Wall Street geht mit kräftigen Verlusten ins Wochenende
Höhenflug beim Ölpreis, Talfahrt an der Börse: Der Preis für ein Barrel US-Öl hat am Freitag in New York erstmals die Marke von 139 Dollar durchbrochen. Die Börse reagierte stark verunsichert auf den neuen Preisrekord. Die wichtigsten Indices an der Wall Street gaben jeweils rund drei Prozent nach.
HB NEW YORK. Die New Yorker Aktienmärkte haben am Freitag kräftig verloren. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Handelsschluss mit einem Minus von 3,2 Prozent bei 12 201 Punkten - der stärkste Tagesverlust seit Februar 2007. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 3,11 Prozent auf 1 360 Punkte. Der Index der Technologiebörse Nasadq gab 2,96 Prozent auf 2 474 Punkte nach.
Im Wochenverlauf verlor der Dow 3,5 Prozent, der S&P-500 2,6 Prozent und der Nasdaq 1,9 Prozent.
Analysten führten den Verlust an der Börse auf die Furcht vor einem weiteren Nachgeben der US-Binnennachfrage infolge der hohen Energiepreise zurück. Der Anstieg des Ölpreises wurde mit der anhaltenden Schwäche des Dollars erklärt.
Der US-Dollar verlor derweil gegenüber dem Euro weiter an Wert: In New York wurde der Euro am Freitagmittag (Ortszeit) mit 1,5730 Dollar notiert, deutlich mehr als am Vortag mit 1,5590 Dollar.
Die US-Regierung hatte außerdem vor Börseneröffnung bekanntgegeben, dass die Arbeitslosenquote im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als dreieinhalb Jahren gestiegen war. Die Arbeitslosenquote kletterte überraschend von 5,0 auf 5,5 Prozent. Volkswirte hatten lediglich mit 5,1 Prozent gerechnet. Gleichzeitig baute die US-Wirtschaft den fünften Monat in Folge Stellen ab.
Jetzt sind Bernanke die Hände gebunden "Die größte Enttäuschung ist die Arbeitslosenquote, weil US-Notenbankchef Ben Bernanke nun die Hände gebunden sind", sagte Analyst Dave Rovelli von Canaccord Adams in New York. "Wenn Bernanke jetzt zur Bekämpfung der Inflation die Zinsen anhebt, dann schwächt er die Wirtschaft erst recht ab. Aber wenn er es nicht tut, wird der Dollar zu schwach und darum geht auch der Ölpreis durch die Decke."
Der Ölpreis erreichte am Freitag in Reaktion auf den Kursrutsch des Dollar ein neues Rekordhoch von über 139 Dollar. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich zeitweise um mehr als elf Dollar auf bis zu 139,12 Dollar. Damit hat sich der Ölpreis innerhalb von zwei Tagen um mehr als 16 Dollar erhöht. Das in Europa führende Nordseeöl der Sorte Brent kostete zum Wochenschluss 137,58 Dollar und damit knapp acht Prozent mehr als noch am Vortag.
Analysten der US-Bank Morgan Stanley halten einen weiteren Anstieg des Ölpreises auf 150 Dollar noch im Juli für möglich, wenn in den USA die Feriensaison beginnt. Dies drückte vor allem die Aktien von Fluggesellschaften. Die Papiere der United-Airlines-Mutter UAL fielen um mehr als 14 Prozent.
Auch Finanzwerte rutschten ins Minus. Die Aktien des Versicherers American International Group (AIG) sanken 6,81 Prozent in den Keller. Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, der Konzern habe bestimmte Versicherungsposten gegen den Ausfall von Krediten (credit default swaps) überbewertet und damit eine Untersuchung der US-Behörden ins Rollen gebracht.
Papiere der Bank JPMorgan Chase verloren 4,77 Prozent. Bei den Technologieunternehmen hatten vor allem IBM und Microsoft Verluste zu beklagen. IBM-Papiere sanken um 2,75 Prozent, Microsoft-Titel um 2,86 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe führte der Mischkonzern General Electric mit Verlusten von 3,35 Prozent die Reihe der Verlierer an, der niedrigste Kurs des Unternehmens seit vier Jahren.
Gegen den Trend kletterten die Aktien von National Semiconductor um 4,77 Prozent. Der Chipausrüster übertraf trotz eines Gewinnrückgangs die Erwartungen der Analysten und berichtete zudem am Donnerstag nachbörslich von einem kräftigen Anstieg bei den Aufträgen.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,48 Milliarden Aktien den Besitzer. 559 Werte legten zu, 2578 gaben nach und 67 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,19 Milliarden Aktien 530 im Plus, 2320 im Minus und 108 unverändert.
Quelle: Handelsblatt.com
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LG Pantani