für Interessierte
Commerzbank - Börsencompass: 17. August 2011
17.08.2011 - Disclaimer: Der nachfolgende Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
Konjunktur / Rentenmärkte
Die Produktion in Deutschland ist im zweiten Quartal nur um 0,1% ggü. dem Vorquartal angestiegen. Als Reaktion auf diese Enttäuschung legten die Bundesanleihen zunächst wieder zu, während die Aktienkurse parallel dazu nachgaben. Im Tagesverlauf wurden aber auch positive Konjunkturdaten gemeldet, so dass sich am Ende die Kursänderungen in engen Grenzen hielten. Die schwachen BIP-Daten aus Deutschland dürften zwei Gründe haben: Durch den milden Winter war die Bauaktivität schon im ersten Quartal hoch, so dass der Impuls von dieser Seite im zweiten Quartal geringer als üblich war. Recht kräftig stiegen die Importe an, offenbar auch weil die Unternehmen verstärkt Lagerinvestitionen vorgenommen haben. Die Wachstumszahlen für den gesamten Euroraum entsprachen mit +0,2% ggü. Vorquartal den Erwartungen – die kontraktiven Folgen der staatlichen Sparmaßnahmen waren keine Überraschung. Aus den USA hielten sich die Wohnungsbaubeginne knapp auf dem Niveau des Vormonats. Dies ist ein positives Signal, denn im Juni hatten sie kräftig um gut 10% zugelegt. Positiv waren auch die Daten zur US-Industrieproduktion. Für den Anstieg um 0,9% ggü. dem Vormonat war maßgeblich ein kräftiger Produktionssprung von 5,2% beim Autobau maßgeblich. Heute dürften die von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy vorgestellten Pläne für eine stärkere wirtschaftspolitische Integration am Markt bewertet werden. Die vorgeschlagene Finanztransaktionssteuer dürfte für Unsicherheit sorgen.
Aktienmärkte
Die europäischen Börsen tendierten am Dienstag schwächer; allerdings erholten sie sich im Handelsverlauf zum Teil deutlich von ihren Tiefständen. Während enttäuschende BIP-Daten aus Deutschland am Morgen zunächst für Kursdruck sorgten, führten besser als erwartete US-Makrodaten (Industrieproduktion) und die Bestätigung der Bonitäts-Bestnote für die USA durch die Ratingagentur Fitch wieder zu steigenden Kursen. In diesem Umfeld büßte der Dax 0,5% ein. Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Aktie der Deutschen Börse (-3,4%); auch andere Finanztitel verloren überdurchschnittlich (Commerzbank: -1,9%). In Erwartung einer sich abschwächenden Wirtschaft standen v.a. konjunkturzyklische Titel wie MAN (-3,2%), ThyssenKrupp (-2,6%) oder Infineon (-2,2%) unter Druck. Die Notierung von VW (+0,4%) profitierte dagegen von guten Absatzzahlen. Nach Vorlage von Quartalszahlen verloren Deutsche Wohnen 3,2% und Hamburger Hafen 6,9%. Auf europäischer Sektorebene rangierte die Branche Nahrungsmittel & Getränke mit einem Plus von 0,9% ganz oben in der Performancerangliste. Immobilien- und Versorgertitel büßten im Schnitt als Tagesverlierer rd. 2% bzw. 1,4% ein. Die US-Börsen gaben ebenfalls nach. Positiv stachen US-Einzelhändler hervor. Nach guten Zahlen und der Anhebung der Prognosen stiegen die Notierungen von Home Depot und Wal-Mart um 5,2% bzw. 3,9%. Auf Sektorebene erzielten einzig die Verbrauchsgüter Gewinne (+0,1%). Energie- und Finanzwerte verloren im Schnitt 1,7% bzw. 1,9%. Die asiatischen Börsen tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 sank um 0,6%. Für Enttäuschung sorgte v.a. die Ablehnung von Eurobonds durch Deutschland und Frankreich.
Topthema des Tages
Der lange Schatten der Schuldenkrise
Im Euroraum hat sich das reale BIP-Wachstum im 2. Quartal auf bescheidene +0,2% Q/Q verlangsamt; gegenüber dem Vorjahr lag der Zuwachs nur noch bei +1,7% (nach +2,5% im 1. Quartal). Nach dem von Sondereffekten (günstige Witterung, Nachholeffekte) begünstigten 1. Quartal war zwar eine merkliche Beruhigung zu erwarten, doch nicht in diesem Ausmaß. Schmerzlich fällt auf, dass die Abschwächung auch die in den Vorquartalen lebhaft expandierenden Kernländer erfasst hat. In Frankreich stagnierte das BIP, in Deutschland und den Niederlanden gab es lediglich ein Plus von 0,1% Q/Q. Exakte Angaben zu den einzelnen Verwendungskomponenten fehlen zwar bei diesen Vorabdaten, doch teilte das Statistische Bundesamt mit, in Deutschland habe die Investitionstätigkeit einen wesentlichen Wachstumsbeitrag geliefert, die Exporte seien gestiegen, doch sei angesichts dynamischer Importe der Wachstumsbeitrag des Außenhandels negativ; kein Impuls sei vom privaten Konsum gekommen. Dies deutet darauf hin, dass hier wie andernorts die immer weitere Kreise ziehende EU-Staatsschuldenkrise und die potenziellen Belastungen daraus zu erheblicher Verunsicherung führen und die Ausgabenfreude im Keim ersticken. Auch taucht die Frage auf, wie es bei schwindenden Wachstumskräften um die Fähigkeit und Bereitschaft der bonitätsstarken Länder, den Krisenländern zu helfen, bestellt ist. Wie auch immer: Die Schuldenkrise bleibt für den Euroraum ein erhebliches Risiko. Falls sie eskaliert, wäre unsere von 2,0 auf 1,8 (Euroland) bzw. 3,5 auf 3% abgesenkte BIP-Prognose (Deutschland) zu optimistisch; sie geht von einer nur moderaten Belebung aus.
Konjunktur / Rentenmärkte
Die Produktion in Deutschland ist im zweiten Quartal nur um 0,1% ggü. dem Vorquartal angestiegen. Als Reaktion auf diese Enttäuschung legten die Bundesanleihen zunächst wieder zu, während die Aktienkurse parallel dazu nachgaben. Im Tagesverlauf wurden aber auch positive Konjunkturdaten gemeldet, so dass sich am Ende die Kursänderungen in engen Grenzen hielten. Die schwachen BIP-Daten aus Deutschland dürften zwei Gründe haben: Durch den milden Winter war die Bauaktivität schon im ersten Quartal hoch, so dass der Impuls von dieser Seite im zweiten Quartal geringer als üblich war. Recht kräftig stiegen die Importe an, offenbar auch weil die Unternehmen verstärkt Lagerinvestitionen vorgenommen haben. Die Wachstumszahlen für den gesamten Euroraum entsprachen mit +0,2% ggü. Vorquartal den Erwartungen – die kontraktiven Folgen der staatlichen Sparmaßnahmen waren keine Überraschung. Aus den USA hielten sich die Wohnungsbaubeginne knapp auf dem Niveau des Vormonats. Dies ist ein positives Signal, denn im Juni hatten sie kräftig um gut 10% zugelegt. Positiv waren auch die Daten zur US-Industrieproduktion. Für den Anstieg um 0,9% ggü. dem Vormonat war maßgeblich ein kräftiger Produktionssprung von 5,2% beim Autobau maßgeblich. Heute dürften die von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy vorgestellten Pläne für eine stärkere wirtschaftspolitische Integration am Markt bewertet werden. Die vorgeschlagene Finanztransaktionssteuer dürfte für Unsicherheit sorgen.
Aktienmärkte
Die europäischen Börsen tendierten am Dienstag schwächer; allerdings erholten sie sich im Handelsverlauf zum Teil deutlich von ihren Tiefständen. Während enttäuschende BIP-Daten aus Deutschland am Morgen zunächst für Kursdruck sorgten, führten besser als erwartete US-Makrodaten (Industrieproduktion) und die Bestätigung der Bonitäts-Bestnote für die USA durch die Ratingagentur Fitch wieder zu steigenden Kursen. In diesem Umfeld büßte der Dax 0,5% ein. Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Aktie der Deutschen Börse (-3,4%); auch andere Finanztitel verloren überdurchschnittlich (Commerzbank: -1,9%). In Erwartung einer sich abschwächenden Wirtschaft standen v.a. konjunkturzyklische Titel wie MAN (-3,2%), ThyssenKrupp (-2,6%) oder Infineon (-2,2%) unter Druck. Die Notierung von VW (+0,4%) profitierte dagegen von guten Absatzzahlen. Nach Vorlage von Quartalszahlen verloren Deutsche Wohnen 3,2% und Hamburger Hafen 6,9%. Auf europäischer Sektorebene rangierte die Branche Nahrungsmittel & Getränke mit einem Plus von 0,9% ganz oben in der Performancerangliste. Immobilien- und Versorgertitel büßten im Schnitt als Tagesverlierer rd. 2% bzw. 1,4% ein. Die US-Börsen gaben ebenfalls nach. Positiv stachen US-Einzelhändler hervor. Nach guten Zahlen und der Anhebung der Prognosen stiegen die Notierungen von Home Depot und Wal-Mart um 5,2% bzw. 3,9%. Auf Sektorebene erzielten einzig die Verbrauchsgüter Gewinne (+0,1%). Energie- und Finanzwerte verloren im Schnitt 1,7% bzw. 1,9%. Die asiatischen Börsen tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 sank um 0,6%. Für Enttäuschung sorgte v.a. die Ablehnung von Eurobonds durch Deutschland und Frankreich.
Topthema des Tages
Der lange Schatten der Schuldenkrise
Im Euroraum hat sich das reale BIP-Wachstum im 2. Quartal auf bescheidene +0,2% Q/Q verlangsamt; gegenüber dem Vorjahr lag der Zuwachs nur noch bei +1,7% (nach +2,5% im 1. Quartal). Nach dem von Sondereffekten (günstige Witterung, Nachholeffekte) begünstigten 1. Quartal war zwar eine merkliche Beruhigung zu erwarten, doch nicht in diesem Ausmaß. Schmerzlich fällt auf, dass die Abschwächung auch die in den Vorquartalen lebhaft expandierenden Kernländer erfasst hat. In Frankreich stagnierte das BIP, in Deutschland und den Niederlanden gab es lediglich ein Plus von 0,1% Q/Q. Exakte Angaben zu den einzelnen Verwendungskomponenten fehlen zwar bei diesen Vorabdaten, doch teilte das Statistische Bundesamt mit, in Deutschland habe die Investitionstätigkeit einen wesentlichen Wachstumsbeitrag geliefert, die Exporte seien gestiegen, doch sei angesichts dynamischer Importe der Wachstumsbeitrag des Außenhandels negativ; kein Impuls sei vom privaten Konsum gekommen. Dies deutet darauf hin, dass hier wie andernorts die immer weitere Kreise ziehende EU-Staatsschuldenkrise und die potenziellen Belastungen daraus zu erheblicher Verunsicherung führen und die Ausgabenfreude im Keim ersticken. Auch taucht die Frage auf, wie es bei schwindenden Wachstumskräften um die Fähigkeit und Bereitschaft der bonitätsstarken Länder, den Krisenländern zu helfen, bestellt ist. Wie auch immer: Die Schuldenkrise bleibt für den Euroraum ein erhebliches Risiko. Falls sie eskaliert, wäre unsere von 2,0 auf 1,8 (Euroland) bzw. 3,5 auf 3% abgesenkte BIP-Prognose (Deutschland) zu optimistisch; sie geht von einer nur moderaten Belebung aus.