cells ist nun mit 17 Prozent an REC beteiligt.
In den Aufsichtsräten der beiden Beteiligungsunternehmen sitzt Marcel E. Brenninkmeijer, der Gründer und Chairman von Good Energies. Damit hat der Textilklan die Kontrolle über die beiden größten europäischen Solarunternehmen. Sie könnten den Kern für einen weltweit tätigen Konzern bilden, an den weitere Fotovoltaikfirmen angeschlossen werden. Was genau er vorhat, mag Brenninkmeijer noch nicht verraten. Sicher ist nur: Die Dynastie, die vor fast 170 Jahren C?&?A gründete, ist nicht an kurzfristigem Profit interessiert, sondern hat sehr langfristige Pläne. Hansen: "Die Brenninkmeijers denken in Generationen."
Solaraktien Übersicht