HANDY-GEBÜHREN
Mobilfunkbetreiber wollen mehr Geld
Da sind sich die großen Netzbetreiber mal einig: Die Gebühren für die Weiterleitung von Gesprächen aus anderen Netzen sind zu niedrig, müssten dringend erhöht werden - was letztlich die Kunden zu zahlen hätten. Nur ein Anbieter schert aus, fordert, die Tarife weiter zu senken.
Düsseldorf - Das ist doch mal was anderes: Statt wie sonst in letzte Zeit üblich die Preise zu senken, wollen drei der vier deutschen Mobilfunknetzbetreiber künftig mehr Geld haben. Das wollen sie allerdings nicht direkt von den Verbrauchern einnehmen, sondern sich gegenseitig in Rechnung stellen. Gemeint sind die sogenannten Terminierungsentgelte, Zahlungen, welche die Unternehmen einander dafür abfordern, dass sie Gespräche aus deren Netzen in die eigenen weiterleiten.
Mobiltelefonate: Einige Netzanbieter wollen künftig mehr Geld, für Gespräche aus fremden Netzen kassieren
T-Mobile, Vodafone und O2 sind sich hier einig: Die Weiterleitungsgebühren müssten erhöht werden. Nur über die Höhe der Erhöhung ist man uneins. Während die beiden großen Betreiber für eine moderate Aufstockung der Terminierungsentgelte votieren, fordert O2 ganz unbescheiden fast eine Verdoppelung der Gebühren. Das gehe, so berichtet es die Nachrichtenagentur Reuters, aus den am Mittwoch veröffentlichten Anträgen der Unternehmen an die Bundesnetzagentur hervor.
Einzig der Mobilfunkanbieter E-Plus schlägt einen anderen Kurs ein, verweigert sich den Forderungen seiner Wettbewerber. Statt auf einer Gebührenerhöhung zu bestehen, schlägt das Unternehmen das genaue Gegenteil vor, verlangt eine schrittweise Absenkung der bisherigen Tarife.
Am Ende zahlen die Kunden
Dabei sind die Terminierungsentgelte für alle Netzbetreiber eine wichtige Einnahmequelle. Jedes Mal, wenn einer ihrer Kunden einen Anruf aus einem Netz der Konkurrenz empfängt, können sie diesem Konkurrenten einen festgelegten Betrag ankreiden. Wie hoch der ist, legen allerdings nicht die Netzbetreiber selbst fest, sondern die Bundesnetzagentur. Schließlich bezahlen am Ende nicht die Unternehmen selbst diese Gebühren. Vielmehr fließt deren Höhe in die Kalkulation der jeweils gültigen Mobilfunktarife ein. Dies ist auch der Grund, weshalb netzinterne Gespräche billiger angeboten werden können, als Gespräche in fremde Netze.
2007 waren die Mobilfunknetzbetreiber mit einem Antrag auf Gebührenerhöhung gescheitert. Stattdessen wurden die Entgelte zum 1. Dezember 2007 um rund zehn Prozent gesenkt. Derzeit bekommen T-Mobile und Vodafone für Gespräche aus anderen Netzen 7,92 Cent pro Minute. E-Plus und O2 bekommen 8,8 Cent. E-Plus will nun eine schrittweise Senkung auf 8,4, 7,6 und 6,8 Cent bis 2012 erreichen. T-Mobile hingegen fordert 8,39 Cent, Vodafone will 8,23 Cent durchsetzen. O2 schweben zunächst 16,43 Cent vor, die später auf 14,98 und bis März 2012 schließlich auf 14,43 Cent pro Minute gesenkt werden sollen.
Behördenchef Matthias Kurth dagegen hatte bereits im vergangenen Jahr gesagt, er rechne mit einer weiteren Senkung der Gebühren. Von einer solchen Maßnahme erwartete er weiter sinkende Endkundenpreise. Außerdem werde die Nutzung der Mobilfunknetze zunehmen, weil immer mehr Kunden auf einen Festnetzanschluss verzichteten und zugleich der mobile Internet-Zugang an Bedeutung gewinne. Damit steige die Netznutzung und die Investitionen der Anbieter verteilten sich auf mehr Minuten - Gebührenerhöhung überflüssig.
mak/Reuters
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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. Konrad Adenauer