Ex-Schüler erschießt 17 Menschen

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Ex-Schüler erschießt 17 Menschen Brummer
Brummer:

Ex-Schüler erschießt 17 Menschen

 
27.04.02 01:37
#1
Ein 19-Jähriger hat im Erfurter Gutenberg-Gymnasium ein beispielloses Blutbad angerichtet. Unter den Toten sind außer dem Täter zehn Männer und sieben Frauen. Mindestens vier Menschen wurden verletzt. 13 der Toten seien Lehrer der Schule, teilte die Polizei am Freitagabend mit. Ein Polizist und zwei Mädchen seien ebenfalls bei der Bluttat ums Leben gekommen.

Die Einsatzkräfte waren um 11.05 Uhr durch einen Telefonanruf aus dem Gymnasium „Johann Gutenberg“ alarmiert worden: „Hier in der Schule wird geschossen“, meldete der Hausmeister.

In kürzester Zeit waren Sondereinsatzkommandos und bis zu 60 Rettungsfahrzeuge am Ort. Bei ihrem Eintreffen war der Kugelhagel auf Lehrer und Schüler schon vorbei. Auch die Polizisten seien sofort beschossen worden, sagte der Erfurter Polizeichef Manfred Grube. Dabei sei einer der Beamten gestorben. Zwei Tote hätten bereits im Eingangsbereich gelegen. Die Polizisten hätten sich zunächst zurückgezogen. Den Spezialkräften habe sich ein Bild des Grauens geboten. Auf den Gängen und einer Toilette hätten Leichen gelegen.

Aus dem Abi gerissen

Als sie die Schüsse hörten, saßen zahlreiche Abiturienten gerade über ihren Prüfungen. Sie flohen und verbarrikadiert sich in der Aula. In erschütternden Handy-Anrufen schilderten sie, was sie mitangesehen hatten. Insgesamt 180 Schüler, die während der Bluttat im Gebäude ausharrten, konnten in Sicherheit gebracht werden, insgesamt zählt das Gymnasium 750 Schüler.

Am Mittag zog sich der Täter den Angaben zufolge in ein leeres Klassenzimmer zurück. Als sich die Polizisten dem Amokläufer genähert hätten, habe er sich selbst getötet, so Grube. Er war nach bisherigen Erkenntnissen mit einer Pump-Gun und einer Handfeuerwaffe bewaffnet, schwarz gekleidet und trug zudem schwarze Handschuhe und eine schwarze Mütze.

Bis zum Nachmittag durchkämmten die Beamten den Tatort, um einen möglichen weiteren Täter zu finden. Zeugen hatten von schnell aufeinander folgenden Schüssen gesprochen, die die Polizei zunächst auf einen zweiten Täter hatte schließen lassen.

Der Amokschütze sei ein Ex-Schüler gewesen, der das Gymnasium am Anfang dieses Jahres habe verlassen müssen, so die Polizei. Eine Schülerin berichtete, er sei von der Abiturprüfung ausgeschlossen worden.

Mehr Tote als in Littleton

Die Bluttat ist nicht nur für deutsche Verhältnisse beispiellos. An vergleichbaren Amokläufen waren bisher lediglich zwei bekannt: Im April 1999 töteten zwei Jugendliche an einer Highschool in Littleton im US-Bundesstaat Colorado zwölf Schüler und einen Lehrer. Anschließend erschossen sich die Täter.  Drei Jahre zuvor, im März 1996, starben beim schlimmsten Massaker der jüngeren britischen Kriminalgeschichte in der Turnhalle der Grundschule von Dunblane in Schottland elf Mädchen, fünf Jungen und eine Lehrerin. Der Pistolenschütze, ein entlassener Jugendbetreuer, richtete sich selbst.

In Deutschland war erst im Februar bei einem Amoklauf im bayerischen Freising in einer Berufsschule ein Lehrer erschossen worden. Der Täter, der zuvor zwei Männer in einer Firma erschossen hatte, richtete sich ebenfalls selbst.

Quelle: focus.de

Ex-Schüler erschießt 17 Menschen Brummer
Brummer:

Blutbad in Erfurter Gymnasium

 
27.04.02 01:45
#2
Schüler erschießt 17 Menschen und sich selbst

Ein ehemaliger Schüler hat am Erfurter Gutenberg-Gymnasium zwölf Lehrer, zwei Schulangestellte, einen Polizisten und zwei Schülerinnen erschossen. Mindestens vier Menschen wurden verletzt. Auch der 19-jährige Schütze ist tot. Ehemalige Mitschüler beschreiben ihn als "lebensfrohen, offenen jungen Mann". Ob er allein gehandelt hat, ist nach wie vor unklar.

Erfurt - Hunderte Erfurter haben am Freitagabend bei einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Amoklaufs gedacht. Die Erfurter Andreaskirche war voll von Besuchern. Etwa 200 Menschen, die in dem Gotteshaus keinen Platz mehr gefunden hatten, warteten vor der Tür der Kirche. Zur selben Zeit war die Polizei dabei, die Wohnung des 19-jährigen Attentäters nach weiteren Waffen zu durchsuchen.

Bei seinem Amoklauf hatte der Täter zwei Schülerinnen, neun Lehrer, drei Lehrerinnen, die Vize-Schulleiterin, eine Sekretärin und einen Polizisten getötet. Als sich die Einsatzkräfte näherten, habe sich der Täter selbst erschossen, hieß es in einer Pressekonferenz der Polizei. Er soll mit einer Pump-Gun und einer Handfeuerwaffe bewaffnet gewesen sein. Der Amokläufer war offenbar erst vor kurzem von der Schule verwiesen worden.

Ob es einen zweiten Täter gegeben hat, ist bislang ungeklärt. Bei einer Durchsuchung des Gebäudes wurde kein zweiter Schütze gefunden. Da mehrere Schüler davon berichtet hätten, könne aber etwas dran sein, sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend. Das Sondereinsatzkommando beendete am Abend seine Suche und wurde abgezogen. Die Schule werde nun nur noch in unmittelbarer Nähe des Gebäudes für die Spurensicherung bewacht. Im Schulhof wurde für die Nacht ein Lichtwagen in Stellung gebracht. Die Vernehmung der Schüler dauerte am Abend noch an.

Am späten Vormittag hatte der Hausmeister der Schule die Polizei benachrichtigt. "Hier in der Schule wird geschossen," soll er gesagt haben. Daraufhin war sofort ein Streifenwagen zur Schule geschickt worden. Ein Polizeiobermeister, Vater zweier Kinder, wurde direkt nach seiner Ankunft tödlich verletzt. "Die Polizisten wurden sofort beschossen", sagte der Erfurter Polizeichef Manfred Grube in der Pressekonferenz.

Ein eilig herbei beordertes Sondereinsatzkommando stürmte schließlich das Gebäude und durchkämmte es Zimmer für Zimmer. In der Schule bot sich den Beamten ein Bild des Grauens: Nach Polizeiangaben fanden die Beamten Leichen in Gängen, auf Toiletten und in Klassenräumen. Gleich im Eingangsbereich lagen zwei Tote.

Eine Augenzeugin sagte: "Der Typ war total schwarz gekleidet, die Handschuhe, die Mütze, alles schwarz." Er habe wahllos die Türen geöffnet und in die Klassenräume geschossen. "Wir rannten über die Flure. Jeder wollte nur raus. Viele von uns sprangen über die Zäune, wir wollten weg, nur weg!"

Eine andere Schülerin berichtet, sie habe Schüsse gehört und es zunächst für einen Scherz gehalten. Nach den Angaben hatten die Abiturienten heute ihren letzten Schultag. "Aber dann sah ich eine Lehrerin tot im Flur und sah den schwarzgekleideten Täter mit seiner Waffe."

Eine ehemalige Schülerin des Gymnasiums beschrieb den Amokläufer als "offenen jungen Mann", der keine Beziehung zu Waffen oder Drogen gehabt habe. "Die Tat passt überhaupt nicht zu dem Bild, das ich von ihm habe," sagte sie in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv. "Ich verstehe es nicht." Sie habe ihn als einen intelligenten und an Politik interessierten Menschen kennen gelernt. "Er war sehr lebensfroh, war nachmittags immer unterwegs und auch mit Freunden in der Disco."

Sie erkläre sich die Bluttat als Kurzschlussreaktion: "Seine Freunde machen Abitur und er nicht, da ist er vielleicht durchgeknallt", sagte die junge Frau. Zur Persönlichkeit des Schützen sagte sie: "Er wollte immer auffallen und ist damit bei den Lehrern angeeckt." Mit Mitschülern habe er sich gut verstanden. "Er hat einmal gesagt 'Einmal möchte ich, dass mich alle kennen'."

Im Gebäude werden normalerweise rund 750 Schüler unterrichtet. Den Beamten gelang es erst nach mehreren Stunden die letzten 180 Schüler zu evakuieren, die sich verbarrikadiert hatten.

Die Feuerwehr hatte auf einem nahe gelegenen Sportplatz ein Rettungszelt aufgebaut, in dem die Schüler betreut wurden. Dort spielten sich erschütternde Szenen ab: Schüler lagen sich weinend in den Armen, Eltern suchten verzweifelt nach ihren Kindern. Die Polizei bat darum, dass sich die Schüler registrieren lassen, bevor sie das Gelände verließen, um Vermisste zu indentifizieren. Eltern und Verwandte können unter der Rufnummer 0361/260 68 47 Informationen über ihre Angehörigen bekommen.

© SPIEGEL ONLINE 2002
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen jahr2002istda
jahr2002istda:

sieht so ein Mörder aus: leider ja

 
27.04.02 13:22
#3
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Was sind das bloß für menschen???????????
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen jahr2002istda
jahr2002istda:

Bericht focus

 
27.04.02 13:24
#4


Ü ber das Amok-Drama von Erfurt werden immer mehr Details bekannt: Nach FOCUS-Informationen riss ein Lehrer dem Killer die Maske vom Kopf und stoppte so das Morden. Der Geschichtspädagoge Rainer H. sei beherzt auf den Massenmörder zugegangen, meldete das Nachrichtenmagazin am Samstag unter Berufung auf Augenzeugen.

Anschließend habe er dem Amokläufer gesagt: „Robert, es hat keinen Sinn mehr- aber erschieß mich doch.“ Der enttarnte 19-Jährige habe geantwortet: „Ich habe keine Lust mehr.“ Daraufhin soll der Lehrer den Mörder in ein Klassenzimmer des Gutenberg-Gymnasiums geschubst und abgeschlossen haben. Dann habe sich der Ex-Schüler erschossen.

Hunderte Patronen auf der Toilette

Die Polizei fand in der Schule außerdem noch 500 Schuss scharfe Munition. Die Patronen seien in einer Toilette entdeckt worden, teilte ein Sprecher der Ermittler in der Nacht zum Samstag mit. In der Wohnung der Eltern des Massenmörders seien ebenfalls mehr als Hundert Schuss Munition entdeckt worden.

Der 19-Jährige sei außerdem Mitglied eines Schützenvereins gewesen. Er habe deswegen auch eine Waffenbesitzkarte gehabt.

Der Sender Antenne Thüringen berichtete, der Amokläufer sei vor einigen Wochen von der Schule verwiesen worden, weil er Krankenscheine gefälscht haben soll.

Zahl der Toten korrigiert

Die Polizei korrigierte am Samstagmorgen die Zahl der Toten auf 17. Außer dem Täter, einem Polizisten und zwei Schülern seien 13 Lehrer ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher. Bisher war die Zahl der toten Schulangestellten mit 14 angegeben worden.

Die Polizei begründete dies mit einem Übermittlungsfehler zwischen Sondereinsatzkommando und Ärzten in der Schule sowie den Polizisten vor dem Gebäude. Auch bei den zwei toten Schülern korrigierte die Polizei ihre früheren Angaben, wonach zwei Mädchen getötet worden seien. Es handele sich um ein 14-jähriges Mädchen und einen 15-jährigen Jungen.

Der Tag des Grauens

Mit einer Pump-Gun und einer Pistole bewaffnet hatte der ehemalige Schüler des Gymnasiums die Menschen ermordet.

Die Einsatzkräfte waren am Freitag um 11.05 Uhr durch einen Telefonanruf aus dem Gymnasium „Johann Gutenberg“ alarmiert worden: „Hier in der Schule wird geschossen“, meldete der Hausmeister.

In kürzester Zeit waren Sondereinsatzkommandos und bis zu 60 Rettungsfahrzeuge am Ort. Bei ihrem Eintreffen war der Kugelhagel auf Lehrer und Schüler schon vorbei. Auch die Polizisten seien sofort beschossen worden, sagte der Erfurter Polizeichef Manfred Grube. Dabei sei einer der Beamten gestorben. Zwei Tote hätten bereits im Eingangsbereich gelegen. Die Polizisten hätten sich zunächst zurückgezogen. Den Spezialkräften habe sich ein Bild des Grauens geboten. Auf den Gängen und einer Toilette hätten Leichen gelegen.

Aus dem Abi gerissen

Als sie die Schüsse hörten, saßen zahlreiche Abiturienten gerade über ihren Prüfungen. Sie flohen und verbarrikadierten sich in der Aula. In erschütternden Handy-Anrufen schilderten sie, was sie mitangesehen hatten. Insgesamt 180 Schüler, die während der Bluttat im Gebäude ausharrten, konnten in Sicherheit gebracht werden. Insgesamt zählt das Gymnasium 750 Schüler.

Am Mittag zog sich der Täter den Angaben zufolge in ein leeres Klassenzimmer zurück. Als sich die Polizisten dem Amokläufer genähert hätten, habe er sich selbst getötet, so Grube. Er war nach bisherigen Erkenntnissen mit einer Pump-Gun und einer Handfeuerwaffe bewaffnet, schwarz gekleidet und trug zudem schwarze Handschuhe und eine schwarze Mütze.

Bis zum Nachmittag durchkämmten die Beamten den Tatort, um einen möglichen weiteren Täter zu finden. Zeugen hatten von schnell aufeinander folgenden Schüssen gesprochen, die die Polizei zunächst auf einen zweiten Täter hatte schließen lassen.

Mehr Tote als in Littleton

Die Bluttat ist nicht nur für deutsche Verhältnisse beispiellos. An vergleichbaren Amokläufen waren bisher lediglich zwei bekannt: Im April 1999 töteten zwei Jugendliche an einer Highschool in Littleton im US-Bundesstaat Colorado zwölf Schüler und einen Lehrer. Anschließend erschossen sich die Täter.  Drei Jahre zuvor, im März 1996, starben beim schlimmsten Massaker der jüngeren britischen Kriminalgeschichte in der Turnhalle der Grundschule von Dunblane in Schottland elf Mädchen, fünf Jungen und eine Lehrerin. Der Pistolenschütze, ein entlassener Jugendbetreuer, richtete sich selbst.

In Deutschland war erst im Februar bei einem Amoklauf im bayerischen Freising in einer Berufsschule ein Lehrer erschossen worden. Der Täter, der zuvor zwei Männer in einer Firma erschossen hatte, richtete sich ebenfalls selbst.

27.04.02, 10:56 Uhr



 
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jahr2002istda:

Text zu 3

 
27.04.02 13:31
#5
DER AMOKLÄUFER VON ERFURT

Das Rätsel um "Steini"

Von Matthias Gebauer, Erfurt

Noch immer können sich weder Polizei noch Mitschüler die Motive für den brutalen Amoklauf des 19-jährigen Robert Steinhäuser erklären. Für die meisten Mitschüler am Erfurter Gutenberg-Gymnasium war er nur zurückhaltender und unaufälliger junger Mann mit einem Hang zur düsterer Musik und blutrünstigen Killer-Spielen am Computer.


Erfurt - Am Ende muss Robert Steinhäuser nur noch gehasst haben und dabei doch sehr konzentriert gewesen sein. Als der 19-jährige Erfurter am Freitag kurz vor elf Uhr das Gutenberg-Gymnasium durch den mächtigen Vordereingang betrat, ahnte niemand etwas Böses. Nur die große Tasche, die er bei sich trug, fiel auf. Ein Schüler, der den späteren Massenmörder kurz vor der Tat beobachtete, sah, wie "er mit der Tasche dann direkt zur Toilette gegangen ist." Dort zog er sich schwarze Kleidung an und tarnte sein Gesicht mit einer schwarzen Skimaske.
Neben der Kleidung hatte Robert Steinhäuser für seine Tat noch einen selbstladenden Revolver, eine Pump-Gun und reichlich Munition für beide Waffen mitgebracht. Mit den Waffen sollte er wenige Minuten kurz darauf 16 Menschen und noch etwas später auch sich selbst töten. Doch er schoss nicht ungezielt in eine Menschenmenge. Er ging von Raum zu Raum und schoss gezielt seine ehemaligen Lehrer nieder. Dass er am Ende auch zwei Schüler tödlich traf, war vermutlich ein Versehen. Der Hass des Amokläufers galt offenkundig vor allem den Lehrern der Schule.

"Steini" galt als unauffällig

Der Name des Erfurter Amokläufers war binnen weniger Stunden stadtweit bekannt. Doch bislang ist das Motiv des 19-jährigen Schülers, Eltern und Lehrern ein Rätsel. Der junge Mann, den seine Freunde nur "Steini" riefen, galt den meisten Mitschülern und Lehrern eher als "unauffällig" und "in sich gekehrt". Er fiel weder durch besonders gute Leistungen noch durch sehr auffällige Kleidung auf. Lediglich seine Liebe zu lauter, sakraler Metal-Musik, der entsprechenden schwarzen Kleidung und den Band-T-Shirts nennen seine Bekannten als besonderes Merkmal.

Jetzt sehen viele in seinen Musikvorlieben und seinem Hang zu brutalen Computerspielen, in denen er als virtueller Killer agierte, Zeichen für seine Bereitschaft zu einer Bluttat. Zuvor hatte niemand im Umfeld des Jugendlichen Anstoß an den Killer-Spielen auf seinem Rechner genommen.

Auch das Elternhaus des Amokläufers entspricht keineswegs dem Klischee von einem Problemkind, das irgendwann ausrastet, weil es mit seiner Lage nicht mehr fertig wird. Jahrelang lebte "Steini" nur wenige hundert Meter von seiner Schule entfernt in einer eigenen Wohnung im ausgebauten Dachgeschoss. Ein Teil des Hauses mitten in Erfurts historischer Altstadt gehört dem Großvater Hermann, der ebenso wie die Eltern des Amokläufers dort auch selbst wohnt. Im Treppenhaus des vierstöckigen, erst kürzlich renovierten Altbaus stehen ordentlich aufgereiht Blumen auf den Fensterbrettern, vor den Türen liegen die Fußabtreter korrekt angeordnet, die Namenschilder glänzen. Im Erdgeschoss ist eine Zahnarztpraxis und der kleine Vorgarten ist akkurat gepflegt.

Roberts Mutter arbeitet als Krankenschwester in einer Hautklinik, sein Vater schafft bei Siemens. Die beiden sollen sich getrennt haben, wissen Nachbarn zu berichten, und trotzdem sagen sie auch, dass alles in Ordnung war.

Die Suche nach den Antworten

Alles in Ordnung - bis am Freitag gegen 18 Uhr die Polizei in der Ottostraße einrückte. Mit einem Sprengstoffkommando und reichlich Beamten stürmte die Ordnungsmacht das Gebäude. Wenige Minuten vorher hatte Großvater Herrmann am Telefon einem Reporter noch gesagt, dass er sich für die Tat seines Enkels entschuldigen wolle, im Namen seiner ganzen Familie. Die Polizei durchsuchte alle Wohnungen der Familie, vernahm die Eltern und nahm sie und den Bruder des Täters gegen 23 Uhr auch mit zum Revier - nicht zuletzt, um sie vor den Reportern zu schützen, die sich vor dem Haus postiert haben.

Die Festplatten von Roberts Computer nahmen die Beamten mit, ebenso die Bücher und CDs. Vielleicht finden sie damit eine Antwort auf die Frage nach dem "Warum".

Ein vordergründiges Motiv liegt freilich nahe: "Steini" war vor wenigen Wochen bereits zum zweiten Mal nicht zur Abiturprüfung zugelassen worden. Für Robert Steinhäuser war damit vieles, was er sich erträumt hatte, vorbei. An ein Studium war nicht mehr zu denken und mit 19 Jahren und einer mittleren Reife in der Tasche hatte gewiss keine großen Hoffungen auf einen guten Start ins Berufsleben. Einige Schüler erinnern sich auch an einen Satz, den ihr Mitschüler vor kurzer Zeit einmal gesagt haben soll: "Einmal möchte ich, dass mich alle kennen."

Damals hatte keiner der Schüler den Worten eine Bedeutung zugemessen, heute geistert er als Ankündigung der Tat durch die Boulevardpresse. Vielleicht auch, weil er einfach so gut passt und weil auch Amokläufer in den USA ihre Taten mehrfach in ähnlicher Form angekündigten. Der Ruhm ist Robert Steinhäuser nun sicher. Sein Amoklauf wird als einer der weltweit schrecklichsten Massenmorde Kriminalgeschichte schreiben.



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n-tv

 
27.04.02 13:39
#6
Samstag, 27. April 2002
Nach Erfurter Blutbad
Täter in Schützenverein  

Einen Tag nach dem Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium hat die Polizei die Zahl der Todesopfer auf 17 nach unten korrigiert. Wie ein Polizeisprecher am Morgen mitteilte, besaß der 19-jährige Robert S. für seine beiden Waffen ordnungsgemäße Besitzkarten. Er sei ein sehr aktives Mitglied in einem Erfurter Schützenverein gewesen. Bei der Durchsuchung des Gymnasiums seien in einer Toilette 500 Schuss Munition gefunden worden. Die Polizei schließt weiterhin nicht aus, dass es einen weiteren Täter gegeben habe, der das Chaos zur Flucht genutzt haben könnte. Die Obduktion der Opfer soll zu einer zweiten Täterschaft Erkenntnisse erbringen. Wie der Täter zu den Waffen kam ist noch unklar.

Um 12:00 Uhr wird der Ministerpräsident des Landes Thüringen eine Pressekonferenz geben. Auch darüber wird n-tv live berichten.

Deutschland im Schockzustand

Politik und Gesellschaft reagierten entsetzt und fassungslos auf dieses in der deutschen Nachkriegsgeschichte einmalige Verbrechen. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) ordnete bundesweit Trauerbeflaggung an. In Erfurt werden Bundespräsident Johannes Rau und wohl auch Bundeskanzler Schröder zu einem Trauergottesdienst im Erfurter Dom erwartet.

Die Lehrergewerkschaft GEW rief die 40.000 deutschen Schulen für kommenden Montag zu einem Tag der Besinnung auf. Katholische Kirche und CDU forderten zur verstärkten Vermittlung von Werten auf. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) forderte ein Verbot so genannter Killerspiele. Der "Welt " sagte er, was nun benötigt würde, sei eine größere Intoleranz gegenüber der Darstellung von Gewaltverherrlichung.

Der Eingang vor der Schule gleicht einem Blumenmeer. Immer wieder legen Trauernde Blumen nieder und zünden Kerzen an. Bereits am Freitagabend gedachten die Erfurter in einem bewegenden ökumenischen Trauergottesdienst in der Andreaskirche der Toten, der Verletzten und ihrer Angehörigen. Um 21 Uhr läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Für das Wochenende wurden alle kulturellen Veranstaltungen abgesagt.

"Focus": Lehrer stoppte Amoklauf

Ein beherzter Lehrer soll nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" Robert S. die Maske vom Kopf gerissen und dadurch den Amoklauf gestoppt haben. Unter Berufung auf mehrere Augenzeugen soll der Lehrer Rainer H. zu dem Amokläufer gesagt haben: "Robert, es hat keinen Sinn mehr - aber erschieß mich doch." Darauf habe dieser geantwortet: "Ich habe keine Lust mehr." Dann habe H. den Täter in einen Klassenraum geschubst und eingeschlossen, wo sich dieser nach dem Eintreffen der Polizei selbst erschoss.

Die Polizei korrigierte die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf 17. Bislang war von 18 Todesopfern inklusive des Täters die Rede gewesen. Zur Begründung hieß es, zwischen Ärzten und Sondereinsatzkommando habe es Übermittlungsfehler gegeben.

Den jüngsten Angaben zufolge erschoss Robert S. 13 Lehrer, einen Polizisten sowie ein 14-jähriges Mädchen und einen 15-jährigen Jungen. Zuvor war von zwei Schülerinnen die Rede. Vier Personen wurden zum Teil schwerverletzt. Das Kollegium der Schule wurde um ein Viertel reduziert. Die Schulleiterin sieht sich nach Informationen des Erfurter Oberbürgermeisters Manfred Ruge nicht mehr in der Lage, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten.

Täter wurde wegen gefälschter Atteste der Schule verwiesen

Der ganz in schwarz gekleidete Täter war noch vor wenigen Monaten selbst Schüler an dem Gymnasium in der thüringischen Landeshauptstadt. Zweimal wurde er vom Abitur ausgeschlossen. Ein Polizeisprecher erklärte, Robert S. sei wegen gefälschter Krankschreibungen von der Schule verwiesen worden. Am Freitag war der Grund für den Ausschluss noch unklar.

Am Vormittag, während der Abitur-Prüfungen, drang der junge Mann mit einer Pump-Gun (mehrschüssige Langwaffe) und einer Pistole in das Gebäude ein und eröffnete das Feuer. Um 11.05 Uhr informierte der Hausmeister die Polizei. Der Amokläufer nahm die Beamten sofort unter Beschuss. Einer von ihnen wurde tötlich getroffen. Schließlich verschanzte sich Robert S. in einem Klassenzimmer.

Leichen lagen in den Gängen

Als ein Sondereinsatzkommando das Gebäude schließlich systematisch durchkämmte, bot sich ein Bild des Grauens: Leichen lagen auf den Gängen, in den Klassenzimmern und auf einer Toilette. Insgesamt zählten die Beamten zehn männliche und sieben weibliche Personen, darunter zwei Schülerinnen. Die meisten Menschen hatte der Täter bereits erschossen, bevor die Polizei eintraf. Schließlich brachte sich der junge Mann selbst um. Noch ist unklar, wie er in den Besitz der Waffen gelangen konnte. Die Beamten stellten in der Schule rund 500 Schuss Munition sicher.

Regelrechte Hinrichtungen

Die Frage, warum es im Verhältnis zu den zahlreichen Toten nur wenig Verletzte gab, erklärt sich mit dem gezielten Vorgehen des Täters. Wie Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) gegenüber n-tv erklärte, handelte es sich offenbar um regelrechte Hinrichtungen.

Die letzten 180 Menschen, die sich noch im Gebäude befanden - vor allem Schüler -, konnten von der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Sie werden psychologisch betreut und sind inzwischen wieder bei ihren Familien. Insgesamt besuchen nach eigenen Angaben etwa 750 Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 20 Jahren das 1991 gegründete staatliche Johann-Gutenberg-Gymnasium. Die Polizei bildete eine Sonderkommission, die die Umstände und Hintergründe der Bluttat aufklären soll. Auch das Bundeskriminalamt nahm mittlerweile die Ermittlungen auf.

Ex-Schüler erschießt 17 Menschen ecki
ecki:

Viele Eltern haben Schuld!

 
27.04.02 15:53
#7
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele (vor allem auch Mütter) nicht einmischen, wenn sich schon kleine Kinder gegenseitig plagen, schlagen oder gar Steine (Steinchen) schmeissen.

"Misch dich doch nicht ein!" "Lass die das selber ausmachen!" "Ich bin froh das er schneller schlägt, als das er mal eine reinkriegt."

Solche Aussagen habe ich oft genug gehört. Zum kotzen. Erziehung heißt auch Grenzen setzen und eben auch Werte vermitteln. Von wem ausser uns Erwachsenen sollen sie die denn sonst kriegen? Das bleibt bei zu vielen auf der Strecke.

Ein trauriger
ecki  
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen Schnorrer
Schnorrer:

ecki, das gabs schon immer. Auch vor 40 Jahren

 
27.04.02 16:17
#8
aber damals gabs keine Filme wie Matrix, wo Gewalt und Feuersalven glorifiziert werden und richtiggehend "gefeiert" werden mit klassischer Musik, bis zum Sinnesrausch.

Es gibt keinen Respekt mehr auf dieser Welt, nur noch die Anbetung der Lüge.
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen Schnorrer
Schnorrer:

"Geistig-moralische Wende seit 83"(nicht von mir):

 
27.04.02 16:36
#9
Deutsche Verhältnisse

Goedart Palm   27.04.2002
Erfurter Amokläufer macht deutlich, dass nicht nur Terroristen, Schläfer und Fundamentalisten Bedrohungen darstellen, sondern die Gewalt auch in den eigenen Reihen jederzeit und überall explodieren kann

Ein relegierter Schüler des Erfurter Gutenberg Gymnasiums erschießt am Ort seines Schulversagens 16 Menschen - neun Lehrerinnen, vier Lehrer, eine Schülerin, einen Schüler sowie einen Polizisten - und richtet sich anschließend selbst hin. "Vorbilder" für diesen in Deutschland beispiellosen Gewaltexzess hat es vor allem in Amerika genug gegeben. Beim Columbine High-School-Massaker, in der Santana High School nahe bei San Diego (  Clockwork America), aber auch bereits 1996 in Dunblane/Schottland töteten Amokläufer Schüler und Lehrer. Während wir uns zuvor unsere feine zivilisatorische Distinktion mindestens heimlich gegenüber Amerika bescheinigten, scheint diese alteuropäische Überlegenheit nun auch endgültig dahin zu sein.






Der Täter im martialischen Ninja-Look agierte mit Pump-Gun und Handfeuerwaffe, nicht viel anders als es weiland Steve McQueen in Peckinpahs  The Getaway oder Schwarzenegger im "Terminator" vorführten. Amerikanische Jagdszenen also in Erfurt, wie sie Deutschland so noch nicht gesehen hat. Kein Wunder, dass es für die New York Times und Washington Post die Spitzenmeldung des Tages war, obwohl Nachrichten aus Deutschland dort ansonsten Mangelware sind.

Noch bevor die Hintergründe zum Täter vorlagen, sahen nicht nur Vertreter von Jagd- und Sportgemeinschaften ein Kernproblem im illegalen deutschen Waffenmarkt, der aus osteuropäischen Ländern beliefert wird. Inzwischen hat die Polizei allerdings preisgegeben, dass der 19-jährige Robert S. als Mitglied eines Schützenvereins zwei Waffenscheine besaß. Er hat die Mordwerkzeuge mithin völlig legal erworben. Müssen die Waffengesetze drastisch verschärft werden, wie es die Gewerkschaft der Polizei in einer ersten Stellungnahmen sofort forderte?

Gewiss, gute Gründe für Waffenbesitz in einer Gesellschaft, die das Gewaltmonopol auf den Staat übertragen hat, gibt es nur wenige. Der Ländervergleich zwischen den USA und Japan belegt zudem überdeutlich, welches Unheil der leichte Zugang zu vorgeblichen Verteidigungswaffen anrichtet (  Private Homeland Security). Der Bundestag hatte zufällig am Tag des Massakers das relativ restriktive Waffengesetz in eher marginalen Punkten noch weiter verschärft und war damit den üblichen liberalen Bedenken nicht gefolgt. Die Gewaltbereitschaft, die sich auch unter restriktiven Bedingungen des Waffenerwerbs ihrer blutigen Mittel versieht, ist mit Gesetzesverschärfungen indes längst nicht erledigt.

Für einen Moment reflektiert die Gesellschaft nun ihren Umgang mit Gewalt in der Hektik, die der üblichen medialen Verarbeitung solcher Ereignisse angemessen ist. Auf Fassungslosigkeit, Entsetzen, Trauer werden jetzt psychologische Erkenntnisse, Rezepturen von Konfliktforschern und politische Mutmaßungen aus reichem Füllhorn geschüttet, um ja nicht den Eindruck entstehen zu lassen, die Gesellschaft würde nicht auch mit diesem Problem fertig werden. Immerhin blüht die zarte Erkenntnis, dass nicht nur Terroristen, Schläfer und Fundamentalisten Bedrohungen darstellen, sondern die Gewalt auch in den eigenen Reihen jederzeit und überall explodieren kann.

Ist es mehr als ein singuläres Ereignis? Lässt sich das Massaker auf eine irre geleitete Täterpsyche reduzieren? Eine Schülerin berichtet, der Täter habe angelegentlich den Wunsch geäußert, dass er berühmt werden wolle. Das sah Herostratos bekanntlich genauso (  Wieviel Osama darf's sein?). Und beiden ist es gelungen. Wissen wir dadurch sehr viel mehr über das gesellschaftliche Gewaltpotenzial? Die Medien sind schuld, die Gesellschaft ist schuld, die Eltern sind schuld, der Täter ist schuld. Irgendeiner ist immer schuld, wenn die aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein verdrängte Gewalt sich in einer Form zeigt, die deshalb so unheimlich ist, weil man sie nicht kalkulieren oder in die Statistiken wegräumen kann. Gewaltexzesse diesen Zuschnitts passen nicht zu der gesellschaftlich akzeptierten Gewaltausübung. An Verkehrstote oder Terrorbekämpfung sollen wir uns gewöhnen, aber ein Einzelner, der das staatliche Gewaltmonopol provoziert, besitzt vermeintlich gefährlichere Dimensionen.

Dabei ist etwa die "geistig-moralische Wende" auf deutschen Schulhöfen nicht erst seit gestern zu beobachten. Pädagogische Maßnahmen, die kids zu zivilisieren, sind offensichtlich Mangelware und verschwinden hinter eindimensionalen Leistungsprofilen, die soziale Kompetenzen zum Zufallsprodukt werden lassen.  Non scholae, sed vitae discimus?

Die Kultusministerkonferenz will es jetzt richten. Aber wie? Überforderte Lehrer als Orientierungsfiguren sind in einer aggressiven Starkultgesellschaft ohnehin wenig attraktive Zeitgenossen. Schumi, der offen bekennende Nichtwähler und halsbrecherische Raser, ist der wahre Held der Turbo-Gesellschaft. Der gesellschaftliche Schulterschluss der Schulen mit Eltern, den gefährlichen Kindern den Weg der Tugend zu weisen, ist allenfalls eine Fiktion. Erhöhte Gewaltbereitschaft ist heute schon in Grundschulen zu beobachten, wenn man bereit ist, die Augen aufzumachen. Lehrer berichten, dass sie ihre Taschen nicht mehr im Klassenraum liegen lassen, weil sie anschließend vergeblich ihren Geldbeutel suchen würden. Sollen wir deshalb Schulen in Hochsicherheitsgefängnisse verwandeln, Metalldetektoren an jedem Klassenzimmer anbringen, den Gang zur Toilette nur unter polizeilicher Aufsicht zulassen? Vielleicht schon - weil diese Veranstaltungen unseren so selektiven wie hilflosen Umgang mit der Gewalt am besten illustrieren würden.

Die gesellschaftliche Verarbeitung des im Deutschland der Nachkriegsgeschichte beispiellosen Massakers läuft jetzt auf Hochtouren. Konfliktforscher, Psychologen, Politiker werden an die mediale Front geworfen, um mit ihren schnellen Rezepturen zugleich gegen voreilige Schlüsse zu warnen. Die Jagdszenen aus Erfurt werden im Wahlkampf das Thema "Innere Sicherheit" zusätzlich aufheizen, als ob dieses Thema wirklich politisierbar wäre. Gelernt haben wir also nur zum wiederholten Mal, dass im Herzen der Zivilisation die Gewalt sitzt (  Die Geburt der Zivilisation aus dem Geist des Totschlägers). Vermutlich ist die eigentliche politische Frage immer nur, in welche Richtung sich das gesellschaftliche Gewaltpotenzial ausdehnen darf. Vor Querschlägern der vorliegenden Art sind wir dadurch nicht gefeit, zum wenigsten, wenn pastörliche Betroffenheitsreden die Paradoxien entsolidarisierter Gesellschaften kaschieren wollen.

Ex-Schüler erschießt 17 Menschen jahr2002istda
jahr2002istda:

sogar der pöbel war heute ruhig

 
27.04.02 18:32
#10
in den stadien war totenstille (gedenkminute)
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen Egozentriker
Egozentriker:

Waffengesetze verschärfen ?

 
27.04.02 18:40
#11
Absoluter Mumpitz. Das würde an den Ursachen nichts ändern. Wer unbedingt ne Wumme haber will, kann diese auch kinderleicht illegal bekommen.
Also, was soll der Quatsch ? Ganz einfach - Beruhigungstaktik...
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen Brummer
Brummer:

Politiker im hilflosen Durcheinander

 
27.04.02 18:51
#12
Hamburg - Nach dem Amoklauf von Erfurt haben sich Politiker aller Parteien zu Wort gemeldet. Sie beklagten vor allem die zu häufige Darstellung von Gewalt in den Medien und fordern Veränderungen in der Schul- und Jugendpolitik.
Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber forderte von den Medien eine größere Zurückhaltung bei der Darstellung gewalttätiger Szenen. Gewalt dürfe nicht "eins zu eins" übersetzt werden. In der "Welt am Sonntag" forderte der bayerische Ministerpräsident ein sofortiges Verbot jugendgefährdender Videos und so genannter Killerspiele. "Was wir jetzt dringend brauchen, ist eine größere Intoleranz gegenüber der Darstellung und Verherrlichung von Gewalt."

Man müsse sich fragen, wie ein Mensch so verzweifelt und isoliert sein könne, dass er keine Möglichkeit zu Gesprächen mit Eltern oder Freunden mehr sehe, sagte Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) in Karlsruhe. "Das ist eine Frage, die uns noch lange begleiten wird", sagte sie und fügte hinzu: "Natürlich müssen wir darüber nachdenken, welches Bild wir den Kindern vermitteln." Auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) meinte in Frankfurt am Main: "Nach dem gestrigen schrecklichen Tag drängt sich noch mehr die Frage auf: Gewöhnen wir uns endgültig daran, dass Gewalt der wichtigste Gegenstand unserer allabendlichen Fernsehunterhaltung ist?"

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Christian Wulff verlangte im Deutschlandradio Berlin eine nationale Anstrengung, um vorhandene Defizite an Schulen und im gesamten Freizeitbereich abzubauen. "Wir müssen mehr investieren in die junge Generation, in Lehrer, in Unterrichtsversorgung, in Freizeitangebote, in den kommunalen Bereich", sagte der CDU-Politiker. Die Schulen müssten wieder verstärkt Grundwerte wie soziales Verhalten, Teamgeist und Solidarität vermitteln.

Nach Ansicht der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Renate Schmidt brauchen Schüler neue Betreuungsangebote, "damit eher offensichtlich wird, dass da grundsätzlich etwas schief läuft". Auch Erziehungsberatung und Erziehungshilfe steckten teilweise noch in den Kinderschuhen, kritisierte Schmidt im Saarländischen Rundfunk. Man müsse sich jetzt über die Parteigrenzen hinweg darüber Gedanken machen, wie Kinder zur Gewaltfreiheit erzogen werden können.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte vor vorschnellen Kommentaren. Die Politiker sollten jetzt "nicht mit eilfertigen Sicherheitsrezepten und dramatisierenden Gewaltszenarien die Realität in deutschen Schulen auf den Kopf stellen". Gegen Gewaltaktionen wie in Erfurt gebe es kaum Schutz. Niedersachsens Justizminister Christian Pfeiffer (SPD) wies daraufhin, dass trotz des Amoklaufs Schulen weniger als früher ein Ort für Gewaltexzesse seien. "Das was hier in Thüringen passiert ist, darf uns nicht zu dem Fehlschluss verleiten, in Schulen ist die Gewalt am Überborden", sagte er im DeutschlandRadio Berlin.

Dennoch wird sich die Kultusministerkonferenz (KMK) mit dem Thema befassen. Es müsse darüber nachgedacht werden, "welche weiteren Schritte wir zum Abbau der Gewaltbereitschaft in unseren Schulen unternehmen müssen", hatte die KMK-Präsidentin und thüringische Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski (CDU) noch am Freitagabend angekündigt.

© SPIEGEL ONLINE 2002
Ex-Schüler erschießt 17 Menschen jahr2002istda
jahr2002istda:

Erfurt und der killer

 
28.04.02 06:42
#13
Der Amoklauf von Erfurt
So lebte der Killer

„Er war ein höflicher Junge, der nur Cola trank“, sagt der Vater eines Freundes.
„Er wollte immer auffallen und ist bei den Lehrern angeeckt“, sagt eine frühere Mitschülerin.

„Ich kannte ihn nur als stilles Wasser, aber ausgezeichneten Schützen“, sagt ein Vereinskamerad aus dem Schützenverein.

„Mein Junge war ein Waffennarr“, sagt die Mutter. „Und er war schnell auf die Palme zu bringen.“

Vier Aussagen, vier verschiedene Beschreibungen des Amokschützen von Erfurt. Offenbar hat niemand gewusst, was für ein Mensch Robert Steinhäuser (19) wirklich war – und woher dieser kochende Hass kam.

Wie bei einem komplizierten Seelen-Puzzle setzt sich zwei Tage nach dem Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium nur ganz langsam ein Bild dieses 19-Jährigen zusammen, der 16 Menschen und sich selbst erschoss. Noch gibt es viel mehr Fragen als Antworten.

Die Familie von Robert Steinhäuser lebt im Dachgeschoss des Hauses an der Ottostraße 40. Die Mutter ist Krankenschwester, Vater Günter Ingenieur bei Siemens. Darunter wohnen die Großeltern. Das Haus ist nur wenige Minuten vom Gutenberg-Gymnasium entfernt. Eine intakte Familie. So sieht es aus. So beschreiben es auch ehemalige Nachbarn wie Marlies Reich (22): „Ruhig und unscheinbar“ sei Robert gewesen. Im Handballverein SSV stand er früher im Tor der A-Jugendmannschaft, war nicht besonders gut – eher leidenschaftslos.

Das mag die eine Seite des 19-Jährigen gewesen sein. Die andere wurde von blutigen Videospielen, kreischender Heavy-Metal-Musik und einer Leidenschaft für Schusswaffen bestimmt.

Schießen lernte Robert im Sportschützenverein Domblick, einer Unterabteilung des Erfurter Polizeisportvereins. Klaus Hensken vom Schützenverein 2001 kannte den korpulenten Jungen mit dem blassen Gesicht: „Er schoss mit Kleinkaliber oder 9-Millimeter-Pistole“, berichtet er. „Besonders gut war er auf die 25-Meter-Distanz.“ 300 Leute trainieren auf der Schießbahn des Schützenhauses Kalkreiße. Der Schütze mit der Registriernummer 128, Robert Steinhäuser, tauchte in den letzten drei Monaten nicht mehr auf. Wo und wie hat der Amokläufer in den letzten Wochen seine Zeit verbracht?

Roberts Zimmer in der Ottostraße. Ein Poster von Spice-Girl Victoria Beckham hängt an der Wand. Gelegentlich wird Katze Susi sich hineingeschlichen und sich auf dem Bett mit der rot-weiß gestreiften Decke zusammengerollt haben. Sonst lag hier Robert und hörte Musik einer Band namens „Slipknot“ – ein Heavy-Metal-Gedröhne, das nach Einschätzung von Experten „nicht mehr wirklich Musik ist“. In den Texten werden Menschen mit Fäkalien verglichen, die Band-Mitglieder tragen auf der Bühne Nazi-Embleme.

Hat niemand mitgehört? Und wie muss diese Musik auf einen 19-Jährigen gewirkt haben, der seit seinem Schulverweis im Februar (er hatte ärztliche Atteste gefälscht) ohnehin schon voller Hass war? Wie die tägliche Blutorgie aus dem Gewalt-Videospiel „Quake“, das er mit seinem Kumpel Niko (19) spielte? Es muss verheerend gewesen sein. Man weiß, dass Robert sich beim Chatten am Computer „Satans Sohn“ nannte – und er soll eine Stunde vor dem Amoklauf einem anderen Chatter die Bluttat angekündigt haben.

Nikos Vater sagt, dass die beiden beim Spielen die Lautstärke des Computers immer bis zum Anschlag aufdrehten: „Wir konnten die Ballerei durch alle Türen hören.“ Wer weiß schon, ob Robert Steinhäuser dann bereits daran gedacht hat, wie es wohl sein wird, bald mit echten Waffen auf Menschen zu schießen? Fest zu stehen scheint nur, dass der hasserfüllte Junge es auf mehr als 16 Opfer angelegt hatte. Auf der Schultoilette, in der Robert Steinhäuser Nachschub für seine Waffen deponiert hatte, fand die Polizei weitere 500 Schuss Munition.

Ex-Schüler erschießt 17 Menschen comroadi

leider müssen wir seit öffng. der grenzen europas

 
#14
auch in westdeutschland und bayern mit solchen taten leben. TRAURIG!
im tv laufen nur gewaltfilme, in den schulen herrschen die kinder, die rücksichts-und skrupellos sind und der staat schweigt.


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