"Ein paar Gedanken zum Öl
von Miriam Kraus
Ich stelle mir die Frage, was hinter der schwachen Tendenz des Ölpreises steckt. Denn um ganz ehrlich zu Ihnen zu sein, liebe Leser, ich frage mich wie lange die ständig wechselnde Wetterlage noch als Auslöser für jede Schwankung in den Ölpreisen herhalten muss.
Denn bei diesen Auswirkungen bekommt man ja den Eindruck die USA wechselten ihr Klima wie ihre Unterhosen. Von sibirischer Kälte zu tropischen Gefilden innerhalb von zwei Tagen … Ich werde Ihnen im Folgenden ein paar Gedankengänge vorstellen, bei welchen es Ihnen natürlich frei steht diese zu interpretieren oder auch nur in Erwägung zu ziehen.
Zunächst einmal sollten Sie erfahren, dass zwei der OPEC Mitglieder sich nicht an die beschlossenen Förderkürzungen halten. Ironischerweise sind es ausgerechnet die beiden Staaten, welche immer am lautesten nach Kürzungen schreien: Der Iran und Venezuela. Tatsächlich förderte Caracas im letzten Monat sogar noch 20 000 Barrel pro Tag mehr als vorher. Die Beweggründe der beiden Staaten liegen auf der Hand…auf der einen Seite soll die Androhung von Förderkürzungen den Preis stabil halten, auf der anderen Seite ist das Einkommen bei grösseren Verkäufen eben höher.
Aber jetzt werden Sie erst wirklich staunen: Saudi Arabien hat erst Anfang Januar die Preise für sein arabisches Light Crude gesenkt. Für asiatische Kunden wurde der Preis um 10 cent, für europäische um 20 cent, aber für US Amerikaner um ganze – halten Sie sich fest – 1,75 US Dollar gesenkt.
Was hat das zu bedeuten?
Betrachten wir zunächst einmal die politische Lage im Nahen Osten. Auf der einen Seite haben wir mit dem Iran den zweitgrössten OPEC Exporteur. Der Iran hält etwa 10 % der weltweiten Ölreserven. Auf der anderen Seite hält der Iran die zweigrössten Erdgasreserven der Welt. Etwa 85 % der Exporteinkünfte erhält der Iran durch Energieexporte. Der grösste Abnehmer ist China. Über 12 % der Erdölimporte Chinas stammen aus dem Iran.
Im Dezember erst unterzeichneten der Iran und die chinesische CNOOC ein Abkommen zur gemeinsamen Entwicklung des iranischen Pars Gasfeldes.
Dies bekommt den USA allerdings gar nicht gut. Die Amerikaner haben Peking bereits mit Sanktionen gedroht, wenn das Projekt tatsächlich starten sollte.
Tatsächlich hatte sich aufgrund des US –amerikanischen Drucks die japanische INPEX bereits im Oktober von dem Projekt zurückgezogen. Die Chinesen scheinen auf die amerikanischen Drohungen allerdings nicht so viel zu geben.
Russland bietet den USA in der Iran Frage die Stirn
von Miriam Kraus
Russlands Premier Putin hat offenbar keine Probleme mit seinem iranischen Pendant. Tatsächlich strebt der Iran eine Zusammenarbeit mit dem russischen Gaskonzern Gazprom an. So ist eine mögliche Zusammenarbeit bei der Ausbeutung der massiven, iranischen Ölfelder Azadegan und Yardavan geplant. Auch diese Freundschaft passt so gar nicht in das Konzept der Amerikaner.
Doch in dieser Freundschaft liegt eine grössere Bedeutung, dank – sie werden lachen- Israel. Über 60 % der israelischen Ölimporte stammen nämlich aus Russland. Überdies sind in den iranischen Kernkraftanlagen vor allem russische Techniker beschäftigt. Auch die Israelis wissen, dass Putin einen Angriff auf iranische Kernkraftanlagen und vermutlich auch die Abnehmer des russischen Urans, nicht gut heissen dürfte.
Das heisst also der Iran hat nicht nur Feinde, sondern auch mächtige Freunde. Kommen wir zu dem Punkt an welchem wiederum Saudi Arabien ins Spiel kommt. Man möchte meinen die OPEC Staaten sind eine verbündete Einheit. Doch weit gefehlt! Oft sind vor allem die religiösen Unterschiede zu stark. Mit anderen Worten, die sunnitisch regierten Staaten wie Saudi Arabien, Jordanien und Ägypten können die Schiiten im Iran, Syrien, sowie die Hisbollah im Libanon und die Hamas in Gaza wirklich nicht riechen (verzeihen Sie den Ausdruck) und umgekehrt.
Die momentane Befürchtung der Saudis ist, dass sich die Amerikaner zu schnell aus dem Irak zurückziehen könnten und damit der schiitischen Miliz, mit Unterstützung durch den Iran freie Hand lassen.
Dies würde die Position der Schiiten in der Region enorm verstärken.
Ich glaube, dass könnte die Frage nach dem Preisgeschenk der Saudis an die Amerikaner erklären. Aber es gilt noch einen weiteren Aspekt zu erläutern: Die iranische Regierung ist ganz besonders von hohen Ölpreisen abhängig, da die Ausgaben in den letzten 5 Jahren derartig gestiegen sind, dass sie 15 % des Bruttoinlandsproduktes verschlingen. Hier sind vor allem die Subventionen der Bürger beim Häuserbau und die Subventionen des Benzins zu nennen.
Teheran versucht mit dieser Strategie schon seit Längerem seine Leute gefügig zu halten. Mit anderen Worten kann der Iran sich also sinkende Preise, genauso wenig wie einen Förderrückgang leisten um sein Einkommen nicht zu gefährden. Denn ein Einkommensrückgang würde unweigerlich zur Streichung der Subventionen und damit zu Aufständen in der Bevölkerung führen.
Die Frage ist für mich nur noch wer wohl ein grösseres Interesse daran hat, die Wirtschaft des Iran zu schwächen und innenpolitische Krisen herbei zu führen? Saudi Arabien oder die USA? Liebe Leser, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Sollten Sie Fragen oder Anregungen zu meinen Thesen haben, steht es Ihnen frei mich zu kontaktieren.
Ihre Miriam Kraus"
lg. limi