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Preise steigen wieder stark
Öl-Händler kaufen ein wie wild: Größte Tankerflotte aller Zeiten auf dem Weg nach China
....Nach historisch einmaligen Negativpreisen hat sich Rohöl wieder stabilisiert. Der Kurs der US-Sorte WTI ist sogar wieder über 30 US-Dollar je Barrel gestiegen. Der Trend könnte anhalten, denn der Ölhunger Chinas ist wieder gewaltig. ....
Die Förderer drosseln - sogar mehr als vereinbart
Woher kommt der plötzliche Umschwung? Zum Teil reagiert der Preis damit natürlich auf die künstliche Verknappung des Angebots durch das Ölkartell Opec. Zusammen mit dem Partner Russland („Opec+“) haben sich die Förderländer darauf geeinigt, ab Mai die Förderung um fast zehn Millionen Barrel täglich zu reduzieren. Commerzbank-Rohstoffanalyst Carsten Fritsch zufolge ist die anvisierte Kürzung der Menge nach offiziell elf Tagen Drosselung fast erreicht.
Über den offiziellen Opec-Deal hinaus habe Saudi-Arabien sogar angekündigt, die Förderung im Juni zusätzlich um eine Million Barrel kürzen zu wollen, so Fritsch. Dadurch sinke die saudische Produktionsmenge auf nur noch 7,5 Millionen Barrel pro Tag, die niedrigste Förderrate in 18 Jahren, merkte der Experte an.
Auch der zweite große Spieler am Markt – die Ölindustrie der USA – hat sich für Kürzungen entschieden. Wie die Nachrichtenagentur Reuters bereits Anfang Mai berichtete, haben sich große Förderer in den USA und Kanada - darunter ConocoPhillips, Exxon Mobil, Chevron und der kanadische Wettbewerber Cenovus – zu immensen Drosselungen durchgerungen.
Einige Opec-Länder haben zuvor bezweifelt, dass die Industrie ohne staatliches Mandat so koordiniert vorgeht. Tatsächlich aber ist der Rohöl-Ausstoß in den USA und Kanada laut Reuters-Schätzungen um rund zehn Prozent gesunken.
Nordamerikanische Bohrlöcher machen reihenweise dicht
Auch anderweitig zeigen Daten, dass die Industrie in Nordamerika gerade herunterfährt, und damit das Angebot verknappt. Dem Branchendienstleister Baker Hughes zufolge waren in der vergangenen Woche nur noch 339 Bohrlöcher in den USA aktiv, 35 weniger als in der Vorwoche. Zum Vorjahresmonat sind es sogar 648 Bohrlöcher weniger. In Kanada wird nur noch an 23 Standorten gefördert, drei weniger als in der Vorwoche und ganze 40 weniger als noch vor einem Jahr.
Allerdings ist dabei zu beachten, dass nicht wenige der Bohrlöcher unfreiwillig geschlossen worden sein könnten. Da in Nordamerika vor allem Schieferöl mit dem teuren Fracking-Verfahren gefördert wird, könnte der Preisverfall einige Standorte schlicht in die Pleite getrieben haben. Die jüngste Umfrage der US-Notenbank Federal Reserve in Dallas hat ergeben, dass es WTI-Preise von durchschnittlich 30 Dollar braucht, damit das Gros der US-Förderer überhaupt die Kosten decken kann.
China wacht auf - und hat Ölhunger
Nicht nur die Angebotsseite treibt die Preise derzeit. Auch auf der Nachfrageseite deutet sich Unterstützung an, vor allem durch China. Wegen des Lockdowns standen dort die Bänder still und Fabrikhallen leer. Einer der größten Nachfrager am Markt fiel damit zeitweise weg. Doch nun wacht die chinesische Industrie wieder auf – mit gewaltigem Ölhunger.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf chinesische Energiebeamte berichtete, ist der tägliche Verbrauch Chinas wieder auf rund 13 Millionen Barrel pro Tag angezogen und rangiert damit minimal unter dem Niveau vor der Krise. Neben dem üblichen Verbrauch unterstützt eine deutlich stärkere Nachfrage nach Sprit den Bedarf Chinas – denn viele Pendler fahren dort derzeit lieber mit dem Auto statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wie Bloomberg anmerkte.