Hat AOL den Kanzler gekauft?

Hat AOL den Kanzler gekauft?
[08.09.2001 16:52 ]

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel mutmaßt in seiner kommenden Ausgabe[1], Bundeskanzler Schröder habe sich deshalb wohlwollend über Internet-Flatrates geäußert, weil die rahmengebende Feier von AOL gesponsert worden sei.

Am Tag der offenen Tür des Bundeskanzleramts hatte Gerhard Schröder vor einer Woche dem Online-Dienst AOL ein Interview gegeben. Dabei bezeichnete er Internet-Flatrates als "gute Sache"[2] und meinte, AOL und andere Provider würden "zu Recht" günstige Flatrate-Tarife von der Telekom fordern. Der Kanzler zeigte sich sogar dazu bereit, in dieser Sache Telekom-Chef Ron Sommer anzurufen.

Spiegel-Recherchen zufolge hatte AOL den Tag der offenen Tür mit einer halben Million Mark gesponsert und dafür im Gegenzug das Ereignis exklusiv im Internet vermarkten dürfen, inklusive Kanzler-Interview. Die Zeitschrift legt dahin nahe, diese Sponsorengelder hätten Gerhard Schröder auch zur Flatrate-Aussage motiviert und zitiert einen angeblichen Insider mit den Worten "Der Kanzler ist offenbar billig zu haben".

Dabei unterschlägt das Hamburger Nachrichtenmagazin allerdings, dass Schröder sich mitnichten uneingeschränkt auf AOLs Seite schlug. Im Interview[3] differenzierte er die eingangs zitierten Aussagen durch die Feststellung, es ginge hier um wirtschaftliche Fragen zwischen zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Interessen, wobei die Bundesregierung durch ihre Beteiligung an der Telekom zwischen den Fronten stehe.