Warum steigen trotz nie da gewesener Notenbankexzesse die Staatsverschuldungen und die Arbeitslosenraten permanent an? Check!
Das ist ninsichtlich der Staatsverschuldung kein Widerspruch. QE wurde in USA ja eigens deshalb betrieben, um die extreme Neuverschuldung in USA (2009 fast 10 % des BIP) aus den Notenpresse zu refinanzieren. Niemand außer der Fed hätte Geithner und Co. in dem Umfang neue US-Staatsanleihen abkaufen können. Die Chinesen/Asiaten waren 2008 bereits "gebrannte Kinder".
Haben sechs Jahre realer Nullzinspolitik und immer verzweifelter Marktinterventionen der Zentralbanken die Wirtschaftsstrukturen massiv verzerrt? Check!
Ja, und sogar extrem. Am stärksten wirkte die Nullzinspolitik (ZIRP), die bei Investoren einen Anlagenotstand auslöste. Folge war, dass sich die Anleger auf alles stürzten, was halbwegs Rendite versprach, ohne das damit verbundene Risiko angemessen zu beachten. Folge: Junkbonds drittklassiger Firmen sind inzwischen so teuer geworden, dass sie weniger Zinsrendite bringen als AAA-Anleihen erstklassiger Firmen in der Vor-Lehman-Zeit. US-Firmen wurden damit gleichsam vom US-Bankensystem unabhängig. Früher lagerten Sparer das Geld gegen Zinsen (z. B. 4 %) bei der Hausbank, und die Hausbank vergab teurer Kredite an Firmen. Heute holen sich die Firmen das Geld - unter Umgehung der Banken - direkt bei den Sparern, die in ihrer Renditenot selbst vor "Müll" (Junk = Müll) nicht zurückschrecken. Wenn die Zinsen am langen Ende nachhaltig steigen (und die Kontrolle der Fed darüber ist nicht unbegrenzt groß), dann droht dem Junk-Bond-Markt ein "Lehman-Kollaps". Verluste machen dann vor allem die Sparer, die diesen "Müll" (engl: junk) gekauft hatten.
Führen die "unkonventionellen" Massnahmen der Zentralbanken zu massiven Fehlallokationen von Kapital und verliert Sparkapital real an Wert? Check!
Das dürfte niemand bestreiten, nicht mal Bullen.
Ist im Zuge einer neuerlich aufgekommenen spekulativen Manie aufgrund des ultrabilligen Geldes erneut mit großen Fremdkapitalhebeln auf immer weiter steigende Preise gesetzt worden? Check!
Klar, der Margin-Dept an der NYSE ist auf Rekordhoch, siehe Chart in # 047
Ermöglicht eine Nullzinspolitik schnelle Gewinne ohne Verbesserung der Substanz? Check!
Ja. Firmen müssen sich bei der Neuverschuldung viel weniger Gedanken um Nachhaltigkeit machen, da ihnen ihre Junkbonds ja auch so förmlich aus den Händen gerissen werden. Damit gibt es keine wirksame Marktkontrolle der Firmen durch die Anleger mehr. Dieser Kontrollverlust ist eine Folge von ZIRP und Anlagenotstand. Bezeichnend ist, dass Firmen mit den Junkbond-Erlösen meist nichts besseres anzufangen wissen, als ihre eigenen Aktien zu Mondkursen vom Markt zurückkaufen. Stürzen Aktien- und Junkbond-Markt gemeinsam ab (wie übrigens auch 2008), dann kommen die US-Firmen, deren Fremdkapitalquoten extrem gestiegen sind, gleich doppelt unter Druck. Bei vielen wird sich das EK im Nu in Luft auflösen - wie bei den Banken im Lehman-Crash.
Verleitet gefühlte kurzfistige Stabilität in der Gegenwart dazu, immer risikofreudiger zu werden – was den Grundstein für die nächste Krise legt? Check!
Risikospielchen gehen exakt so lange gut, wie die Leute zur verordneten "Musik tanzen" (Zitat v. Prince, Citigroup). Bei der Private-Equity-Trockenstarre im Sommer 2007 sahen wir, wie schnell die Musik (= Hyperliquidität infolge von Tiefzinsen) enden kann.
Zeigt nicht jedes vorsichtige Zurückfahren bzw. Tapering der derzeitigen Interventionen (Quantitative Easing) ein größeres Wackeln den Schuldenturms einschließlich einer möglichen Erhöhung seiner Instabilität an? Check!
Ja, die Erklärung steht in meinem Kommentar in # 057 unten.
Ist aufgrund der durch die Zentralbanken hochinflationierten Vermögenspreise bei den Wirtschaftssubjekten eine neuerliche stärkere Ausweitung der Zusatzverschuldung denkbar? Check!
Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er zerbricht. Siehe mein "Die Musik endet.."-Kommentar zur PE-Krise 2007 drei Punkte weiter oben.
Werden wir eine restriktive Geldpolitik möglicherweise über Jahre gar nicht mehr zu sehen bekommen, da die Welt unter ihren Schulden zusammenbräche? Check?
Die Leitzinsen dürften auf längere Sicht sehr tief bleiben. Was am "langen Ende" der Zinskurve passiert, könnte sich künftig auch unfreiwillig der derzeitigen (Hyper-)Kontrolle der Zentralbanken entziehen. Wenn Anleger den Eindruck gewinnen, US-QE sei ein Schneeballsystem (was faktisch bereits jetzt evident ist), dann könnten sie in einer Panikreaktion (oder aus Trotz, wie jetzt die Russen) mehr US-Staatsanleihen abstoßen, als die Fed - selbst im Zuge neuer QE-Maßnahmen - aufzukaufen in der Lage wäre.
Besteht für die Zentralbanken die Möglichkeit eines schadlosen Abschieds von Nullzins und Staatsfinanzierung? Check!
MMn nicht. Die Fed hat die Illusion, dass sich durch QE mit der Zeit eine magische Selbstheilung der US-Wirtschaft ergeben wird. Starke Blasen wie 2005 die US-Hausmarktblase und die damit einhergehenden Hausbeleihung lassen sich jedoch nur mit Deleveraging wirksam bekämpfen - ein Prozess, der sich über Jahrzehnte hinziehen kann. Solange Deflationstendenzen vorherrschen, werden die Notenbanken mit ihren Aufkäufen wohl oder übel weiter machen müssen. Dass die Märkte diesem "unendlichen" Zinnober allerdings "unendlich" lange trauen werden, wage ich zu bezweifeln.
Ist ein mit unendlicher Verschuldungsfähigkeit ausgestatteter Staat eine Illusion? Check!
Das Ganze endet zwangsläufig in einer Währungsreform. Deshalb fliehen Reiche bereits jetzt massiv in Sachwerte. Die Währungsreform könnte auch dadurch vonstatten gehen, dass die Notenbanken ihre überschuldete Bilanz per Federstrich auf Null setzen. Das dürfte die Fed aber erst machen, wenn es sich lohnt, d. h. wenn die Fed-Bilanz bereits annähernd der US-Staatsverschuldung entspricht. Das dauert noch ein paar Jährchen.