Conergy zwischen zwei Extremen
[21:19, 19.12.10]
Der Machtkampf bei dem Hamburger Solarunternehmen steht vor der Entscheidung. Siegen werden entweder aggressive Hedge-Fonds oder eine Gruppe, zu der Konzernmitgründer Ammer gehört. Das letzte Wort hat eine Hauptversammlung.
Die Zukunft des Solarkonzerns Conergy entscheidet sich in den kommenden Monaten zwischen zwei Extremvarianten. Nach einem Gläubigerbeschluss vom Freitagabend werden die Schulden des Hamburger Unternehmens zwar so deutlich reduziert, dass eine Insolvenz für die absehbare Zukunft ausgeschlossen ist.
Allerdings ist unsicher, wer künftig die Aktienmehrheit stellen wird: Aggressive angelsächsische Hedge-Fonds oder eine Gruppe um die teilstaatliche Commerzbank sowie die Familienunternehmer Thomas und Andreas Strüngmann und den Konzernmitgründer Dieter Ammer. Der Fall ist die aktuell größte laufende finanzielle Sanierung eines deutschen Konzerns.
Conergy wird seine Aktionäre über einen drastischen Kapitalschnitt um sieben Achtel teilenteignen: Dazu soll auf einer Hauptversammlung, die spätestens im Februar stattfinden soll, das Grundkapital von heute 400 Mio. Euro auf nur noch 50 Mio. Euro herabgesetzt werden. Anschließend soll das Kapital um 188 Mio. Euro erhöht werden. Conergy war in den vergangenen Jahren durch eine ungestüme und miserabel gemanagte Expansion in Schieflage geraten.
Um exakt diese Summe werden die Schulden von derzeit noch 323 Mio. Euro auf dann 135 Mio. Euro sinken. Mit dieser Belastung kann der Entwickler von Solarprojekten leben. Conergy setzte in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 665 Mio. Euro um und reduzierte seinen Nachsteuerverlust deutlich auf 5 Mio. Euro.
Entscheidend für die Machtverhältnisse unter den Eigentümern ist, wer die neuen Aktien kauft. Üben sämtliche Altaktionäre ihr Bezugsrecht aus, bleibt die Eigentumsstruktur unangetastet. Derzeit hält die Commerzbank 29 Prozent, die Brüder Strüngmann über ihre Athos Service GmbH knapp 15 Prozent und Ammer knapp 3,8 Prozent. Der Rest, gut 50 Prozent, liegt bei Kleinaktionären.
Je weniger Altaktionäre neue Papiere kaufen, desto stärker wird der Einfluss der Hedge-Fonds. Vor allem die beiden Anbieter York und Sothic haben zuletzt massiv Kredite aufgekauft. Sie haben sich verpflichtet, jede Lücke zu den geplanten 188 Mio. Euro zu schließen. Dies soll durch Umtausch ihrer Schulden in Aktien passieren. Nehmen weder die Großaktionäre noch die Kleinanleger ihr Bezugsrecht war, wandeln die Hedge-Fonds Schulden im Wert von 188 Mio. Euro in Aktien um. Die Hedge-Fonds würden damit einen Anteil am Gesamtkonzern von rund 68 Prozent halten.
Kaufen dagegen alle Altaktionäre die neuen Aktien, bekommen die Hedge-Fonds gar keine Anteile. Allerdings machen sie dann mit ihren Schulden einen guten Schnitt: Die Kapitalerhöhung fließt in deren Tilgung zum Nominalwert. Die Fonds hatten die Schulden allerdings zu zum Teil deutlichen Abschlägen den Banken abgekauft, denen ihr Engagement zu riskant geworden war - zuletzt etwa dem Vernehmen nach der Postbank.
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