Lehman und AIG brechen ein
Die US-Börsen zeigen sich am Montagmittag (Ortszeit)
weiterhin sehr schwach. Erwartungsgemäß belastet das Bündel schlechter
Nachrichten aus dem Finanzbereich auf die Stimmung an Wall Street gelegt. Der
Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) fällt gegen 19.23 Uhr MESZ um 2,2%
bzw 248 Punkte auf 11.173. Der S&P-500 gibt 2,0% bzw 25 Zähler auf 1.237 nach
und der Nasdaq-Composite sinkt um 1,4% oder 32 Punkte auf 2.229. Hauptthemen
sind der Antrag von Lehman Brothers auf Gläubigerschutz nach Chapter 11, die
Notübernahme von Merrill Lynch durch die Bank of America sowie der Kapitalbedarf
der American International Group (AIG).
"Mit der Insolvenz von Lehman Brothers ist ein Horrorszenario Wirklichkeit
geworden", sagt ein Kreditanalyst. Trotz der Hinweise in der vergangenen Woche
hätten die meisten Investoren nicht wahrhaben wollen, dass die US-Notenbank
respektive das US-Finanzministerium das Institut tatsächlich in die Insolvenz
gehen ließen, so Stimmen aus dem Handel. Daneben laste auch der bekannt
gewordene Kapitalbedarf des weltgrößten Versicherers AIG auf der Stimmung.
Lehman brechen um 93,7% auf 0,23 USD ein, nachdem sowohl Barclays als auch die
Bank of America von einem Einstieg bei der Investmentbank abgesehen haben, da
die US-Regierung nicht mehr zu Hilfszugeständnissen bereit ist. Dagegen ist
Merrill Lynch außer Gefahr: Die Bank of America will das Institut für 50 Mrd
oder 29 USD je Aktie kaufen, was einer Prämie von 71% gegenüber dem Schluss vom
Freitag, aber nur einem Drittel des 52-Wochen-Hochs entspricht. Merrill klettern
um 18,3% auf 20,07 USD. Bank of America sinken um 17%.
Größter Verlierer im Dow Jones sind derzeit AIG, die 45% einbüßen. Dem
Versicherer droht einem Bericht der "New York Times" zufolge das Aus. Hier
belastet die Sorge, ausreichend Kapital aufnehmen zu können, nachdem S&P am
Freitag angedeutet hat, das Rating zu senken. Dies würde die Kapitalaufnahme
erheblich teurer machen. An dem Kurssturz können bislang auch die Äußerungen des
Governors von New York, David Paterson, nichts ändern. Paterson erteilte AIG am
Montag die Erlaubnis, sich bis zu 20 Mrd USD Kapital bei ihren
Tochterunternehmen zu beschaffen. Auch über Washington Mutual, die um 14,2% auf
2,34 USD sinken, gibt es allerlei Bedenken. Das Institut ist ebenfalls stark in
riskante Kredite verstrickt.
Die Konjunkturdaten des Montags gingen im Trubel um die Finanzkrise beinahe
gänzlich unter. Dabei verfehlten sowohl die Daten zur Industrieproduktion im
August als auch der Empire State Manufacturing Index die Erwartungen der
Ökonomen.
DJG/DJN/eyh