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Commerce One: "Das Marktplatz-Sterben ist noch nicht vorbei


 
CeBIT-Interview mit Klaus Blaschke, Vice President Marketplace Division bei Commerce One
 
Der einstige Börsenliebling Commerce One hat im vergangenen Quartal einige Nackenschläge weg stecken müssen. Über Gründe und Hintergründe sprach wallstreet:online auf der CeBit mit Klaus Blaschke, zuständig für die Marktplatz-Sparte von Commerce One.

wallstreet:online: Herr Blaschke, das vierte Quartal ist für Commerce One nicht sehr erfreulich verlaufen. Der Umsatz ist von rund 190 auf knapp 60 Mio. Dollar gefallen und das Ergebnis war auch schwächer als erwartet. Wo sehen Sie die Gründe für diese Negativ-Entwicklung?

Blaschke: Die gesamtwirtschaftliche Situation spielte auch eine Rolle, aber es ist auch kein Geheimnis mehr, dass die enge Partnerschaft mit SAP nicht mehr ganz so eng ist. Wenn eine Organisation unserer Größe sich sehr stark auf eine solche Partnerschaft ausrichtet, können sie sich nicht von einer Minute zur anderen so einfach frei schwimmen und das Geschäft wieder so selbstständig machen, wie sie es vor einer so engen Partnerschaft getan haben.

wallstreet:online: Reden wir über das, was noch kommen soll. Wie sind denn die Prognosen für Commerce One?

Blaschke: Was wir auf unser Geschäft bezogen feststellen können ist, dass es eine zunehmende Anzahl von Projekten in unserem Kerngeschäftsbereich gibt, die es vor einem halben Jahr so noch nicht gegeben hat. Dafür gibt es zwei Gründe: Das hat einerseits zu tun mit dem Freischwimmen und der zweite Grund ist ganz einfach, dass große Projekte oder komplexe Beschaffungsvorgänge in den Unternehmen einen Vorlauf haben und das ist in der Regel ein Jahresbudgetplan. Das heißt, wir sehen jetzt ein Thema, wo wir schon nicht mehr das wirkliche Wachstum gesehen haben. Das heißt, in Deutschland greift jetzt erst das ganz klassische Procurement-Geschäft. Das hat nichts mit der gesamtwirtschaftlichen Situation zu tun, das ist eher ein gewisser Reifeprozess im Markt.

wallstreet:online: Wie sieht für Sie die Konkurrenzsituation derzeit aus? Sehen Sie zum Beispiel Ariba als Konkurrenten?

Blaschke: Weltweit und in den USA ist Ariba sicherlich ein Wettbewerber und wenn Analysten Unternehmen in dem Umfeld vergleichen, schauen sie natürlich auf Commerce One und Ariba, das sind die zwei Shooting-Stars in diesem Bereich. Aber real in Europa und besonders hier in Deutschland, wüsste ich kein Projekt, in dem wir in Konkurrenz zu Ariba stünden. Abgesehen von Ariba sind wir hier im SAP-Land, da gibt es eine Bestandslandschaft von SAP-Kunden, die nicht unerheblich ist, und da ist ganz klar eine Wettbewerbssituation gegeben.

wallstreet:online: Es gibt ja das Stichwort vom „Marktplatzsterben“. Wie sehen Sie die Situation und die Gründe?

Blaschke: Ich glaube, das Marktplatzsterben ist noch nicht vorbei, da werden noch viele verschwinden. Wir haben eigentlich kein Geschäft mit Marktplätzen in typischen Dotcom-Umgebungen gemacht, sodass uns da nur im unteren einstelligen Bereich etwas entgangen ist. Wir haben uns eher auf konsortialgeführte Marktplätze konzentriert, hinter denen große Industrie-Konzerne stehen und von denen ist kein einziger gefährdet.

Nach vorne gerichtet: Die Entwicklung solcher komplexer Systeme dauert einfach länger als gedacht, aber das haben wir von unseren Partnern gehört, aber keiner von denen sieht sich in irgendeiner kritischen Umgebung. Im Gegenteil, die sagen, die Wachstumszahlen in dem Umfeld sind jetzt da, wo sie vor einem Jahr hätten sein sollen. Das heißt aber, sie wachsen in ihrem Geschäftsfeld deutlich über dem, was eigentlich im IT-Markt ansonsten passiert. Es hat etwas länger gedauert, die Prozesse anzupassen und das Geschäft anzuschieben, aber die, die da sind, die funktionieren.

wallstreet:online: Sie haben die Situation in Deutschland angesprochen und das hört sich an, als wäre man hierzulande etwas zurück in der Entwicklung.

Blaschke: Im europäischen Kontext gesehen glaube ich nicht, dass Deutschland etwa hinter Frankreich oder Großbritannien zurück ist. Das ist eher im Vergleich zu den USA so. Dort hat das ganze sehr viel früher eingesetzt und sich nach oben entwickelt. Da sind natürlich auch sehr viel höhere Ausfallraten entstanden als hier. Wir sind jetzt mit den Erfahrungen in Europa sehr viel vorsichtiger geworden und gehen jetzt mit sehr realistischen Erwartungen auch an das Thema „Source to Pay“ heran. Bis dieser Markt in der Breite in den deutschen Unternehmen greift, muss man davon ausgehen, dass es bis zu einer gewissen Reife noch rund zwei Jahre dauern wird. Bis eine starke Wachstumsphase eintritt, sind es wohl noch zwölf bis achtzehn Monate.

Vor einem Jahr waren wir da vielleicht zu euphorisch, wir haben einfach von den Verkaufszahlen auf den Erfolg geschlossen. Natürlich haben wir das Produkt verkauft, aber der Markt hat es einfach nie absorbiert. Da gab es Geschäftsmodelle, die basierten auf einem ROI (Return on Investment) nach einem Jahr, oder sie sind tot. Und davon hat es ja nun reichlich gegeben. Wer da mit einer Kapitalausstattung im zweistelligen Millionenbereich heran gegangen ist, der ist noch da.

wallstreet:online: Das „New-Economy“-Gefühl ist also einem stärkeren Realitätssinn gewichen?

Blaschke: Wir sind natürlich auch früher nicht nur euphorisch herum gelaufen und haben die Realität nicht mehr gesehen. Wir hatten zum Beispiel in der Beziehung zu SAP immer einen Check, bei dem wir sehen konnten, wie wir die Verbindungen zu gewachsenen Strukturen herstellen müssen. Dadurch haben wir auch gesehen, dass wir beispielsweise viel komplexere Leistungen einbringen mussten und haben uns unseren Realitätssinn bewahrt.

wallstreet:online: Könnten Sie noch einmal den Nutzen der Partnerschaft mit SeeBeyond erläutern?

Blaschke: Wir können nicht jede Schnittstelle und jede Adaption zu jeder Infrastruktur neu erfinden. Es ist für uns schon extrem aufwändig, für die nötigen Schnittstellen nur die Basisplattform bereitzustellen. Es gibt so unterschiedliche Plattformen zu externen Systemen, dass sich das quasi verselbstständigt hat. Das heißt, wir selbst waren da schon nicht mehr Herr des Themas. Ich habe zum Beispiel bei einer Darstellung unseres eigenen Marktplatzes CommerceOne.Net gesehen, dass ein relativ großer Teil der Teilnehmer über andere Middleware, also gar nicht über unser eigenes Werkzeug, angeschlossen waren. Auch wenn wir uns bemüht haben, so viele Zugänge wie möglich anzubieten, ist Commerce One immer Commerce One-spezifisch. Insofern ist SeeBeyond für uns ein wichtiger Partner im Bereich Integration. Vielleicht nicht der einzig mögliche, aber die Technologie scheint so gut zu sein, dass es Sinn für uns macht und vor allem für mögliche Teilnehmer an unseren Marktplätzen.

wallstreet:online: Mit welcher Zielsetzung sind Sie auf die CeBit gegangen, wie beurteilen Sie die Messe 2002?

Blaschke: Man spricht ja immer vom Stimmungsbarometer CeBit. Natürlich können Sie sich auf die zurück gegangenen Besucherzahlen konzentrieren, die vielleicht mit gewisser Verzögerung die wirtschaftliche Lage widerspiegeln. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Gespräche mit Kunden und Partnern gut laufen. Das Bild, das ich dort gewonnen habe, ist ein gutes Stück besser als das, was man in der Presse so mitbekommt. Auch wenn es zum Beispiel bei Partnern, die im Beratungsgeschäft sind, teilweise etwas zäh aussieht, sehen doch auch sie irgendwo Licht am Ende des Tunnels. Heute war es beispielsweise eher ein Tag, wie wir ihn aus den „guten alten Zeiten“ der CeBit kennen.




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