ElringKlinger ist super im "bereinigen" von Ergebnissen um unliebsame Aufwandspositionen.
5,4% bereinigte EBIT-Marge klingt super, wenn man bedenkt, dass die hochprofitable Schaeffler im Automotive-Bereich in Q2 "nur" gut 4% EBIT-Marge erreicht hat.
Am Ende zählen für mich der auf die Aktionäre entfallende Jahresüberschuss (Q2 2.369T€) und das Gesamtergebnis (-8.887T€).
Unterm Strich hat ElringKlinger in Q2 also 8,9 Mio € Eigenkapital "vernichtet".
Im Halbjahr ist man bei einem Gesamtergebnis von -247T€ gelandet.
So schön also die Wachstumszahlen und bereinigten Margen klingen, unterm Strich hat man nichts verdient und das leider nicht zum ersten Mal...
Im Gegensatz zu Schaeffler gelingt es der am Kapitalmarkt m.E. unverständlicher Weise deutlich beliebtere ElringKlinger AG seit Jahren nicht, nachhaltig positive Gesamtergebnisse und vor allem nachhaltig deutlich positive Free Cashflows zu erwirtschaften.
Man muss permanent mehr investieren und die Rendite für die heutigen Investitionen kommen frühestens mit Hochlauf der neuen Produktlinien ab 2026ff.
Man ist ein Meister der Ankündigung von Großaufträgen, die stets eines eint, man steigert heute und in den nächsten Jahren die Investitionen enorm und frühestens bei Produktionshochlauf in 2026ff. ist absehbar, ob sich tatsächlich positive Cashrückflüsse ergeben oder die fraglichen Produkte eine immer noch höhere Mittelbindung im Unternehmen erfordern, das Unternehmen demnach faktisch nie einen Zustand erreicht, in dem das Unternehmen nachhaltig hohe Cashüberschüsse erwirtschaftet.
Die Realität in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern ist seit Jahren, dass die Bilanzen und das Fremdkapital investitionsbedingt unentwegt aufgebläht werden, weil man höhere Umsätze bei langfristig stagnierenden oder gar sinkenden Margen nur mit immer höheren Investitionen / höherer Kapitalbindung im Unternehmen realisieren kann.
Würden die deutschen Mittelstandsunternehmen analog zu US-Pendents auf Effizienz getrimmt und knallhart kapitalkostenorientiert gemanagt, müssten viele Unternehmen die Personal- und Sachkosten radikal senken und eine Vielzahl unrentabler Produktlinien sofort schließen, um den Aktionäre - endlich - eine adäquate Eigenkapitalverzinsung zu gewährleisten.
Im "sozial" verträumten Deutschland scheint sich kaum jemand daran zu stören, dass die Aktien vermeintlich "erfolgreicher" und "wachstumsstarker" Unternehmen wie ElringKlinger seit Jahren deutlich unterhalb des Buchwertes notieren, was m.E. die logische Konsequenz einer konsequenten und systematischen Vernachlässigung des Shareholder Value Ansatzes ist.
Infolge einer die Forderungen des Kapitalmarkts nach knallharter Kostendisziplin, Rendite- und Cashflowoptimierung systematisch nicht beachtenden Geschäftspolitik ist ElringKlinger zur reinen Zockeraktie mutiert, die Fundamentaldaten mehr oder weniger komplett ignoriert und sich beinahe ausschließlich an charttechnischen Trends orientiert.
Auf einen fundamental in keinster Weise nachvollziehbaren Run von 6 € auf 11€ folgt aktuell ein gnadenloser Abverkauf von 11 € zurück zum Ausbruchsniveau bei 6,50 €. Am Ende des Trends steht die Aktie vermutlich wieder exakt da, wo sie ein Jahr vorher auch stand. Gesamtrendite NULL... aber riesige Vola... genial für Zocker... ein Trauerspiel für Langfristanleger...
Je nachdem, ob der Gesamtmarkt weiter abschmiert, könnte die Aktie im Bereich zwischen 7,20 und 6,50 einen Bodenbildungsversuch starten, um auf Zuruf der bekannten Zockerblättchen irgendwann einen neuen rein spekulationsgetriebenen Bullrun zu entfachen.
Das Chartbild wird so zur selbsterfüllenden Prophezeihung und die Firma wird vermutlich in Ruhe weiter am Kapitalmarkt vorbei wirtschaften und die berechtigten Interessen der Aktionäre an einer marktgerechten Eigenkapitalrendite weiterhin ignorieren...
Hauptsache die Bilanzsumme, die weltweite Mitarbeiterzahl und damit auch die Vorstandsvergütung wachsen stetig weiter. Wen interessiert schon, dass die Aktie seit Jahren negative jährliche Gesamtrenditen einfährt und das Unternehmen nicht näherungsweise in der Lage ist, eine nachhaltige marktgerechte Dividendenrendite zu erwirtschaften.
Als langjähriger Aktionär hat man hier seit Jahren einfach keine Freude :-(