12.07.2014 18:37
Direkt ins Epizentrum der Rebellen
Kiew meldet 1000 getötete Separatisten
Bei Luftangriffen in der Ostukraine töten die Streitkräfte nach eigenen Angaben Hunderte Separatisten allein in der Stadt Dserschinsk. Die prorussischen Aufständischen weisen die Zahlen zurück, bestätigen aber den massiven Beschuss mit Raketen.
Ein beschossenes Haus in der Nähe von Donezk.
(Foto: AP)
Bei Luftangriffen auf Stellungen von prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine sind nach Militärangaben 1000 Aufständische getötet worden. "Nach vorläufigen Einschätzungen haben ukrainische Piloten etwa 500 Rebellen getötet und zwei gepanzerte Transporter zerstört", sagte der Sprecher des "Anti-Terror-Zentrums", das den Militäreinsatz gegen die Separatisten leitet. Kampfjets hätten das Epizentrum der Rebellen in der Stadt Dserschinsk nahe der Grenze zu Russland getroffen.
Zuvor seien bei einem Angriff auf eine Stellung nahe Perewalsk, nördlich der ostukrainischen Stadt Donezk, ebenfalls rund 500 Rebellen getötet worden, fügte Andrej Lisenko hinzu. Die Militäraktion habe am Freitagabend begonnen und bis weit in den Samstag gedauert. Insgesamt habe es 16 Überflüge von ukrainischen Kampfjets gegeben.
Die Separatisten wiesen die Angaben zurück. Sie hätten keine großen Verluste erlitten, zitierten russische Nachrichtenagenturen Sprecher der Separatisten. "Es waren keine Freiwilligen vor Ort, wo die ukrainischen Flugzeuge gestern unterwegs waren", sagte eine Sprecherin für die in Luhansk ansässigen Rebellen. Sie bezog sich dabei auf den Angriff nahe Perewalsk. Präsident Petro Poroschenko hatte am Freitag massive Vergeltung für einen der bislang folgenschwersten Angriffe auf ukrainische Soldaten angekündigt. Dabei waren 23 Armeeangehörige getötet und fast 100 verletzt worden.
Bombardierung droht
Nach Angaben der Stadtverwaltung in Donezk hielt sich Bürgermeister Alexander Lukjantschenko in Kiew auf, wo er zu Gesprächen mit Poroschenko zusammengekommen sei. Dabei sei es auch um einen möglichen Luftangriff auf Donezk gegangen. "Erörtert wurden Schritte, um ein Blutvergießen zu verhindern und um keine Luftwaffe und schwere Artillerie in der Stadt einzusetzen", teilte das Bürgermeisteramt mit.
Eine Bombardierung der ursprünglich von rund einer Million Menschen bewohnten Stadt hätte verheerende Folgen. Die Separatisten hatten angesichts drohender Militärschläge angekündigt, Hunderttausende Menschen in Sicherheit bringen zu wollen - vor allem ins benachbarte russische Gebiet Rostow am Don.
Menschen verlassen Kampfgebiete
Russische Behörden berichten von einer "humanitären Katastrophe" auf ihrem Staatsterritorium. Rund 21.000 Flüchtlinge hielten sich demnach am Samstag in den insgesamt 321 eingerichteten Übergangslagern auf, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. Insgesamt 30 Regionen würden inzwischen Ukrainer aufnehmen.
Die aus dem Kriegsgebiet geflüchteten Menschen kommen bisher mehrheitlich bei ihren Verwandten, Bekannten und bei Freiwilligen unter. Die Gesamtzahl der aus der Ostukraine Übergesiedelten liegt nach Angaben der russischen Migrationsbehörde bereits bei rund einer halben Million Menschen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.
Die Kämpfe in der Ostukraine dauern bereits seit Mitte April an. Die ukrainische Führung will mit dem militärischen Vorgehen verhindern, dass sich die nicht anerkannten "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk komplett von der Ukraine abspalten. Die russisch geprägte Region Donbass erkennt die proeuropäische Führung in Kiew nicht an.