""""" Reitz: Mich würde Deine Einschätzung zu dem Thema "mögliches Wiederaufleben des Kali-Kartells" sehr interessieren. Danke für eine Info! """""
Das ist eine sehr spekulative Frage. Beiden "Kontrahenten" wurde nun schmerzlich bewußt, daß der durch die Auflösung des Kartells ausgelöste Preisdruck nicht den vermeintlich schwächeren Anbieter K+S und-oder- auch die Canpotex am meisten geschadet hat, sondern den Befürwortern der Menge vor Preis Strategie.
Immerhin mußte der bisherige Haupteigner von Uralkali seine Anteile verkaufen und Uralkali ist delistet worden. Das Hauptproblem von Uralkali liegt in den hohen Verbindlichkeiten, die in der Hauptsache in USD und Eurowährungen aufgenommen wurden. d.h. über einen starken USD, der wiederum z.b. derzeit K+S sehr entgegenkommt kann man sich nicht freuen. Auch eine vermeintlich "Niedrigkostenproduzent" kann bei zu niedrigen Preisen sehr schnell in Schieflage geraten.
Man muss immer wieder bedenken, dass die niedrigen Produktionskosten von Uralkali auch auf die Tatsache beruhen, dass in Russland keine Royalities, wie z.b. in Canada erhoben werden. Die Abbaurechte wurden, wie in Rußland üblich über eine Ersteigerung erworben. Uralkali hat gerade in der Permregion um die Jahrtausendwende für einige Millarden USD die Abbaurechte ersteigert. Diese Kosten wurden größtenteils in USD und Euro fremdfinanziert und schlagen nun bei schwachem Rubel besonders stark durch.
Bei Belaruskali (eigentlich ein Staatskonzern) sind die Erlöse auch deutlich zurückgegangen und konnten keinesfalls, wie erhofft durch eine Mehrproduktion ausgeglichen werden. Belaruskali ist mehr oder weniger der einzige Konzern, der nach westlichen Masstäben wirtschaftlich funktioniert und hauptsächlich den Staatshaushalt von Belarus sichert. Wie erst diese Woche aus der Presse zu erlesen war, klafft in 2016 bereits ein Riesenloch -und für 2017 wird schlimmeres befürchtet. Zu Finanzierung des Staatshaushaltes für die nächsten Jahre gibt es nur 2 Möglichkeiten:
-die Wirtschaftlichkeit deutlich anheben
-oder den Verkauf des Werkes an die Inder, oder auch Chinesen.
Pkt. 2 stand ja schon mal kurz bevor. Immerhin hat man dann erkannt, daß die gebotenen 21 Mllrd. USD nur begrenzt die Probleme lösen und dann die Zeit ohne Belaruskali um so schlimmer wird.
Fazit:
Beide Parteien können nur ein gemeinsames Ziel haben, höhere Preise. Der Gedanke Über Menge mehr zu erlösen ging ja bekanntlich in die Hose.
Ich schließe nicht aus, daß man demnächst zu gemeinsamen Erklärungen und auch Marktdisziplin zurückkehren wird(muß). Ein erneuter Vertrieb durch ein gemeinschaftliches Vertriebsnetz dürfte noch verfrüht sein, obgleich ich ihn nicht ausschließe.
Man muß auch immer im Hinterkopf bedenken, dass Eurochem spätestens 2020 mit den ersten t auf den Markt kommt. Ob sich Mr. Melnichenko einen Alleingangerlauben kann, wage ich stark zu bezweifeln. Vermutlich wird die Eurochem früher oder später in der Putin AG aufgehen.
Verlierer dürfte dann Mr. Lukaschenko mit seinem veraltetem Belaruskali sein.
Ebenso spannend wird auch die Entwicklung im Canpotexverbund bleiben. Was passierd nach dem Zusammenschluß von PCS und Agrium? Wie wird sich Mosaic nach dem Fertilizerdeal von Vale im Canpotexbund stellen?
Der Sektor wird weiterhin spannend bleiben, Überraschungen werden nicht ausbleiben.
wie immer meine pers. Sicht der Dinge.
Glück auf!