Erstmal stellt sich die generelle Frage anastigmat, wenn denn wirklich neue Zölle auf taiwanesische Zellen erhoben werden sollten wie hoch die denn wirklich dann sein werden. Viel mehr als 10% werden es wohl nicht sein und mit dem Zoll-Aufschlag von 0,04 $/W (Taiwanzellen kosten ca. 0,42 $/W - Chinazellen ca. 0,36 $/W) ei einer 10%igen Zollabgabe müssten die China-Solaris ihre Modulverkaufspreise in den USA dann auf ca. 0,72 $/W bzw. rd. 6% anheben. Mit dem könnten die China-Solaris dann meiner Einschätzung nach schon einigermaßen gut leben und hätten dann auch mit der westliche Konkurrenz nach wie vor kein großes Problem preislich gesehen. Genau darum spielt das Thema neuerliche Aufnahme der US-Zölle gegen die China-Solaris meiner Meinung nach derzeit (noch) keine große Rolle in den Medien.
Bin voll dir Skorp, dass "die Untersuchung auf Strafzölle aufgenommen werden, aber nicht nur "schon allein um Druck aufzubauen für spätere Verhandlungen", sondern weil das US-Handelsministerium wohl ganz einfach nicht anders entscheiden kann und darf. Solarworld ist sich sicher bewusst, dass Zölle von um die 10% auf Taiwan-Zellen ihnen fast gar nichts bringen wird. Also stellt sich mir die Frage, ob Solarworld mit der neuerlichen Klage nicht etwas ganz anders bezwecken will ? Nämlich, dass grundsätzlich auf China-Module ob mit China-Zellen oder mit Taiwan-Zellen oder mit Malaysia-Zellen Zölle erhoben werden. Ist jetzt aber nur eine reine Spekulation von mir, die aber logisch meiner Meinung nach ist.
Mal ganz egal wie das letztendlich ausgeht, aber Unsicherheit erzeugt dieser 14. Februar sicher. Große Frage halt: Wieviel Unsicherheit und wie werden die Aktien reagieren bei einer negativen Entscheidung ?
Schaut man sich mal das Absatzmix von Jinko in diesem Jahr an, der folgendermaßen aussehen dürfte,
45% in China
15% in Japan
12% in den USA
12% in Südafrika
10% in Europa
6% Rest (z.B. Lateinamerika, Thailand, Indien, Kanada)
dann ist der US-Markt für Jinko nicht so wichtig wie z.B. für Yingli oder Trina Solar. Jinko könnte diese 250 bis 270 MW, die man in etwa in diesem Jahr in den USA verkaufen möchte, aufgrund der hohen globalen Nachfrage sicher auch wo anders verkaufen. Zumal ja die Gewinnmargen in den USA mit den teuren Taiwan-Zellen, auch ohne Zölle sind die Taiwan-Zellen gegenüber den eigenen Jinko-Zellen sehr teuer (rd. 20% bzw. 0,08 $/W), bei weitem nicht die Höchsten sind. Da in China die Modulpreise doch schön angestiegen sind in den letzten Monaten kann Jinko in China mittlerweile sicher höhere Margen erreichen wie in den USA. Meine Schätzung: China 24% Bruttomarge (Modulverkaufspreis bei 0,62 $/W), USA 14% Bruttomarge (Modulverkaufspreis bei 0,68 $/W).
Das Problem ist halt, dass ein großes Solarunternehmen einen solchen wichtigen (Zukunfts)Markt, die USA ist die Nr. 3 in diesem Jahr nach der Nachfrage und im nächsten Jahr wohl die Nr. 2, nicht links liegen lassen darf.
Canadian Solar wäre wie Jinko von den US-Zöllen gegen die taiwanesische Zölle betroffen, denn Canadian Solar hat nur eine Modulproduktion in Kanada, weil man damit von der Local Content Regelung in Ontario profitieren kann. Eigentlich hätten nur drei China-Solaris kein größeres Problem mit den Zöllen:
- Daqo, ist ja fast ein reiner Polysiliziumhersteller, wäre von US-Zöllen überhaupt nicht betroffen
- Hanwha SolarOne sollte eigentlich auch nicht das große Problem bekommen, denn die werden dann wohl von Hanwha Q-Cells ihren Zellen beziehen und können die dann gleich bei Flextronics in die Module rein bauen lassen
- Renesola hat sich ja ein großes globales Netzwerk aufgebaut und könnte wohl in Indien bei Websol Zellen wie auch Module dort produzieren lassen. Bis jetzt ist die Zusammenarbeit Renesola/Websol nur darauf ausgelegt um bei den nationalen Auktionen in die nationale indische Local Content Regelung rein zu kommen
- China Sunergy produziert zwar auch in der Türkei mit einer Modulfertigungskapazität von 200 MW, aber die haben dort nur eine 70 MW große Zellproduktion für Monozellen
Wobei aber bei Hanwha wie auch Renesola höhere Kosten entstehen würde, denn Q-Cells wie auch Websol haben sicherlich höhere Zellpreise wie die Chinesen und Taiwanesen. In China liegen die Zellpreise bei etwa 0,36 $/W und in Taiwan schon bei um die 0,42 $/W mit steigender Tendenz, weil die Taiwanesen vom japanischen Solarboom, von den Mindestquoten der China-Solaris in der EU wie auch aktuell (noch) von den US-Zöllen der China-Solaris auf China-Zellen profitieren.
Weil es zum Thema passt und man sich dann etwas besser vorstellen kann was alles passieren könnte, wenn auf Taiwan-Zellen hohe Zölle erhoben werden und dann die Lage der China-Solaris aussehen könnte mal ein kleiner Blick auf die vorhandenen Zellfertigungskapazitäten.
Neben China (Zellfertigungskapazitäten von ca. 40 GW) und Taiwan (Zellfertigungskapazitäten von 9 GW) gibt es ja kaum noch Silizium-Zellfertigungskapazitäten von "reinen" Zellhersteller. Sind ja alle Pleite bzw. haben sich vom Markt verabschiedet von Bosch Solar über Isofoton und Solland bis hin zu Schott Solar.
Die Silizium-Zellfertigungskapazitäten, die es außerhalb Chinas und Taiwan noch gibt kommen großteils von den vertikal integrierten Solarunternehmen, die ihre Zellen aber großteils selbst verbauen:
Solarworld: 1.500 MW inkl. Boschzellproduktion
Sunpower: 1.200 MW (Philippinen und Malaysia)
Panasonic: 900 MW (Japan und Malaysia)
Kyochera: 800 MW (Japan und Ungarn)
REC: 750 MW (Singapur)
Mitsubishi: 600 MW (Japan)
Hyundai: 450 MW (Südkorea)
LG: 380 MW (Südkorea)
Daneben gibt es dann noch einzelne (fast) reine Si-Zellhersteller in Südkorea (z.B. Shinsung Solar oder Millinet), in Malaysia (Q-Cells, TS Solartech) und Indien (z.B. Indosolar, Websol).
Alles in allem kommt man auf Si-Zellfertigungskapazitäten außerhalb Chinas und Taiwan auf etwa 13 GW (Japan: ca. 3 GW, Malaysia: ca. 2,5 GW, Südkorea: ca. 2 GW, Europa: ca. 1,5 GW, Indien: ca. 0,8 GW, USA: 0,5 GW). Nimmt man nur die Kapazitäten der "reinen" Zellhersteller, dann kommt man nur auf ca. 3 GW inkl. Q-Cells. Nicht sehr viel bei denen sich die China-Solaris bedienen könnten im Worst Case. Zumal ja die dann ihre Preise sicher erhöhen würden und wohl nicht zu knapp.
Sollten hohe Zölle in den USA auch auf China-Module kommen, dann würden auf den ersten Blick die vertikal integrierten Solarunternehmen außerhalb Chinas davon ganz besonders profitieren wie Sunpower, REC oder Solarworld, aber auch die Dünnschichthersteller, denn die wären auf einmal wieder konkurrenzfähig. So hat z.B. eine First Solar vor kurzem den ersten großen Auftrag in Europa seit 1 1/2 Jahren aus Frankreich erhalten. Die Japaner konzentrieren sich derzeit ohnehin so gut wie nur auf den eigenen Markt.
Alles ganz schwierig einzuordnen. Wie halt immer, wenn politische Entscheidungen anstehen.