Der Lemming - das unbekannte Wesen V

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Der Lemming - das unbekannte Wesen V JoBar

Der Lemming - das unbekannte Wesen V

 
#1
30.04.2002

F O N D S  - Ein dreister Griff in die Tasche (3)

Von Jonas Hetzer und Dietmar Palan

2. Der Herdentrieb


Kaum ein Geschäftsmodell klingt ähnlich einfach und bestechend wie das der Fondsindustrie: Eine handverlesene Zahl erfahrener Experten sucht nach Erfolg versprechenden Unternehmen, verteilt anschließend die Kundengelder auf die unterschiedlichsten Branchen oder Länder und sorgt auf diese Weise dafür, dass der Anleger hohe Gewinne mit niedrigem Risiko einfährt.

Kaum ein anderes Geschäftsmodell war in den vergangenen Jahren allerdings weiter von der Realität entfernt. Es scheint, als habe seit Ende der 90er Jahre das Gesetz der Herde das eherne Prinzip der Risikostreuung abgelöst.

"Viele Fondsmanager nahmen einfach nur jene Werte ins Portfolio, die auch die Mehrzahl ihrer Kollegen gekauft hatte", sagt der ehemalige Mitarbeiter der US-Investmentgesellschaft Fidelity, Bruno Wagner (siehe "Interview: Die Flops der Fondsbranche").

Eine Studie der Bundesbank verweist das angeblich so umfangreiche Aktienresearch der Fondsmanager ins Reich der Legenden: Berufskollegen gehören demnach zu den wichtigsten Informationsquellen vieler Wertpapierprofis.

Tatsächlich dominierten Anfang 2000 Papiere von nur vier Unternehmen mehr als die Hälfte aller europäischen Aktienfonds. Es waren die Aktien der skandinavischen Telekom-Ausrüster Nokia und Ericsson, der Deutschen Telekom und des britischen Telekom-Dienstleisters Vodafone.

Welches Risiko die Fondsmanager mit ihrer kollektiven Wette eingegangen waren, erkannten die meisten Anleger erst, als die Notierungen ihrer Zertifikate ins Rutschen geraten waren: Bis Ende Februar sank der Börsenwert der vier Schwergewichte um 800 Milliarden Euro. Mit dem Absturz schmolz auch das Vermögen der Fonds.

Das Massenverhalten der Investmentprofis steht durchaus im Einklang mit der Produktpolitik der meisten Anbieter. Seit Jahren drücken die Gesellschaften verschiedene Branchen- und Themenfonds mit nahezu identischen Anlageschwerpunkten in den Markt.

Allein im Jahr 2000 starteten 60 Technologie- sowie 44 Biotech- und Pharmafonds. Auf diese Weise pumpten die Investmenthäuser immer neue Milliardensummen in ohnehin überbewertete Unternehmen.

Der Boom der Internet-, Telekom- und Biotech-Produkte zeigt, wie gering die Bereitschaft der Investmentindustrie ist, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Schon während der Boomphase der Schwellenländer Osteuropas, Asiens und Lateinamerikas Mitte der 90er Jahre kreierten die Marketingkünstler der Branche zahlreiche Spezialzertifikate. Fonds, die kurz darauf von der Asienkrise in die Tiefe gerissen wurden und die sich von ihrem Absturz bis heute nicht richtig erholt haben.

Lektion 2: Werden Sie misstrauisch, wenn plötzlich alle Fondsmanager in Anlegermagazinen und Finanzblättern die gleichen Aktien empfehlen. Vergessen Sie Branchen- und Themenfonds. Diese Spezialzertifikate sind nur für Profis geeignet. Vielfach kommen diese Produkte erst dann auf den Markt, wenn die Kurse bereits stark gestiegen sind und das Verlustrisiko unverhältnismäßig hoch ist.


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