Nach dem brillanten Jahr 2013 für den Großteil der Solaraktien bezüglich Kursperformance mussten sehr viele Solaraktien mehr oder weniger deutliche Kursverluste im abgelaufenen Jahr hinnehmen. Vor allem die Modul- und Zellbauer hat es erwischt. Ob nun Deutsch, US-Amerikaner, Taiwanese oder Chinese. Nur die kleinen indischen Modul/Zellbauer konnten sich aufgrund Sonderfaktoren von diesem Trend deutlich abkoppeln.
Nur 11 Solaraktien von meinen 38 aufgeführten Solaraktien, die in meiner Datenbank stecken, haben in 2014 ein Kursplus verzeichnen können. Also nur 29%. In 2013 hatten von 35 Solaraktien 26 ein Jahreskursplus. Also 74%.
Fundamentale Gründe für die schwache Kursperformance, vor allem für die Aktien der Modul/Zellbauer, gab es genügend: Konsolidierung der tollen 2013er Kursperformance, optimistische Branchenwachstumsprognosen von um die 50 GW an Nachfrage vom Frühjahr wurden nicht erreicht, teilweise kräftige Modulpreisrückgänge in 2014 (z.B. Japan ca. 17%/China ca. 10%), schlechte Währungsentwicklungen für die in US-Dollar bilanzierende Solarunternehmen und letztendlich hat der deutlich gefallene Ölpreis ab Mitte November auch noch einen negativen Kurseinfluss gehabt.
Interessant ist, dass die US-Solarwerte Sunpower und First Solar wie auch Solarworld von den neuen US-Strafzöllen kurstechnisch kaum profitieren konnten. Wohl gemerkt Stand heute, denn die neuen deutlich höheren Strafzölle haben noch keine Auswirkungen auf die alten Strafzölle von 2012 mit denen aktuell die China-Solaris in den USA ihre Module verkaufen (2012er Strafzölle im Schnitt "nur" bei 30%/neue Strafzölle > 50%). Jedoch besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass das US-Handelsministerium die alten Strafzölle von 2012 auf die neuen Untersuchungen anpasst und das hätte dann zur Folge, dass die Chinesen inkl. Strafzölle ihre Modulpreise in den USA deutlich erhöhen müssten von aktuell um die 0,74 $/W auf gut und gerne 0,85 $/W und damit hätten die China-Solaris dann wohl kaum noch Absatzchancen im US-Solarmarkt. Eine Entscheidung dazu soll offenbar im Februar fallen.
Super perfomt im abgelaufenen Jahr haben drei kleine indischen Modul/Zellbauer. Die Nr. 1 nach der 2014er Kursperformance bei den Solaraktien war der mit Abstand größte indische Zellbauer Indosolar mit einem Kursplus von 179%. Indosolar verfügt derzeit über 450 MW an Zellfertigungskapazitäten und ist gerade dabei ihre Zellfertigungskapazitäten um 200 MW zu erweitern. An Nr. 2 nach der 2014er Kursperformance folgt dann schon mit einem Kursplus von 131% das nächste indische Solarunternehmen Moser Bear (Modulfertigungskapazitäten: 230 MW/ Zellfertigungskapazitäten: 250 MW) und Websol (Modulfertigungskapazitäten: 100 MW/ Zellfertigungskapazitäten: 120 MW) mit einem Kursplus von 107% folgt schon auf Rang 4.
Alle drei indische Solarunternehmen schreiben nach wie vor Verluste, aber sie profitierten von drei ganz entscheidende Faktoren: Im Sommer 2014 wurde der neue indische Premiermister Narendra Modi gewählt und der ist ein bekennender Freund der Erneuerbaren Energien, es wurde eine hohe Local Content-Regelung bei 50% der ausgeschriebenen Solarprojekte der "National Solar Mission" eingeführt und von den generell sehr guten Aussichten des indischen Solarmarktes, der sich in diesem Jahr laut Analysten verdoppeln soll auf 1,8 GW. In 2, 3 Jahren könnte der indische Solarmarkt bei einem jährlichen Zubau von über 5 GW liegen. Der neue indische Energieminister Piyush Goyal sieht für Indien sogar ein Solarpotential von 100 GW in den nächsten 5 bis 7 Jahren. Ende 2014 waren gerade mal etwas weniger als 3 GW in Indien an Solar installiert. Indien wird mit ganz großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zu einem der größten globalen Solarmärkte heranwachsen und der neue Premiermister Modi ist gerade dabei die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
Die Nr. 3 nach der 2014er Kursperformancerankingliste bei den Solaraktien ist der Micro-Wechselrichterhesteller Enphase Energy mit einem Kursplus von 125%, der ganz klarer Marktführer in dieser solaren Nische ist.
Bei Enphase wird/wurde die Turn Around-Karte gespielt und Enphase weist dazu noch ein hervorragendes Umsatzwachstum in 2014 aus mit über 50%. Enphase wächst damit deutlich schneller als die Solarindustrie.
Von den Fundamentals sieht es recht gut aus. In Q3 2014 erzielte Enphase eine sehr gute Bruttomarge von 32,8% (Q3 2013: 28,1%) und konnte erstmals einen Nettogewinn ausweisen mit 0,8 Mio. $ (Gewinn je Aktie: 0,02 $). Die Enphase-Bilanz kann sich auch sehen lassen mit einer Nettofinanzverschuldung von lediglich 5,9 Mio. $ und einer Eigenkapitalquote von 29%. Dazu erzielte Enphase trotz des hohen Umsatzwachstums in den ersten 9 Monaten 2014 einen Free Cash Flow von 5,5 Mio. $ (operativer Cash Flow: 15,3 Mio. $).
Da im Bereich der Micro-Inverter ein sehr hohes Wachstum erwartet wird in den nächsten Jahren, das Nachfragevolumen soll sich von aktuell 500 MW auf 2.100 GW laut IHS Solar bis 2017 vervierfachen, steckt natürlich in Enphase sehr viel Fantasie drin und auch eine mehr oder weniger große Übernahmefantasie. Bei den herkömmlichen Wechselrichter gab es ja schon zwei größere Übernahmen, so hat ABB Power One gekauft und AEIS Refusol.
Enphase hat mittlerweile in den USA bei Wohnhaussolaranlagen (Zubau in 2014 bei etwa 1,2 GW) im abgelaufenen Jahr bei den Wechselrichter den größten Marktanteil mit rd. 40% noch vor Power One (29%). Aufgrund der zu erwartenden hohen Wachstumsraten im Micro-Invertersegement hat der Wettbewerb deutlich zugenommen, weil die großen der Wechselrichterbranche wie Power One und SMA mittlerweile ebenfalls Mikrowechselrichter in ihrem Produktportfolio haben.
An Nr. 5 der Kursrankingliste 2014 liegt der US-Projektierer SunEdison mit einem Jahresplus von 50%. SunEdison mausert sich mehr und mehr zu einem ganz großen Big Player im globalen Solarkraftwerksbau. 2013 hatte SunEdison 542 MW an Solarkraftwerken projektiert, finanziert und gebaut und in 2014 werden es nach eigener Guidance 1 bis 1,15 GW werden. 2015 sollen es laut dem Unternehmen nach der Übernahme von First Wind zwischen 2,1 bis 2,3 GW werden, also noch mal eine Verdoppelung der Projektvolumenrealisierung.
Schon im letzten Jahr hat sich das US-Unternehmen SunEdison kurstechnisch vervierfacht und in 2014 gab es schon wieder ein hervorragendes Plus mit 50%. Die Gründe für diese mehr als gute Kursperformance sind neben dem erfolgreichen operativen Geschäft (u.a. Verdoppelung des EPC-Geschäftes, Ausbau der Projektpipeline auf 4,5 GW, Einstieg in das gewerbliche Aufdachanlagensegment), die signifikante Globalisierung des Geschäftes (z.B. nach Chile, Indien, Honduras, Brasilien) und vorallem den im Sommer an die Börse gebrachte YieldCo-Finanzkonstrukt Terraform (Marktkapitalisierung: 3 Mrd $/+ 17% seit Börsenstart/aktuelle Dividendenrendite 3,6%), wo SunEdison ein Teil ihrer gebauten Solarkraftwerke bündelt und sich somit einen sehr rentablen neuen Absatzkanal geschaffen hat.
Die Nr. 6 nach der Kursperformance in 2014 war der an der Hongkonger Börse notierte chinesische Projektentwickler und EPC-Unternehmen China Singyes Solar mit einem Jahresplus von 28%. Damit war China Singyes das bestperformende chinesische Solarunternehmen in 2014, das in meiner Datenbank steckt.
Singyes profitiert vor allem durch seine exzellente Stellung im chinesischen Aufdachanlagenmarkt, wo man in 2013 einen Marktanteil von 12,4% hatte. Da die chinesische Zentralregierung Solar unbedingt auf die Dächer bringen will (2013: rd. 1,5 GW an Aufdachanlagen in China/2014 ca. 4 bis 5 GW) wurden im Herbst 2014 politisch gute Rahmenbedingungen geschaffen mit Entbürokratisierung und Standardisierung des Stromanschlusses der Solaranlagen, monatliche Zahlung der Einspeisevergütung oder auch neue Finanzierungsmöglichkeiten mit verbilligten Krediten oder Leasing.
Singyes dürfte in 2014 etwa 350 MW an Solarprojekten umgesetzt haben (60% Dach/40% Solarkraftwerke) und für 2015 werden 500 MW erwartet ohne die 200 MW die Singyes im Eigenbesitz halten möchte. Die Fundamentals vom Solar-Downstreamunternehmen China Singyes Solar Tech sind im Vergleich zu den anderen China-Solaris richtig gut mit einer guten Bruttomarge (2014e: 23%/2015e: 24%), einer sehr guten EBIT-Marge (2014e: 16% /2015e: 17%) und einer ordentlichen Eigenkapitalquote von 35%. Dazu hat Singyes zusätzlich zum "normalen" operativen Geschäft noch eine Vereinbarung über 5 Jahre über 1.100 MW mit der chinesischen Provinzregierung von Wuwei.
Schaut man sich die komplette Kursrangliste an, dann sind offenbar die Aktien der Modul/Zellbauer in einem Findungs/Transformationsprozess. Wurde 2013 bei vielen Solarwerten die Turn Around-Karte gespielt was zu fulminanten Kurssteigerungen führte, so stellt sich die Börse jetzt wohl die Frage in wie weit können die Solarunternehmen wieder richtig profitabel werden bzw. wie hoch können die Gewinnmargen denn wirklich gehen. Für die fundamentale Einschätzung ist das von immenser Bedeutung. Wenn man die Solaris, die nur in China/Hongkong an der Börse notieren außen vor lässt, dann erreichen lediglich First Solar, Sunpower, Canadian Solar und Jinko Solar eine EBIT-Marge von über 10%.
Von 26 Aktien von Modul-, Zell- und/oder Waferproduzenten, die in meiner Kursrankingliste beinhaltet sind, hatten gerade mal 5 Aktien ein Kursplus in 2014. Schaut man sich aber mal auf 2 Jahresssicht die Kursperformance an, dann ist der Kursrückgang in 2014 für viele Aktien der Modul/Zell/Waferproduzenten eigentlich nur eine kleine Delle. So ist Canadian Solar in den letzten 2 Jahren von 3,40 auf 24,19 $ gestiegen (+ 610%/2013: + 777%/2014: - 19%), Sunpower von 5,62 auf 25,83 $ (+ 359%/2013: + 430%/2014: - 13%) oder Jinko Solar von 6,21 auf 19,71 $ (+ 217%/2013: + 372%/2014: - 33%).