und wahrscheinlich liegen wir hier gar nicht so weit auseinander, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Die Natur kennt die vier Jahreszeiten, sowie uns diese Jahreszeiten als Menschen in unserem Leben über Geburt, Heranwachsen, Blüte des Lebens, Altern und Tod ebenfalls ein Begriff sind.
Da ist es also nahe liegend, diesen naturgegebenen Ablauf auch auf wirtschaftliche Entwicklungen zu beziehen, sowie es seinerzeit Kondratjieff ja erkannt und herausgearbeitet hat. Gemäß Kondratjieff umfasst dieser langfristige Zyklus eine Zeitdauer, welche 50-70 Jahre ausmachen kann.
Das Überschreiten des Höhepunkts eines Kondratieffzyklus führt nach den empirischen Erfahrungen aus früheren Zyklen dazu, dass Investitionen in die durch die Basisinnovation vorangetriebenen Wirtschaftsbereiche keinen entscheidenden Produktivitätszuwachs mehr bewirken und Investitionen in neue Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsplätze unterbleiben. Steht eine andere, hinreichend produktivtätsfördernde Basisinnovation nicht bereit, die entsprechende Wachstumsimpulse liefert, dann ist der Weg in eine langanhaltende Rezession nicht zu vermeiden.
Dieser Zyklus ist eigentlich unausweichlich und er wird sich seinen Weg bahnen. Da dieser Weg jedoch auch von der Massenpsychologie, von dem Verschuldungsgrad und dem Agieren der verantwortlichen Offiziellen bestimmt ist, können die Phasen sowohl eine Beschleunigung, aber auch, und das ist mir hier wichtig, durchaus eine Verzögerung erfahren.
Hier mal der Versuch, den langfristigen Zyklus in die entsprechenden vier Jahreszeiten (Phasen) einzuteilen:
a.) Frühling (Zyklus-Beginn ca. 1949 ):
Die Wirtschaft erwacht nach Kriegsende. Die Stimmung wird optimistischer, aber man ist bei Kredit-Vergabe-/Aufnahme vorsichtig.
b.) Sommer ( Zyklus-Beginn ca. 1966 )
Die Kreditvergabe wird stärker, Inflation setzt ein, Rohstoffe werden knapp (Ölkrise), daher kommt es oft zu Auseinandersetzunge um Ressourcen. Diese Phase endet nach einer Rezession (wie 1980-82).
c.) Herbst ( Beginn im aktuellen Zyklus ca. 1980-82 ):
Das ist eine angenehme Zeit mit wenig Kriegen. Die Rohstoff-Knappheit ist vorerst überwunden , dafür steigen die Papier-Werte von Anleihen, Aktien, Immobilien, d.h. Asset-Inflation aber wenig Verbraucherpreis-Inflation. Globalisierung durch neue Technologien. Die Konsum- und Staats-Verschuldung erreicht ungeahnte Ausmasse . Das legt den Keim zum Niedergang.
d.) Winter (Kondratieff-Winter, Beginn im aktuellen Zyklus 2000 ):
Es ist Zeit für den Schulden-Abbau. Mit einem Börsencrash beginnt nun die Zeit der Deflation.
Für mich hat somit der Kondratjieff-Winter eigentlich bereits nach dem Börsen-Crash im Jahre 2000 begonnen. Eine Vermögensvernichtung von 12 Billionen US-Dollar hatte eine vergleichsweise milde Rezession zur Folge, ein System, welches sich bereits im Absturz befand, was sich auch in Grosspleiten wie Enron oder Worldcom wiederspiegelte, wurde mit Niedrigstzinsen (USA 1%, Euroraum 2%) und Krieg (Irak) wieder aus der eigentlich unvermeidlich deflationären Situation herausinflationiert.
Wir stehen seit dem Beinahe-Kollaps des Finanzsystems in 2008 vor einer vergleichsweise noch schwierigeren Situation, aber man sollte eben nicht unterschätzen, dass die in der Herbstphase des Kondratjieff-Zyklus entstandene Bürokratie- und Anspruchsgesellschaft keinen Meter Boden gegenüber einem unvermeidlich deflationären Szenatio preisgeben will.
Stellvertretend dafür hier die Denke von Alan Greenspan, welche sein Nachfolger teilt:
"Ich wäre gern Vorsitzender der amerikanischen Notenbank, wenn der Kondratjieff-Winter kommt", wünschte sich Alan Greenspan in der Börsenhausse der 60er-Jahre. "Ich denke, ich könnte ihn außer Kraft setzen, indem ich die Zinsen senke und genug Geld drucke."
Zurzeit treiben wir mal wieder daher den Teufel mit dem Beelzebub aus und rechtfertigen dies mit der kurzfristigen Stabilisierung des Finanzsystems, denn das größte Übel an der Deflation ist, dass Schulden in Kaufkraft gerechnet de facto steigen. Der Ökonom und Yale-Professor Irving Fisher (ja, genau der) hatte seinerzeit (nach dem Crash von 1929) ermittelt, dass das, was für einen überschuldeten Haushalt oder ein überschuldetes Unternehmen die angemessene Strategie ist, ist für die Volkswirtschaft insgesamt jedoch schädlich. Geht die Gesamtnachfrage zurück, sinken die Preise immer stärker und die realen Kosten des Schuldendienstes erhöhen sich. Das erschwert nicht nur die Rückzahlung, sondern verstärkt auch den Druck, die Schulden noch weiter abzubauen. Ein Teufelskreis.
Genau, die Deflationsspirale ist ein Teufelskeis. Möglicherweise zwar ein ganz natürlicher Zyklus, wie Kondratjieff aufzeigte, aber unsere heutigen Politiker und Notenbänker, welche ja auch allesamt wiedergewählt werden möchten und daher den Sheeple das Blaue vom Himmel versprechen, wollen den unhaltbaren Traum von ewigem Wohlstand und ewigem Wachstum ja soweit wie möglich in die Zukunft verlängern. Politiker und Notenbänker haben dafür zu sorgen, dass eine Gesellschaft in ihrer Gesamtheit möglichst schmerzfrei bleibt, so könnte man meinen.
Man sollte die Kräfte dieser Parteien, welche an den Schaltstellen der Systeme sitzen, von daher was die zeitlichen Abläufe angeht eben nicht unterschätzen.
Denn wir dürfen folgende Fakten bezgl. einer Deflation und deren zuverlässige und unbarmherzig monetären Gesetze nicht aus den Augen verlieren.
Eine Deflation bedeutet:
Vernichtung von Produktionskapazitäten / Überkapazitäten
Vernichtung von unrentablen Arbeitsplätzen
Beseitigung von uneinbringlichen Forderungen bzw. faulen Schulden (Abschreibungen, Wertberichtigungen, Bankenpleiten)
Reduktion von Geldbeständen (evtl. Währungsreform und Währungsschnitt)
Ich hatte bereits vor geraumer Zeit von einem deflationären Bereinigungsprozess und einer damit einhergehenden recht gewaltsamen Heilung geschrieben. Hier höchstselbst in diesem Thread hieß es seinerzeit darauf, dass wäre den Menschen aber nun wirklich nicht zuzumuten.
Aber das Schicksal der Natur in seinem Lauf, das hält weder ein Trichet noch ein Bernanke auf.
Mittlerweise schaffen erstaunlicherweise selbst die Chef-Redakteure (hier Hr.Kaden/MM) konservativer Mainstream-Medien den Sprung:
„Notenbanker wie Politiker sollten ihren Bürgern klarmachen, dass es nach dem Fast-Zusammenbruch keine schnelle Rückkehr zu alter Wachstumsherrlichkeit geben wird. Dass die Volkswirtschaften nur langsam aus dem tiefen Tal herausfinden können, wenn diese Erholung von Dauer sein soll. Dass neuerliches Doping mit Rekordsummen an Notenbankgeld und Staatsschulden nur in einem baldigen Crash enden wird. Schlimmer als je zuvor.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Sollte sich die von Leo A. Nefiodow empirisch festgestellte Dauer der langwelligen Konjunkturzyklen auch im Fall der durch die Informationstechnik angetriebenen 5. Kondratieffzyklus bestätigen, wäre mit einem neuen, starken und langandauerndem Wirtschaftsaufschwung erst wieder nach dem Jahr 2015 zu rechnen.
Bubbles are normal and non-bubble times are depressions!