biolitec AG - zu teuer
IPO im Focus
Vom 7. bis 10 . November können die Aktien des Medizintechnikers biolitec AG (WKN 521 340) aus Jena in einer Preisspanne von
20 bis 25 Euro gezeichnet werden. Die Erstnotiz ist für den 13. November am Neuen Markt vorgesehen.
Begleitet wird die Emission von der Dresdner Kleinwort Benson als Konsortialführer.
Weiterhin sind Sal. Oppenheim und die Sachsen LB im Konsortium vertreten. Plaziert
werden 3 Mio. Stückaktien, die aus einer Kapitalerhöhung stammen. Weitere 0,45 Mio.
Aktien stehen im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption aus dem Besitz der Altaktionäre zur
Verfügung. Bei voller Ausübung des Greenshoe beträgt der Free Float 31,4 %.
Erste Unternehmensaktivitäten reichen auf die CeramOptec GmbH aus dem Jahr 1988
zurück. Aus dieser ging 1999 unter dem Dach der malaysischen Biomed Technology
Holdings Ltd. die deutsche biolitec AG hervor. Auch nach dem Börsengang (und voller
Ausübung des Greenshoe) wird Biomed noch eine 2/3-Mehrheit an biolitec halten.
biolitec konzentriert sich auf die Entwicklung und Produktion von Laser- und
Lichtwellenleitern. Darauf aufbauend richten sich die zukünftigen
Entwicklungsanstrengungen auf ein weiteres Geschäftsfeld: die praktische Umsetzung der
Photodynamischen Therapie in Arztpraxen und Kliniken. Dafür forschen die Jenaer an
neuen Substanzen, sogenannten Photosensitizern. In Verbindung mit der hauseigenen
Lasertechnologie sollen diese Wirkstoffe unter Lichteinfluß das gezielte Zerstören von
Tumorzellen ermöglichen. Diese innovative Therapieform verspricht eine
nebenwirkungsärmere Behandlung. Mögliche Anwendungsgebiete erstrecken sich auf die
gezielte Bekämpfung des Speiseröhrenkrebses, aber auch auf den Dentalbereich in einer
verbesserten Parodontosebehandlung.
Die bisherigen Umsätze generierte biolitec aus dem Laser- und
Lichtwellenleitergeschäft. Hier ist in den letzten Jahren ein dynamisches Wachstum zu
verzeichnen. Der Umsatz ist von 7,4 Mio. Euro im Geschäftsjahr 1998/99 (zum 30.06.)
auf 10,4 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 1999/2000 gestiegen. Dabei konnte
sich das Unternehmen in den vergangenen zwölf Jahren aus dem eigenen Cash Flow
finanzieren. Nach einem Gewinn von 0,10 Euro je Aktie im abgelaufenen Geschäftsjahr
rechnet die Gesellschaft in den nächsten zwei Jahren mit Verlusten. Die steigenden
Forschungsaufwendungen sowie die Kosten der klinischen Zulassungen sind dafür
verantwortlich. Erste lichtsensitive Wirkstoffe durchlaufen momentan die klinischen
Phasen der Zulassung. Jedoch besitzt bis dato weltweit nur die kanadische QLT, Inc.
eine Zulassung für einen Photosensitizer in der Behandlung altersbedingter Sehschwäche
und ist somit biolitec voraus.
Sollte es den Wissenschaftlern aus Jena gelingen, die Forschung erfolgreich
abzuschließen, eröffnet sich eine lukrative Einnahmequelle. Bis dahin müssen die
Schwierigkeiten mit den Krankenkassen gelöst sein, denn in Deutschland ist die
Kostenerstattung für die Behandlung noch nicht geregelt. Zudem gilt es, die
Ärzteschaft von dieser neuen Behandlung zu überzeugen. Erst dann können die im Bereich
der Photodynamischen Therapie angestrebten Umsätze dem Unternehmen einen
Wachstumsschub verleihen.
Zur Zeit muß sich biolitec noch mit den deutschen Laser-Konkurrenten messen lassen,
anstatt auf die Marktkapitalisierung von QLT mit über drei Mrd. US-$ zu schielen.
WaveLight Laser Technologie ist mit einem KUV auf Basis 2002 von 1,9 bewertet.
Asclepion Meditec weist ein KUV 2002 von 2,2 auf. Am unteren Ende der
Bookbuilding-Spanne errechnet sich bei von GoingPublic-Research für 2002 erwarteten
Umsätzen von rund 31 Mio. Euro ein stolzes KUV für biolitec von über 7. Auch wenn das
Unternehmen stärker wachsen will als die Konkurrenz, so rechtfertigt das keinen
solchen Bewertungsaufschlag gegenüber dem deutschen Wettbewerb, da sowohl WaveLight
als auch Asclepion im Gegensatz zu biolitec im nächsten Jahr Gewinne erzielen werden.
Daher rät GoingPublic ungeachtet einer chancenreichen Technologie von einer Zeichnung
ab.