Es würde natürlich schlecht passen, wenn Brüssel die EU bewirbt (Selensky, wir kommen) und gleichzeitig die Griechen oder gar Italiener baden gingen ließe.
Aber schon eine
nur geplante EU-Aufnahme der zerbombten Pleite-Ukraine (Rating ist tief im Junk) - sozusagen als DDR 2.0 - unterzieht die eh schon angeschlagene Eurozone einer extremen Belastungsprobe.
Die Stützgelder aus Brüssel sollen ja jetzt schon fließen - und wie immer aus dem EU-"Gemeinschaftstopf", der sich wie im Märchen vom kleinen Häwelmann scheinbar unendlich mit Brei füllt.
# 277 ist pessimistisch "ins Blaue gesponnen", aber auf Basis von Fakten.
Es dürfte klar sein, dass Eurobonds nicht stabiler sein können als die summarische Bonitität ihrer Garantieländer - und die sind eben bereits im Schnitt zu 100 % verschuldet. Wenn die Ukraine mit EU-Geld gerettet und wiederaufgebaut werden soll, ginge das nur über die üblichen Schuldenversteckspiele (dubiose Rettungsfonds usw.).
Ich bleibe daher dabei, dass Gemeinschaftsschulden eine weitere Luftnummer sind, sozusagen die Zündung der nächsten Stufe der Euro-Pleite-Rakete nach Nullzinsen und QE.Graduelle Entschuldung kann Lagarde nur erreichen (wie auch Bert Flossbach in der NZZ in # 276 sagt- siehe auch unten), wenn die EZB die seit Jahren praktizierte finanzielle Repression weiter aufrecht erhält bzw. sogar verschlimmert. Faktisch bedeutet dies: Die Leitzinsen werden weiterhin deutlich unter der hohen Inflationsrate bleiben, und für die Halter von Eurozonen-Staatsanleihen bleibt es bei einer Negativrendite. Reichen dürfte dies trotzdem nicht - schon gar nicht, wenn zusätzlich Ukraine-Hilfen aus dem Gemeinschaftshut gezaubert werden sollen.
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www.nzz.ch/finanzen/aktien/...lation-corona-zinsen-ld.1688735
Aus dem Interview mit Bert Flossbach in der NZZ
NZZ: Durch die hohe Inflation werden die riesigen Schuldenberge, welche die Industrieländer in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut haben, zumindest zu einem Teil abgebaut. Kommt das den Staaten nicht gelegen?
Flossbach: Die hochverschuldeten Industriestaaten profitieren von der Entwicklung, solange der Zins unter der Inflationsrate bleibt. Als Beispiel dient die Finanzrepression in den USA, die in den vierziger Jahren in den USA einsetzte und bis in die fünfziger Jahre dauerte. In den USA reduzierte sich die Staatsverschuldung damals von 120 Prozent des Bruttoinlandprodukts auf unter 70 Prozent. Heute ist die Verschuldung in einigen Ländern deutlich höher, beispielsweise in Japan oder Italien. Auch in den USA ist die Staatsverschuldung sehr hoch. Inflation könnte helfen, die Schulden deutlich zu reduzieren. Demgegenüber steht die Geldwertstabilität*, der die Notenbanken eigentlich verpflichtet sind. Die Frage lautet deshalb: Wie viel Zins verträgt die Welt?
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* A.L.: Die große Frage ist in der Tat, wie sich all dies auf den Außenwert des Euro auswirkt. Die Eurozone ist zwar Nettoexporteur, profitiert insofern von einem schwachen Euro. Wenn der Euro zu schnell und zu tief fällt, schwindet allerdings das Vertrauen in das Mandat der EZB, die Währung stabil zu halten. Wenn gleichzeitig Japan wackelt (deutet sich zurzeit an), könnte eine Weltfinanzkrise resultieren.