Daimler und Evonik bauen Batteriewerk
Der Stuttgarter Autobauer Daimler und der Essener Mischkonzern Evonik treiben ihre Kooperation zur Produktion von Batterien für Elektroautos voran. Beide Konzerne einigten sich am Montag darauf, im Herbst dieses Jahres in Kamenz bei Dresden mit dem Bau eines neuen Werks zu beginnen.
STUTTGART/DÜSSELDORF. Anfang 2011 soll die Produktion der Batterien dort starten, 2012 sollen die ersten Batterien in Autos von Mercedes-Benz eingebaut werden. Vorgesehen dafür ist der Kleinwagen Smart.
Die Unternehmen hatten bereits zuvor ein Joint Venture mit Namen Deutsche Accumotive gegründet, das Forschung, Produktion und Vertrieb der Batterien für Elektroautos organisieren soll. An dieser Gesellschaft hält Daimler 90 und Evonik 10 Prozent. Zu der Vereinbarung gehört auch ein Joint Venture mit dem Namen Li-Tec, das die Entwicklung der Batteriezellen auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie regelt. An dieser Gesellschaft hält Evonik 50,1 und Daimler 49,9 Prozent Anteile. Beide Gemeinschaftsunternehmen sitzen in Kamenz.
Dort soll nach Angabe von Li-Tec Geschäftsführer Andreas Gutsch in den nächsten Jahren - inklusive Fördergelder - ein Betrag "im unteren dreistelligen Millionenbereich" investiert werden. Kurzfristig werden 60 neue Arbeitsplätze entstehen. Mittelfristig hält Gutsch einen Ausbau auf 800 bis 1 000 Arbeitsplätze für möglich. Dabei profitiert der Standort von der Nähe zu der Chipfabrik von Qimonda, wo wegen der Insolvenz entsprechende Fachkräfte auf Jobsuche gehen dürften.
Li-Tec fertigt aktuell rund 300 000 Batteriezellen pro Jahr, die Zahl soll auf bis zu acht Millionen steigen. Ein Elektroauto benötigt rund 100 solcher Batteriezellen.
"Das erste Serienfahrzeug mit unserer Batterie wird der Smart sein", sagte Gutsch. Der ist besonders dafür geeignet, da er von Anfang an für den Elektroantrieb konzipiert war. Das Auto soll eine Reichweite von 200 Kilometern bei einer Spitzengeschwindigkeit von 120 Kilometern haben.
Evonik sieht sich über die Tochter Li-Tec als einziges Unternehmen in Deutschland, das Lithium-Ionen-Batteriezellen für den Einsatz in Elektroautos herstellt. Diese Technologie wird bisher nur in Handys oder Laptops eingesetzt. Für Großgeräte war sie ungeeignet, weil dort zu viel Hitze entsteht. Herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien schmelzen bei mehr als 140 Grad. Evonik hat die Technik nun so weiter entwickelt, dass sie Temperaturen bis zu 700 Grad aushält und damit für den Autoantrieb genutzt werden kann. Die Essener haben auf das Verfahren weltweite Patente und sehen sich im Vorteil gegen japanische Konkurrenten.
Offen ist die Frage, wer als dritter Partner zu dem Gemeinschaftsunternehmen dazustößt. "Das ist noch nicht entschieden", sagte eine Sprecherin von Daimler. Ursprünglich war der zweitgrößte deutsche Automobilzulieferer Continental vorgesehen. Aber die hochverschuldeten Niedersachsen mussten passen.
Daimler hat nach eigenen Angaben einen "dreistelligen Millionen-Euro-Betrag" in die Batterie-Joint-Venture investiert. Dazu kommt ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag für die vor wenigen Wochen geschlossene Beteiligung an Tesla, dem kalifornischen Start-up für ein Elektrofahrzeug. Den Kaliforniern wird in Branchenkreisen das Batteriemanagement zugetraut.
Neben Daimler forciert auch der Zulieferer Bosch sein Engagement im Elektroautobereich. Bosch kooperiert dazu mit dem koreanischen Elektronik-Konzern Samsung. Anders als Evonik werden aber die ersten Zellen nicht in Deutschland sondern beim koreanischen Partner gebaut.
Daimler-Konkurrent Volkswagen wiederum arbeitet mit dem chinesischen Hersteller BYD zusammen. Die Chinesen gelten bereits als weltweit zweitgrößter Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus und wollen bei der Batterie-Technik Japan, Europa und die USA überholen.
Nach Einschätzung von Experten stürzt sich derzeit die gesamte Branche auf das Thema Batterie. Im Verlauf der Entwicklung zum Masseneinsatz werde in den kommenden Jahren aus Kostengründen eine starke Konzentration auf wenige große Hersteller erfolgen. Die hohen Entwicklungskosten amortisieren sich nur bei großen Stückzahlen, die über der Fahrzeugproduktion einzelner Hersteller liegen.
Bosch
Der weltgrößte Autozulieferer schloss eine Partnerschaft mit Samsung. Als einziger Autozulieferer steigt Bosch damit direkt in die Fertigung von Batteriezellen ein. Die beiden Partner mit Erfahrung in der Großserienproduktion wollen 500 Mio. Dollar in den nächsten fünf Jahren investieren.
Daimler
Die Stuttgarter hatten erst Anfang März den Startschuss für das Batterie-Joint-Venture mit dem Essener Evonik-Konzern gegeben. Daimler sucht noch einen dritten Partner, nachdem der hoch verschuldete Zulieferer Continental absagte. Das Batteriemanagement beherrscht aber auch das kalifornische Elektroauto-Start-Up Tesla, an dem sich Daimler mit zehn Prozent beteiligt hat.
Volkswagen
Der VW-Konzern ist mit dem japanischen Batteriehersteller Sanyo eine Akku-Partnerschaft eingegangen und will Elektroantriebe mit Toshiba entwickeln. Zudem kooperiert VW mit der chinesischen Hersteller BYD (Built Your Dreams).
Toyota
Der Weltmarktführer von Hybridfahrzeugen verbaut derzeit noch Nickel-Metallhydrid-Batterien. In wenigen Monaten sollen aber bereits die ersten Lithium-Ionen-Batterien in Autos eingesetzt werden.
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