BERLIN (Dow Jones)--Der Wirtschaftsrat der CDU hat kurz vor Diskussionen der Euro-Finanzminister über die Reformauflagen Griechenlands vor "Denkverboten" gewarnt. Auch ein Austritt des Landes aus der Eurozone sei - zumindest übergangsweise - ins Kalkül zu ziehen, sagte Generalsekretär Wolfgang Steiger der Neuen Osnabrücker Zeitung. Steiger lehnte außerdem "weitere Rabatte" für die Regierung in Athen strikt ab. Griechenland habe bis heute nicht die Sparauflagen erfüllt. In dieser Situation sei es das "vollkommen falsche Signal", Schuldennachlässe zu gewähren.
Unterdessen forderte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) einen Stopp weiterer Hilfszahlungen. Neues Geld solle nur noch fließen, wenn Athen alle Reformen umsetze - auch dann aber solle es Hilfen nur noch gegen Pfand geben, sagte Söder der Bild-Zeitung. Die griechische Regierung solle weitere Milliardengelder nur noch gegen eine Sicherheit "in Form von Bargeld, Gold oder Immobilien" erhalten.
Nach Einschätzung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) wird Athen allerdings aus dem dritten Hilfsprogramm erheblich weniger Geld benötigen als ursprünglich veranschlagt. "Zum Programmende im August 2018 werden wir wahrscheinlich deutlich weniger an ESM-Rettungskrediten ausgezahlt haben als die vereinbarte Höchstsumme von 86 Milliarden Euro," sagte Klaus Regling der Zeitung. Gründe seien, dass der Kapitalbedarf griechischer Banken geringer sei und sich der Haushalt besser entwickele.
Die Finanzminister der Eurozone wollen am Montag bei einem Treffen in Brüssel erneut über die Hilfen für Griechenland diskutieren. Erwartet wird ein Sachstandsbericht der Geldgeber-Institutionen, aber noch keine abschließende Entscheidung über einen erfolgreichen Abschluss der Überprüfung. Diese ist Voraussetzung für eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF), die dieser nach deutschen Angaben erst jüngst wieder zugesagt hat. Der Währungsfonds und die europäischen Institutionen sind aber noch uneins über die zu erwartenden Wirtschaftsdaten in Griechenland.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich am Sonntagabend in der ARD optimistisch, dass Athen die geforderten Reformen ergreife, und sah Griechenland "auf einem guten Weg". Deshalb erwartete er auch eine Beteiligung des IWF an den Hilfen nach der derzeit laufenden Überprüfung des Programms. "Davon gehe ich aus, dass das jetzt in den nächsten Wochen auch erreicht werden wird", sagte Schäuble in "Bericht aus Berlin". Zugleich bekräftigte er aber Aussagen, nach denen Griechenland bei ausbleibenden Reformen nicht im Euro bleiben könne.