Warum stürzt der Kurs ab?
Im März war für 2021 noch die Prognose Umsatzwachstum 2% und REBIT Wachstum 4%. Unter REBIT versteht man, wenn ich das richtig wider gebe, das EBIT ohne Einmaleffekte, wie Sonderabschreibungen.
Tatsächlich hat man 2021 dann ein Umsatzwachstum von 5% und ein REBIT Wachstum von 4,xx % erreicht.
Also die Prognosen in beiden Bereichen geschlagen. Warum dann der Kursabsturz?
Der Markt ist mit dem Wachstum des REBIT nicht zufrieden. Wenn wir schon ein Umsatzwachstum von sogar 5% haben sagt der Markt, dann müsste das Wachstum des REBIT doch deutlich höher sein, da sich ja dann eigentlich Skaleneffekte einstellen müssten.
Tatsächlich haben die Zahlen in 2021 nicht stark skaliert. Darüber ist der Markt enttäuscht. Der Grund hierfür ist, dass ein großer Teil der Umsatzsteigerung auf den Trading Operations, also den Reseller Umsätzen beruht, wo man eingekaufte Software einfach an den Kunden weiter berechnet hat und insoweit hier keine hohen Margen erzielen konnte. Dass das Geschäftsmodell 2021 noch nicht skaliert hat liegt natürlich hauptsächlich an der Telemedizinsparte Maiia, wo man trotz Umsatzverdopplung wie im Vorjahr einen Verlust von über 10 Millionen einfuhr, da man eine breitere Kundenbasis schaffen möchte und insoweit hohe Marketingkosten hat.
Jetzt kommt noch die Analyse von Cheuvreux ins Spiel, die viel Aufmerksamkeit in Frankreich haben. Diese Analysten legen anscheinend bei ihren Analysen ganz plump immer die letzten Zahlen zu Grunde und machen dann ihre Hochrechnungen in die Folgejahre. Da Cegedim aus besagten Gründen trotz einer Umsatzsteigerung von 5% in 2021 nur ein Wachstum des REBIT von 4,xx % geschafft hat, sagen nun die Analysten dass Cegedim trotz Umsatzwachstum nicht stark skaliert. Sprich Cheuvreux hat nun seine Zahlen überarbeitet und sagt, dass trotz Umsatzwachstum auch in den zukünftigen Jahren das REBIT nur noch schwach wächst, also um die 4,xx%. Insoweit rechnet Cheuvreux zukünftig mit geringeren Eps, also einem geringeren Gewinn je Aktie und hat deshalb die Gewinnreihen herabgesetzt und die Kursziele nach unten angepasst. Hierbei unterstellt Cheuvreux aber, dass Maiia auch zukünftig Verluste von über 10 Millionen Euro macht.
Und genau dies ist absurd. Zumal Cegedim ja selbst davon ausgeht, dass man bei Maiia ab 2024 den breakeven schafft. Selbst wenn kaum Verbesserungen bei Maiia einteten sollten,dann fallen 2022 die Entwicklungskosten für externe Module weg und insoweit sollte Maiia 2022 allein schon deshalb einen geringeren Verlustbeitrag beisteuern, was automatisch zu einem höheren EBIT bzw. zu einem höheren REBIT Wachstum führt. Insoweitsollten die Analysen von Cheuvreux falsch sein, da sie den großen Hebel Maiia aufgrund der rückläufigen Verluste ab 2022 nicht in ihre Überlegungen einbezogen haben.
Der Markt hingegen verlässt sich auf die Analysen von Maiia und straft die Aktie ab, da ja das REBIT Wachstum aufgrund der Resellerumsätze enttäuscht hat. Auch da hinterfrägt Ceuvreux nicht die Ursache, sondern betrachtet die Zahlen nur wie eine Maschine, die künstliche Intelligenz hat, aber nur auf Grundlage der Umsatzzahlen und des EBIT auswerten kann. Hauptfehler von Cheuvreux bleibt aber, dass sie zukünftig die sich reduzierenden Verluste bei Maiia nicht auf dem Schirm hatten. Wäre man wie prognostiziert nur um 2% im Umsatz gewachsen, hätte also die Resellerumsätze buchhalterisch eliminiert, dann hätte Cheuvreux ihre Zahlen nicht in dieser Form angepasst.
Gerne Feedback und Kritik zu meiner Zusammenfassung.