Raffinerien sparen kaum Geld
Wenn die Rohöl-Preise fallen, sinkt auch der Steuernachlass in Russland für den Export von Brennöl, wie es von Schiffen, Kraftwerken und zur Weiterverarbeitung verwendet wird. Bei den gegenwärtigen Preisen sparen die Raffinerien etwa 25 Dollar je Tonne, wenn sie das Produkt statt des Rohöls verkaufen. Bei einem Ölpreis von 100 Dollar je Barrel - dem Durchschnittspreis 2014 - würde die Ersparnis 62 Dollar je Tonne betragen, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht.
Steigende Lieferungen aus Russland - das zusammen mit Saudi-Arabien und den USA zu den drei größten Ölexporteuren der Welt zählt - würden den Ölpreis weiter belasten, der seit dem vergangenen Jahr mehr als 50 Prozent eingebüßt hat. In Russland selbst ist die Nachfrage nach raffiniertem Öl gesunken, nachdem das Land an den Rand einer Rezession gerückt ist. Im ersten Quartal wurde von russischen Häfen 9,5 Prozent mehr Rohöl verschifft als ein Jahr zuvor, zeigen Lieferdokumente, die Bloomberg vorliegen.
Kapazitäten kürzen
Samowar-Raffinerien haben im vergangenen Jahr etwa 800.000 Barrel Rohöl pro Tag verarbeitet, sagt Igor Dyomin, ein Sprecher des staatlichen russischen Pipeline-Betreibers OAO Transneft.
Nach Schätzungen von Henderson sind die Risiken für sieben einfachere Anlagen mit einer Kapazität von 1,2 Mio. Barrel pro Tag im gegenwärtigen Preisumfeld besonders hoch.
Hinzu kommt, dass die Wartungsperiode ansteht. Infolgedessen könnte es in den nächsten Monaten weitere Raffinerie-Kürzungen im Volumen von 400.000 Barrel pro Tag geben, wobei ein Großteil des nicht genutzten Öls exportiert werden dürfte, erwartet die Beratungsfirma JBC Energy GmbH aus Wien, die unter anderem auch die OPEC zu ihren Kunden zählt.
Markt ist gesättigt
Dabei ist der Markt bereits mehr als gesättigt. Im November beschloss die OPEC, ihre Produktion trotz des weltweiten Überangebots nicht zu reduzieren. Daran wollen sich die 12 Mitglieder des Kartells, das 40 Prozent des Rohöls der Welt fördert, auch weiterhin halten. Länder außerhalb der OPEC haben ihre Produktion auch nicht zurückgeschraubt.
In den USA ist die Förderung dank Fracking und Horizontalbohrtechnik in der Bakken-Formation und anderswo auf 9,42 Mio. Barrel am Tag hochgeschnellt. Das ist der höchste Wert seit mehr als 30 Jahren. Daran hat sich auch nichts geändert, obwohl die Ölkonzerne in jüngster Zeit ihre Investitionen reduziert und einige Bohrtürme stillgelegt haben.