DEUTSCHE POST World Net / auf dem Weg zum Weltmarktfuehrer
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VORAB-RATING
Auf der einen Seite strahlt das ehemalige Staatsunternehmen eine
bemerkenswerte Geruhsamkeit aus. Doch wurde selten ein Boersen-
gang groesseren Kalibers in Deutschland derart kontrovers be-
trachtet. Fest steht jedoch, dass die Aktie Gelb spaetestens im
Maerz 2001 Aufnahme in den DAX finden wird. Werden die Risiken
oberflaechlich betrachtet, kommt ein Investment lediglich fuer
den spekulativen Investor in Frage. Schluesselt man die Risiken
indes auf, relativieren sich diese auf ein durchaus angemessenes
Mass. Uebrig bleibt eine vielversprechende Marktposition, wobei
in vielen Segmenten die deutsche und europaeische sowie in ei-
nigen Bereichen sogar die Weltmarktfuehrerschaft erreicht wird.
Ein Emissionspreis von bis zu maximal 21 Euro - den wir als fair
erachten - zugrundegelegt, sind im Hinblick auf die DAX-Aufnahme
und des prominenten Konsortiums weder jaehe Kursstuerze, noch -
in Anbetracht der latenten Risiken - deutliche Kursavancen zu
erwarten. Insofern kommt das Papier fuer mittel- und langfristig
ausgerichtete Anleger in Frage, die ein solides Investment mit
vergleichsweise geringer Schwankungsbreite bevorzugen.
HISTORIE
Nach dem Startschuss zur Eigenstaendigkeit im Jahre 1990 voll-
zog der Staatskonzern eine rasante Entwicklung und avancierte
von einer schwerfaelligen Frankieranstalt zu einem modernen,
global praesenten integrierten Logistik-Konzern, der sich europa-
und z. T. auch weltweit vielversprechend positionieren konnte.
Tiefrote Zahlen wurden in Gewinne verwandelt, mehrere Dutzend Ak-
quisitionen bedingten einen starken Umsatzschub, neue Geschaefts-
bereiche wurden schnell etabliert, der aufgeblaehte Beamtenapparat
wurde abgebaut und die Produktivitaet substantiell gesteigert.
Die marode DDR-Post wurde erfolgreich integriert, das Filialnetz
ausgeduennt, moderne Distributionszentren aufgebaut - der schwer-
faellige Konzern wurde erfolgreich auf Effizienz getrimmt. Auf
den Punkt gebracht, ist die Sanierung des Konzerns zum Boersen-
gang komplett abgeschlossen. Seit 1995 firmiert die Deutsche Post
als Aktiengesellschaft, die Gewinnzone wurde erstmals 1994 er-
reicht.
Ab 1998 ging es dann mit grossen Schritten weiter voran. So er-
warb man 98 eine Minderheitsbeteiligung an DHL, 99 erwarb man
Danzas und die Postbank. Im laufenden Jahr 2000 kaufte man die
AEI und erhoehte die DHL-Beteiligung auf 50,6 %. Diese drei Ueber-
nahmen schlossen den externen Wachstumskurs zur Etablierung neuer
Geschaeftsfelder vorerst ab. Eine neue Herausforderung wartet nun
auf den verdienten Post-Chef Zumwinkel, so erfordert die effi-
ziente und finanzvertraegliche Integration der juengsten Zukaeufe
starkes Engagement.
MANAGEMENT
Massgeblichen Anteil an der erfolgreich durchgefuehrten Aufgabe,
den ehemals mehr oder weniger maroden Staatskonzern fuer die Pri-
vatwirtschaft zu ruesten und vollstaendig zu restrukturieren,
traegt hierbei der ehemalige McKinsey-Berater Klaus Zumwinkel,
heute Chef der Deutschen Post. Von den kartell- bzw. wettbewerbs-
rechtlichen Risiken abgesehen, duerfte die Deutsche Post heute
eines der weltweit am besten gefuehrten Unternehmen sein. Da die
Qualitaet des Managements allgemein eines der bedeutendsten Be-
wertungskriterien ist, schneidet die Deutsche Post zumindest hier-
bei hervorragend ab.
UNTERNEHMENSPORTRAIT
Die Deutsche Post konnte sich in den letzten zehn Jahren durch
strategische Neuausrichtung und externes Wachstum von einer staat-
lichen Behoerde zum multinationalen Konzern Deutsche Post World Net
entwickeln. Das Unternehmen bietet ein breites Angebot an Brief-,
Express-, Logistik- und Finanzdienstleistungen an und ist mittler-
weile mit 160.000 Mitarbeitern, davon rund 98.000 Beamte, in ueber
200 Laendern vertreten. Der Konzernumsatz belief sich 1999 auf
30,3 Mrd Euro und im ersten Halbjahr 2000 auf 16,1 Mrd Euro. Die
geschaeftlichen Aktivitaeten sind in die vier Geschaeftsbereiche
Brief, Express (Kurier-, Express- und Paketsendungen, interna-
tionale Geschaeftspost), Logistik und Finanzdienstleistungen (Post-
bank, DSL Bank) untergliedert.
KUNDENSTRUKTUR
Im Geschaeftsbereich Brief bedient die Deutsche Post 3 Mio Ge-
schaefts- und 37 Mio Privatkunden. Auf Geschaeftskunden entfallen
mehr als 90 % des Umsatzes. Im Segment Logistik bedient die
deutsche Post eine Vielzahl von mittelstaendischen Kunden und
Grosskunden. In den Bereichen Intercontinental und Eurocargo
werden rund 100.000 Kunden bedient.
GESCHAEFTSBEREICHE & MARKTPOSITION
BRIEF: Im Geschaeftsbereich Brief ist die Deutsche Post World Net
der groesste Briefdienstleister Europas und offeriert hierbei ein
umfassendes Produkt- und Dienstleistungs-Spektrum fuer papierge-
bundene Kommunikation. Dabei reichen die Leistungen von der Brief-
befoerderung bis hin zur Distribution von Tageszeitungen und Zeit-
schriften. Das Distributionsnetzwerk umfasst 83 Briefzentren mit
hohem Rationalisierungsgrad. Das ausschliessliche Recht, Briefsen-
dungen unter 200 g, adressierte Kataloge und Werbebriefe bis 50 g
zu befoerdern, endet allerdings zum 31. 12. 2002. Im letzten Jahr
wurden 21 Mrd Sendungen befoerdert, hiermit avancierte man zum
europaeischen Marktfuehrer.
EXPRESS: Im Geschaeftsfeld Express wird die grenzueberschreitende Be-
foerderung von Paketen und Briefdienstleistungen angeboten. Hierzu
erwarb die Deutsche Post World Net in den letzten Jahren eine Reihe
fuehrender Paket- und Expressunternehmen in Europa. Unter anderem
beteiligte sich das Unternehmen mit einem Anteil von 50,6 % an DHL
International. Dadurch ist die Deutsche Post World Net in der Lage,
ueber ihr europaeisches Distributionsnetz Paketdienstleistungen in
mehr als 20 Laendern anzubieten. In Europa ist der Geschaeftsbereich
Express mit einem Marktanteil von 13 % die Nummer Eins. Dieselbe
Position nimmt bei der Logistik der Landtransport ein, waehrend die
Luftfracht sogar weltweit an erster Stelle steht.
LOGISTIK: Im zunehmend dynamischen Segment Logistik ist man welt-
weit mit Logistik- und Speditionsdienstleistungen vertreten.
Dabei werden Planung, Durchfuehrung und Steuerung von Transport
und Lagerung von Guetern vom Verladeort bis zur Auslieferung beim
Kunden uebernommen. Anfang 1999 uebernahm das Unternehmen die
Danzas-Gruppe und baute hierauf basierend eine weltweite Logistik-
plattform auf. Durch die Uebernahme der Air Express International
(AEI), avancierte die Deutsche Post World Net zum weltweit fueh-
renden Luftfrachtdienstleister.
FINANZDIENSTLEISTUNGEN: Im prosperierenden Geschaeftsbereich Finanz-
dienstleistungen bietet man ueber die Postbank und DSL Bank stan-
dardisierte Produkte des Zahlungsverkehrs, Konsumentenkredite so-
wie Fondsprodukte an. Die 1999 erworbene Postbank verfuegt be-
reits ueber 10 Mio Kunden und betreibt 13.800 Filialen. Neuer-
dings betaetigt sich die Post zudem als Risikokapitalgeber fuer
Start-Ups im eBusiness, wobei man vornehmlich den Ausbau techno-
logischer Kompetenzen anstrebt.
RISIKEN
In 99 wurde das Betriebsergebnis von 1,01 Mrd Euro faktisch nur vom
Segment Brief getragen, auf den 1,009 Mrd Euro entfielen. Da zudem
der Loewenanteil der Gewinne auf die Sendungen bis 200 g entfaellt
- fuer welche die Deutsche Post bis 2002 die Exklusiv-Lizenz haelt
- werden hierbei, zumindest aus heutiger Sicht, signifikante Risiken
ersichtlich. Sollte das Monopol im Zuge der Liberalisierung wie bis-
her geplant ab 2003 nur noch fuer Standardbriefe bis 50 g gelten,
minimiert sich der Gewinn entsprechend.
Als weiteres Risiko muessen die der EU vorliegenden Verfahren be-
ruecksichtigt werden, wonach die Deutsche Post ihre Noch-Monopol-
stellung missbraucht, indem sie ueberhoehte Portogebuehren erhebt,
was zudem noch als Quersubventionierung zum Aufbau anderer Ge-
schaeftsbereiche betrachtet werden kann. Einer Expertise zufolge
liegen die Portogebuehren der Deutschen Post um rund 14 % ueber dem
vergleichbaren Durchschnitt. Ein Rechenexempel verdeutlicht das
ganze Dilemma: Sollte die EU die Deutsche Post ab 2003 zwingen, das
Porto um lediglich 10 Pfennig zu senken, wuerde der im laufenden
Jahr erwartete Gewinn der Deutschen Post vollstaendig aufgezehrt.
Durch die schrittweise Liberalisierung im Briefbereich wird die
Deutsche Post zunehmend dem Wettbewerb ausgesetzt, eine voellig neue
Situation fuer den Konzern. Das Wettbewerbsrisiko im Briefbereich
darf jedoch nicht ueberbewertet werden, da der europaeische Wettbe-
werber TNT Post Group (NL) im Zuge der Liberalisierung kaum Markt-
anteile verlor. Dies ist im wesentlichen auf die immensen Marktein-
trittsbarrieren zurueckzufuehren.
So erwarten wir, dass der Briefbereich bei der Deutschen Post auch
nach 2002 besonders rentabel bleibt, denn die letzte Einschraenkung
im Rahmen der Marktliberalisierung soll erst 2007 fallen. Aufgrund
der hohen Markteintrittsbarrieren wird der Brief unserer Ein-
schaetzung nach auch darueber hinaus der bedeutendste Gewinntraeger
bleiben, wobei die heutigen Margen dann natuerlich nicht mehr er-
zielbar sind. Bis dahin sollen jedoch die noch im Aufbau befind-
lichen restlichen Geschaeftsbereiche massgeblich zum Gewinn bei-
tragen.
Sollten die derzeit anhaengigen EU-Verfahren gegen die Deutsche Post
alle zu Ungunsten des Unternehmens entschieden werden, ist aller-
hoechstens mit einem Bussgeld von rund 100-150 Mio Euro zu rechnen.
Dies entspraeche dem maximalen Bussgeldrahmen, der bei aehnlich ge-
lagerten Faellen bisher erhoben wurde. Bei einem im laufenden Jahr
erwarteten Gewinn von rund 1,5 Mrd Euro koennte man im Worst-Case-
Szenario dieses Bussgeld gewissermassen aus der Portokasse be-
gleichen. Insofern relativieren sich die Risiken auf ein durchaus
vertraegliches Mass.
UMSATZ/ERGEBNIS-ALLOKATION
Im Geschaeftsjahr 99 wurde mit dem Geschaeftsbereich Brief 46 % des
Gesamtumsatzes erzielt. Dementgegen entfielen 85 % des Konzern-EBITA
auf diesen Geschaeftsbereich. Hierbei wird die hohe Abhaengigkeit
zum Geschaeftsbereich Brief erneut deutlich, auf den derzeit rund
77 % der im Konzern erzielten Gewinne entfallen. Bis 2005 soll auf
die restlichen drei Segmente Express, Logistik und Finanzdienstlei-
stungen rund die Haelfte des EBITA entfallen, bis 2002 sollen sie
ein Drittel ausmachen, entsprechend 1,1 Mrd Euro.
So sollen die drei anderen Konzernbereiche, die zusammengenommen
derzeit noch weniger als 200 Mio Euro Gewinn erwirtschaften, in 5
Jahren die Haelfte zum Gesamtgewinn beisteuern. In Anbetracht der
gegenwaertigen Marktposition und bei effizienter Integration der
vielen Zukaeufe erscheint dies durchaus machbar. Zumindest bis 2002
wird die Abhaengigkeit des Konzerngewinns vom Briefbereich, die das
Unternehmen deutlich zurueckfahren will, jedoch bestehenbleiben.
Der Brief-Umsatz wird 2002 mit rund 12 Mrd Euro nur mehr knapp ein
Drittel aller Erloese ausmachen.
MARKTUMFELD & POTENTIAL
Die langfristige Kursphantasie der Aktie Gelb beruht im wesent-
lichen auf der prosperierenden Entwicklung des Logistik-Sektors.
Dieser profitiert - als Intermediaer zwischen New und Old Economy
fungierend - sowohl vom zusaetzlichen Transportaufkommen durch den
eCommerce-Boom, als auch von den eBusiness-Errungenschaften im
Hinblick auf die Realisierung von Einsparungspotentialen, der
Generierung von Produktivitaetsfortschritten durch elektronische
Vernetzung, Steuerung und Lokalisation der Ressourcen.
Groesstes Potential bietet der B2B-Bereich. So entfallen mittler-
weile bereits rund 80 % der Online-Transaktionen auf den B2B-
Bereich (Handel zwischen Unternehmen). Forrester Research rechnet
in diesem Jahr mit einem Marktvolumen von ueber 600 Mrd USD,
das bereits 2001 knapp 1.200 Mrd USD erreichen wird und 2004 auf
ueber 6.600 Mrd USD steigen soll. Fuer Deutschland erwarten die Markt-
forscher dieses Jahr ein B2B-Aufkommen von 18 Mrd USD, 2004 sollen
es 350 Mrd USD sein. Fuer den B2C-Sektor wird eine Steigerung von
2,3 Mrd USD auf 33,5 Mrd USD prognostiziert. Die Gesamtausgaben fuer
Logistik in Europa ohne Post und Express wurden 1998 auf 146 Mrd Euro
geschaetzt. Bis 2003 soll der Markt Expertisen zufolge auf gut 190
Mrd Euro anwachsen.
Den virtuellen Handel auf Unternehmensebene deckt das zweite und
zunehmend an Bedeutung gewinnende Geschaeftsfeld der Post, das
Fracht- und Logistikgeschaeft, ab. Auf dem Expressmarkt, auf dem die
Post auch mit grossen privaten Anbietern wie UPS oder German Parcel
konkurriert und der in Europa 1998 ein Volumen von 25 Mrd USD auf-
wies, ist ebenfalls mit hohen Wachstumsraten zu rechnen, da Just-
in-Time-Lieferungen stark an Bedeutung gewinnen.
Durch Just-in-Time-Liefer- und Bestell-Logistik koennen Unternehmen
ihre Lagerhaltungskosten massgeblich verringern. Da zudem auf den
Posten Logistik & Lagerhaltung je nach Branche zwischen 10 % und
15 % der betrieblichen Gesamtposten entfallen, sind diese dazu ange-
halten, die Lagerhaltung soweit wie moeglich einzuschraenken. Hier-
bei erweitert sich ferner die Lieferkette (Supply Chain) erheblich,
da Unternehmen im Zuge der globalen Konzentration auf die Kern-
kompetenzen bspw. die Produktion etc. zunehmend auslagern.
Vor diesem Hintergrund wird ersichtlich, dass die Logistik zu
einem der letzten massgeblichen Gebiete avanciert, auf dem die
Industrie noch erheblich Kosteneinsparungspotentiale realisieren
kann. So ist der weltweit zunehmende Wettbewerb mit anhaengigem
Sparzwang einer der massgeblichen Wachstumstreiber der Logistik-
branche. Im Zuge der vorherrschenden Globalisierung ist einer der
am schnellsten wachsenden Sektoren der Weltwirtschaft der Luft-
express, wobei sich die Post unter anderem mit der Mehrheit an
DHL bestens positionieren konnte.
Das Anlagethema Logistik beinhaltet heutzutage wesentlich mehr als
lediglich den Warentransport von Punkt A nach Punkt B. Aktivitaeten
und Leistungen wie Materialbeschaffung, Lagerhaltung, Verpackung,
Konfektionierung, Preisauszeichnung, Bestellwesen, Zollabfertigung,
Kostenplanung, Finanzabwicklung, Bearbeitung von Ruecksendungen,
Projekt-Management, effiziente Steuerung und Lokalisierung der
Ressourcen und Lieferungen, Endkundenservice etc. sollen im Ideal-
fall aus einer Hand angeboten werden. Hierbei befindet sich die
Deutsche Post World Net auf dem besten Wege, zum weltweit agierenden
One-Stop-Shop-Anbieter mit dem Fokus Verkehr und Transport zu
avancieren.
Die Logistikbranche gibt sich derzeit noch stark fragmentiert. So
besitzen die wenigsten Anbieter einen Anteil von mehr als 2 % am
Weltmarkt. Dies verschafft der Deutschen Post die Moeglichkeit,
durch weitere Akquisitionen signifikante Marktanteile hinzuzuge-
winnen. Mit einem enormen Cash-Flow gelang es dem Unternehmen auch
bisher, bedeutende Zukaeufe aus diesem zu finanzieren. Vor diesem
Hintergrund erscheint die Deutsche Post auf dem stark fragmentierten
Markt fuer die Rolle des globalen Konsolidierers praedestiniert.
WEITERE ENTWICKLUNG
In mittelfristiger Hinsicht beabsichtigt die Deutsche Post World
Net, zum weltweit fuehrenden Anbieter integrierter Distributions-
und Logistikdienstleistungen zu avancieren. So sollen im Bereich
Express nationale und internationale Distributionsnetzwerke ver-
knuepft und das Cross-Selling-/One-Stop-Shop-Potential zunehmend
ausgeschoepft werden. Ferner ist man bemueht, die Chancen durch
eCommerce entsprechend zu nutzen.
Im Logistik-Segment sollen die erworbenen Unternehmen/Beteiligungen
effizient integriert, die Produktivitaet und Effizienz gesteigert
und die eBusiness-Aktivitaeten stark ausgebaut werden. Im Bereich
Finanzdienstleistungen ist fuer die Postbank die Festigung der
Marktposition als eine der fuehrenden Retail-Banken angestrebt.
Hierbei beabsichtigt das Unternehmen u. a., das Brokerage-Geschaeft
auszubauen, die Produktpalette fuer Firmenkunden zu erweitern und
die Kosten z. B. im Filialnetz zu verringern.
GESCHAEFTSZAHLEN & PROGNOSEN
Durch Zukaeufe und Konsolidierungseffekte wird die Deutsche Post im
laufenden Jahr 2000 nochmals einen Umsatzsprung von 22,4 Mrd Euro
(99) auf ca. 31,8 Mrd Euro realisieren. Anschliessend wird sich das
Wachstum voraussichtlich abflachen, sieht man von eventuellen wei-
teren Akquisitionen ab. In den beiden Folgejahren 2001/2002 erwarten
wir einen Umsatz in Hoehe von rund 33/34,2 Mrd Euro.
Die Gewinnentwicklung verlaeuft weitgehend proportional. So erwarten
wir eine EBITA(Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung auf
Firmenwerte)-Steigerung im laufenden Jahr auf 2,4 Mrd Euro, von
1,01 Mrd Euro in 99. In den beiden Folgejahren 2001/2002 wird sich
das EBITA voraussichtlich auf 2,58/2,8 Mrd Euro belaufen.
Beim Jahresueberschuss erwarten wir fuer das laufende Geschaeftsjahr
1,55 Mrd Euro, fuer das Folgejahr 2001 1,62 Mrd Euro, waehrend der
Jahresueberschuss aufgrund der hoeheren Steuerbelastung in 2002 auf
1,47 zurueckgehen duerfte. Anschliessend rechnen wir konservativ
mit Steigerungsraten des Vorsteuerergebnisses bei ruecklaeufigen
Pensions- und Integrationskosten bis 2007 von rund 22 %.
Grundlegend positiv ist der Auf- und Ausbau der Express- und
Logistiksparte zu beurteilen, wo rentabilitaetssteigernde Kosten-
synergien und Cross-Selling-Effekte nach der Integration zu er-
zielen sind. Fuer 2000/2001/2002e erwarten wir einen Gewinn je
Aktie in Hoehe von 1,4/1,46/1,32 Euro.
WETTBEWERBSSITUATION
Mitbewerber mit aehnlich diversifiziertem Leistungsspektrum sind
kaum auszumachen. In den einzelnen Geschaeftsbereichen konkurriert
die Deutsche Post im Bereich Brief in aeusserst geringem Umfang mit
Paketdiensten wie United Parcel Service (UPS) oder Deutscher Paket-
dienst (DPD). Wettbewerber im Geschaeftsfeld Express sind bspw. TPG,
UPS, La Poste und Federal Express, DPD und German Parcel. Im Segment
Logistik konkurriert das Unternehmen mit Exel, TNT Logistics, Kuehne
& Nagel, Panalpina, Schenker und Nippon Express. Im Finanzdienstlei-
stungssektor konkurriert man neben den Grossbanken, Sparkassen,
Volks- und Raiffeisenbanken auch mit Direktbanken, Bausparkassen,
Investmentgesellschaften und Kreditkartengesellschaften.
AKTIENSERVICE-RATING
Durch ein konsequentes Management wandelte sich die ehemalige
Frankieranstalt zu einem multinationalen Logistikunternehmen. Die
Deutsche Post World Net punktet mit einer hochkompetenten Fuehrungs-
ebene, einem der bedeutendsten Bewertungskriterien. Beeindruckend
schnell gewinnen die neuen Geschaeftsbereiche Express, Logistik und
Finanzdienstleistungen an Bedeutung und sollen im laufenden Jahr
bereits 65 % zum Umsatz und 25 % zum Ergebnis beitragen. Um die Ab-
haengigkeits-Risiken zum Briefbereich zu verringern, soll der Ge-
winnbeitrag der neuen Geschaeftsfelder bis 2005 auf 50 % ausgebaut
werden.
Das Unternehmen agiert mit zunehmender globaler Praesenz - wobei
man in vielen Segmenten die deutsche, die europaeische und in
einigen auch die Weltmarktfuehrerschaft haelt - im wachstumsstarken
und prosperierenden Logistikmarkt, der sich derzeit im Aufbruch be-
findet. Insbesondere im Bereich Transport & Verkehr wird es in ab-
sehbarer Zeit lediglich 4-5 Unternehmen gelingen, sich weltweit
erfolgreich am Markt zu positionieren.
Mit einem hohen Cash-Flow, aus dem das Unternehmen in den letzten
Jahren bedeutende Zukaeufe finanzierte, sollte es der Deutschen Post
World Net auch weiterhin gelingen, durch externes Wachstum eine
starke Wachstumsdynamik vorzuweisen. In dem stark fragmentierten
Logistikmarkt, in dem kein Anbieter derzeit mehr als 2 % der Welt-
marktanteile haelt, erscheint die Post praedestiniert, um in der
Rolle des Konsolidierers durch externes Wachstum mittelfristig zum
weltweit fuehrenden Anbieter integrierter Distributions- und Logistik-
dienstleistungen zu avancieren.
Zu den Risiken zaehlen die anhaengigen kartell- bzw. wettbewerbs-
rechtlichen Verfahren, die der EU zum Entscheid vorliegen. In Anbe-
tracht eines Worst-Case-Szenarios ist voraussichtlich mit einer
maximalen Geldbusse von rund 150 Mio Euro zu rechnen. Bei einem
im laufenden Jahr erwarteten Jahresueberschuss von mehr als 1,5 Mrd
Euro reduziert sich dieses Risiko auf ein wenig relevantes Niveau.
Ein etwas groesseres Risiko resultiert dagegen in dem Umstand,
dass die EU der Deutschen Post anlastet, durch im Vergleich erhoehte
Portokosten ihre Monopolstellung auszunutzen und hiermit entsprechend
unter Inanspruchnahme von Quersubventionierung die neuen Geschaefts-
bereiche aufzubauen. So koennte die EU in 2003 die Post zwingen, das
Briefporto zu senken, was vor dem Hintergrund der zunaechst noch
vorhaltenden Konzern-Abhaengigkeit von den Gewinnen im Briefbereich
Rentabilitaetseinbussen nach sich ziehen koennte.
Dennoch halten wir die Risiken fuer ueberschaubar, da die immensen
Markteintrittsbarrieren auf dem Briefmarkt, die aus der ab 2003 weg-
fallende Monopolstellung fuer Briefe bis 200 g resultierenden Wett-
bewerbsrisiken stark eingrenzen. Es ist daher nicht mit drastischen
Verlusten der Marktanteile zu rechnen, was auch am Beispiel der TNT
Post Group (NL) ersichtlich wird. Somit relativiert sich auch das
Risiko, dass die Post bei zeitlich verschobenen Liberalisierungspro-
zessen in Europa nicht in der Lage sein wird, im Heimatmarkt rueck-
laeufige Marktanteile im Briefmarkt durch Auslandsexpansion zu kom-
pensieren.
Ungeachtet der latenten Risiken wird sich die Kursentwicklung der
Aktie Gelb zunaechst vornehmlich analog zur Reduktion der Abhaengig-
keit zum Briefmarkt entwickeln. Da es dem Unternehmen jedoch in be-
merkenswert kurzer Zeit gelang, neue Geschaeftsbereiche zum Teil in
marktfuehrender Stellung aufzubauen, sollte sich das verdiente
Management ebenso in der Lage zeigen, die Zukaeufe effizient zu
integrieren. Hierdurch werden umfangreiche Kostensynergien und
Cross-Selling-Potentiale realisiert, was in Anbetracht abnehmender
Integrationskosten und ruecklaeufiger Pensionsbelastungen eine lang-
fristig deutlich hoehere Rentabilitaet ermoeglichen wird.
Mit einem 2001e-KGV von 14 auf Basis eines von uns als fair er-
achteten Ausgabepreises von 20,5 Euro ist das Papier im Wettbe-
werbsvergleich attraktiv bewertet. Ferner erscheint der Aktienkurs
durch das umfangreiche und prominente Bankenkonsortium gut nach unten
abgesichert. Auch im Hinblick auf die spaetestens im Maerz zu er-
wartende DAX-Aufnahme - wobei vorwiegend indexorientierte Invest-
mentfonds zum Kauf gezwungen sind - sehen wir nur sehr begrenztes
Rueckschlagspotential.
Ebenfalls begrenzt ist jedoch zunaechst auch das Kurspotential, da
nun abgewartet werden muss, inwiefern es der Konzernfuehrung gelingt,
die Integrationsprozesse finanziell vertraeglich zu gestalten. Auch
die Risiken in bezug auf die Marktliberalisierung sprechen vorerst
fuer eine moderate Kursentwicklung. Vor diesem Hintergrund empfehlen
wir das Papier vor allem denjenigen Investoren zur Zeichnung, die ein
solides Investment mit voraussichtlich zunaechst geringer Schwankungs-
breite bevorzugen. Fruehzeichnern gewaehrt man 50 Cents Rabatt.
KENNZAHLEN - Deutsche Post AG, Bonn
WKN: 555 200
Branche: Logistik
Erstnotiz: 20. 10. 2000
Segment: Amtlicher Handel
Bookbuildingspanne: 18-23 Euro
Zeichnungsfrist: 30. 10.-17. 11. 2000
Preis und Zuteilung: 18. & 19. 11. 2000
Konsortium: Deutsche Bank, UBS Warburg