deine Frage ist mehr als berechtigt. Wenn man zukünftige wahrscheinliche Entwicklungen beschreiben will, dann hilft immer die Frage: "wem nutzen welche Entwicklungen?" Dabei muß man sich von aktuellen Ereignissen etwas distanzieren. Clearstream, BYM, Bafin und wie sie alle heißen, die an dem unsäglichen Elend zumindest teilschuldig, wenn nicht die Hauptschuldigen sind, werden auch in Zukunft kein Interesse am Kapitalerhalt der Investoren haben, denn sie verfolgen das übergeordnete Interesse einer Schwächung der russischen Wirtschaft. Die russische Seite wiederum hätte es wohl am Liebsten, dass westliche Investoren ihr Kapital verlieren und deren Anteile dem russischen Staat zugeschlagen werden. Damit würden Sie ein Kollaps des russischen Finanzsystems zunächst verhindern. Andererseits könnten sie auch Angst haben, dauerhaft vom gesamten internationalen Kapitalverkehr (durch Abschreckung asiatischer Kapitalgeber, aus China, Golfregion und anderen) abgeschnitten zu werden, wenn es keinerlei Eigentumsgarantien mehr gäbe. Also würde ich, wenn ich Wirtschaftsberater der russischen Regierung wäre, eine Doppelstrategie fahren: 1. Kapitalverkehrskontrolle für westliche Anleger erhalten, indem ich jenen, die ihre Kapital in Russland belassen wollen, Dividende und Kapitalerhalt zusichern, denen, die es aus Russland durch Verkäufe herausziehen wollen, ordentlich zu Ader lassen. Dann wäre der Weg für Kapitalzuflüsse halbwegs gesichert. Das das das russische Konzept ist, sieht man schon daran, daß ja relativ früh, zumindest formal, westlichen Aktionären der deklarative Umtauschprozeß angeboten wurde. Klar, das hilft nur jenen, die ein recht großes Aktienpaket haben, da kostenintensiv (wie schon wiederholt dargestellt).
Ein "normalen" Finanz-, Kapital- und Devisenverkehr wird es wohl zwischen Russland und dem sog. Westen nie wieder geben. Eine russische Niederlage wird es genauso wenig geben wie ein Rückzug des Westens. Beide Seiten können den Krieg jahrelang fortsetzen.
Ich hoffe daher weder auf ein Kriegsende noch auf Vereinbarungen zw. westl. Banken/clearsteam/ADR-Emittenten. Der einzige Weg, zumindest eine Teil des Kapitals zur erhalten bleibt eine Verlängerung/Wiederaufnahme des deklarative russischen Weges mit all seinen Unwägbarkeiten